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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Halfter unter dem Vordersitz des Wagens zu verstauen.
    Ich mußte ein paar Minuten
warten, während die bewaffneten Wächter im Haus herumtelefoniert und sich
überzeugt hatten, daß meine Angaben stimmten. Dann öffnete sich das massive
schmiedeeiserne Tor, und ich fuhr die achthundert Meter zur Tiefgarage weiter.
Zwei Leute warteten auf mich, als ich am Aufzug ankam. Der Angestellte, der den
Lift bediente, in seiner schicken silbergrauen Uniform und mit dem
Bronzeschildchen, auf dem die Initialen seines Herrn und Meisters standen, und O’Neil , makellos wie immer.
    »Sie entschuldigen doch, Holman ?« Er lächelte, während er mich schnell und
fachmännisch abtastete. »Eine der eher augenfälligen Vorsichtsmaßnahmen, ich
weiß, aber Barnaby beharrt auf solchen Dingen.«
    »Bitte«, sagte ich. Dann traten
wir alle drei in den Aufzug, und der rauschte nach oben.
    »Was empfindet man, wenn man
merkt, daß man recht gehabt hat ?« fragte O’Neil mit liebenswürdiger Stimme, als wir in die
gigantische Eingangshalle hinaustraten.
    »Womit ?« fragte ich.
    »Mit Martin Harris«, sagte er,
»dem dritten Interessenten, von dem Sie gestern gesprochen haben.«
    »Das lag doch nahe«, sagte ich
mit, wie ich hoffte, selbstgefälliger Stimme.
    »Ich finde es amüsant, Holman . Die beiden Titanen — Barnaby und Manatti — streiten sich die ganze Zeit darüber, wer die vermißte Flamini hat, und dabei
wurde sie unter ihrer beider Nasen weg von einem zweitklassigen Schauspieler
entführt.« Er blieb vor der mit Leder bezogenen Tür stehen. »Gehen Sie ruhig
hinein. Der Meister wartet auf Sie. Wir beide sehen uns später noch, und dann
wird Zeit für eine freundschaftliche Plauderei sein.« Die langen Wimpern
senkten sich und verbargen vorübergehend die Kälte in seinen Augen. »Wissen
Sie, es ist merkwürdig, ich hätte nie gedacht, daß ich Lonnie vermissen würde.
Er war ein lausiger Unterhalter — aber irgendwie geht er mir ab .«
    Er gab mir einen aufmunternden
Klaps auf den Rücken, und so stieß ich die Tür auf und trat in den riesigen
achteckigen Raum. Barnaby war mit dem beschäftigt, was sein Lieblingshobby zu
sein schien: Er starrte durch eine der Glaswände. Und sein glattrasierter Kopf
reflektierte das Sonnenlicht, als er sich mir zuwandte. »Schließen Sie die Tür, Holman .«
    Ich tat es und kam dann durch
das Zimmer auf ihn zu. Er hob, als ich die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte,
gebieterisch die Hand.
    »Das ist weit genug, danke.«
Seine hohe Stimme hatte einen nervösen Unterton. »Jedermann brütet seine
eigenen Bakterien aus, wissen Sie. Es ist sinnlos, eine unnötige Ansteckung zur
riskieren.«
    »Ich hätte gedacht, selbst Bakterien
hätten Respekt vor einem Mann Ihrer Statur«, sagte ich.
    »Verschonen Sie mich mit ihren
infantilen Versuchen, humorvoll zu sein«, fauchte er. »Sie sind hier, weil sich
Harris mit Manatti in Verbindung gesetzt und mit ihm
im Detail ausgemacht hat, wie und wann Sie ihm das Geld überbringen und für die
Rückkehr Anna Flaminis sorgen sollen. Erzählen Sie
mir Näheres darüber.«
    »Die Übergabe wurde auf heute abend achtzehn Uhr festgelegt«, sagte ich. »Ich
bringe das Geld, und Harris bringt die Flamini .«
    »Wo soll der Austausch
vorgenommen werden?«
    »Harris ist zugeknöpft«, log
ich. »Er wird das Manatti erst im letzten Augenblick
wissen lassen.«
    Die verschleierten Augen
starrten mich zwei Sekunden lang düster an, dann zuckte er die Schultern. »Es
ist nicht wichtig. Wichtig ist, daß Sie, sobald der Tausch vollzogen worden
ist, Anna Flamini geradewegs hierher bringen.«
    »Man erwartet von mir, daß ich
für Manatti arbeite«, sagte ich.
    »Der möchte, daß die
ursprünglichen Vereinbarungen eingehalten werden, und das werden sie auch, wenn
Anna Flamini hier ist.«
    »Ist das alles, was Sie mir
sagen wollten?« fragte ich.
    »Ja. Sie haben doch vermutlich
nicht vergessen, daß Miss Woodrows Sicherheit völlig von Ihrem eigenen
Verhalten abhängt?«
    »Ich habe es nicht vergessen«,
sagte ich. »Ich würde sie gern sprechen, bevor ich wegfahre.«
    »Das kann arrangiert werden«,
sagte er. »Teilen Sie Neil mit, Sie könnten das Mädchen mit meiner Billigung
sehen.«
    »Okay«, brummte ich.
    Er wandte mir den Rücken zu und
trat wieder vor die Glaswand. Einen Augenblick lang fragte ich mich, welche
Faszination wohl von dem Rundblick draußen ausgehen mochte. Vielleicht war er
auch einfach gelangweilt. Wahrscheinlich hätte jeder Psychiater

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