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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einen
ausgedehnten Vortrag über die innere Leere mächtiger reicher Männer halten
können, die ihre sexuellen Phantasien nur mit Hilfe von viel Geld verwirklichen
konnten.
    O’Neil wartete hinter der
lederbezogenen Tür auf mich. Er streifte die Cellophanhülle von einer Zigarre und ließ sich Zeit, sie anzuzünden.
    »Ihr Herr und Meister hat mir
die Erlaubnis erteilt, Miss Woodrow aufzusuchen, bevor ich gehe«, sagte ich.
    »Wie hübsch für Sie«, murmelte
er. »Ich glaube, das nennt man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.«
    »Genau wie bei Ihrem Meister
und der Flamini ?« sagte ich.
    »Mein Meister befiehlt, und ich
gehorche«, sagte er milde. »Vielleicht schieben wir unser kleines Geplauder
auf, bis Sie mit der Lady gesprochen haben?«
    Er drückte mit dem Daumen auf
den Knopf des Aufzugs, und gleich darauf glitt die Tür auf.
    »Erster Stock, Charlie«, sagte O’Neil zu dem Liftfahrer und sah mich dann in einer Weise
an, die man zur Not als schüchternes Lächeln bezeichnen konnte. »Sagen Sie mir
eins, Holman «, er machte eine gekonnt beiläufige
Bewegung mit der Zigarre, »was ist nun wirklich mit Lonnie passiert?«
    »Lonnie?« Ich spielte kunstvoll
den Verdutzten. »Ich glaube nicht, daß ich mich an den Namen erinnere.«
    »Sie können Lonnie nicht selber
erledigt haben«, sagte er langsam. »Und das bedeutet, daß Sie Hilfe gehabt
haben müssen.«
    Der Aufzug hielt, die Tür glitt
auf, und ich folgte O’Neil hinaus in eine andere
Etage von Axel Barnabys Phantasiewelt. Einen Augenblick lang hatte ich den
Eindruck, als ob alles Wirklichkeit sei; ich war hinausgetreten in einen
offenen Garten mit einem riesigen nierenförmigen Swimming-pool ,
umgeben von einem Rasen und mit üppigen grünen Sträuchern und Bäumen. Es traf
mich wie ein Schock, als mir klar wurde, daß alles, abgesehen von dem Mädchen
in dem schwarzen Bikini, das seine Beine am flachen Ende des Beckens ins Wasser
hängenließ, vorgetäuscht war und daß ich mich nach wie vor innerhalb des
Gebäudes befand. Ich beobachtete, wie eine künstlich projizierte Wolke langsam
unter der über zwölf Meter hohen Decke dahinschwebte, und sah dann O’Neil an.
    »Das begreife ich nicht«, sagte
ich ehrlich. »Wäre es nicht wesentlich einfacher gewesen, von vornherein einen
richtigen Garten anzulegen?«
    »Klar!« sagte er. »Aber die
Sache hat ihren Haken.«
    »Welchen denn?«
    »Bakterien! Wie können Sie
sicher sein, daß die frische Luft immer aseptisch ist?« Er zog selbstzufrieden
an seiner Zigarre. »Wer weiß, was für ein schrecklicher Virus plötzlich auf
irgendeiner Brise angesegelt kommt?«
    »Ich habe den Eindruck, als ob
Ihr Meister seine Probleme hätte.«
    »Keine, die seine intensiven hygienischen
Gegenmaßnahmen nicht lösen könnten.« O’Neil trat in
den Aufzug zurück. »Drücken Sie einfach auf den Knopf, wenn Sie Ihren Besuch
bei Miss Woodrow beendet haben.« Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Wann hat Axel
Barnaby zum letztenmal Eagle’s Rock verlassen?«
    »Wer weiß?« O’Neil grinste boshaft. »Vor fünf, vielleicht auch vor zehn Jahren?«
     
     
     

8
     
    Daphne Woodrows große dunkle
Augen sahen mir mit einer kalten Feindseligkeit entgegen, die drohte, jeden
Augenblick meinen Blutkreislauf erstarren zu lassen. Der knappe schwarze Bikini
hob sich wirkungsvoll gegen die Milchweiße ihres Teints ab, und ich fragte mich
flüchtig, warum Barnaby nicht auch noch eine gigantische Höhensonne in die
gewölbte Decke hatte installieren lassen, um die Illusion von einem Aufenthalt
im Freien zu vervollständigen.
    »Soviel ich mich erinnere«,
sagte sie, die schön klingenden Vokale mit besonderer Sorgfalt hervorhebend,
»habe ich Ihnen als letztes mitgeteilt, daß ich Sie für einen elenden, feigen
Dreckskerl halte. Bis jetzt ist noch nichts erfolgt, was meine Ansichten ändern
könnte.«
    »Ich habe von Axel Barnaby die
Erlaubnis bekommen, Sie kurz zu besuchen«, sagte ich. »Wie geht’s?«
    »Ich bin überglücklich!«
zischte sie. »Natürlich fange ich hie und da an, aus schierer Langeweile zu
schreien, aber schließlich kann man nicht alles haben.« Sie zog die Beine aus
dem Wasser und stand auf. »Sie haben mich in diese Sache hineingelotst, Holman «, sagte sie verbittert. »Und jetzt erwarte ich, daß
Sie mich herausholen — und zwar schnell.«
    »Das wird nicht einfach sein,
sagte der Zwerg zu dem einsneunzig großen Showgirl,
als seine Trittleiter soeben zusammengebrochen war.«
    »Auf der

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