Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
wie du denkst. Es ist ein bisschen anders, als ich gesagt habe.«
»Warum überrascht mich das nicht?«
»Ich habe die Angelegenheit etwas vereinfacht. Es war komplizierter, weniger sauber. Du hast das alles nicht wissen müssen und brauchst es auch jetzt nicht.«
»Ich bestehe darauf, es zu erfahren. Entweder sagst du es mir, oder ich werde es selbst herausfinden.«
Edward seufzte tief. Er stand auf, ging zu einer Schublade und holte eine Zigarre aus einer Kiste. Vor dem Kamin zündete er sie sich an. Fünf Züge später seufzte er erneut.
»Alessandra Northrope hat keine Geheimnisse gesammelt. Sie hat sie verbreitet. Nur dass sie nicht alle stimmten. Es gab einen Mann, der für Frankreich spioniert hat, und sie sollte ihm gewisse Dinge weitererzählen. Einiges davon traf zu, war aber unwichtig. Damit sollte die wahre Natur des Plans verschleiert werden. Anderes hingegen war schlichtweg falsch, um Sand ins Getriebe der französischen Strategien zu werfen.«
Die Enthüllung überraschte Jonathan. Und er empfand eine große Erleichterung. Es wäre ihm schwergefallen zuzugeben, dass Alessandra ihn hinters Licht geführt hatte. Außerdem war er froh, dass Celia nun die Wahrheit über ihre Mutter erfahren würde. Zumindest diese Enttäuschung konnte er ihr so ersparen.
»Sein Name steht nicht auf der Liste, die du gefunden hast, also vergiss die anderen einfach. Sie war nicht dumm. Sie hätte niemals eine Aufzeichnung darüber hinterlassen.«
»Dann war er ebenfalls Engländer? Es war nicht ihr ehemaliger französischer Liebhaber?«
Edward ignorierte die Frage. »Du darfst es ihr nicht erzählen«, sagte er. »Miss Pennifold. Auf gar keinen Fall.«
»Natürlich.« Doch er würde es ihr erzählen, und Edward konnte zur Hölle fahren. »Sind durch die zutreffenden Informationen Menschen gestorben? Das war ein gefährliches Spiel.«
»Niemand ist gestorben. Es wurde sehr vorsichtig gehandhabt. Die zeitliche Koordinierung war das Wichtigste, wie du weißt. Sie hat diesem Mann gegenüber beiläufig etwas erwähnt, etwas, das sie angeblich von einem anderen Gönner gehört hatte. Bis er die Information an seinen Kontakt weitergeben konnte und sie auf diesem Wege in Frankreich ankam, war sie veraltet und nutzlos. Doch es ließ sie vertrauenswürdiger wirken, wenn sie Fehlinformationen weitergab, die ihnen eine Menge Ärger bereiten würden.«
»Wer hat mit ihr zusammengearbeitet? Du?«
Er schüttelte den Kopf. »Man hat einen vertrauenswürdigen Mann ausgewählt, der nicht zu den üblichen Verdächtigen gehörte. Selbst ich habe erst nach Kriegsende davon erfahren. Es war eine Sache des Innenministeriums und des Militärs, von höchster Stelle, und wurde mit absoluter Diskretion behandelt.«
Und doch hatte jemand mit ihr zusammengearbeitet. Jemand »Vertrauenswürdiges« hatte ihr die Informationen geliefert, die sie weitergeben sollte.
Jonathan stand auf und ging zur Tür. Er würde von Onkel Edward nichts weiter erfahren. Er hatte sowieso schon alles, was er brauchte. »Du brauchst die Liste nicht. Du hast recht. Keiner der Männer, die damit zu tun haben, sind darin aufgeführt.«
Er warf noch einen letzten Blick zurück, während er durch die Doppeltür in den Garten verschwand. Edward wirkte erschüttert, und in seinem Blick lag beträchtliche Sorge.
23
Es waren viele Kissen. Celia fragte sich, ob die, die sie bereits auf ihrem Bett zusammengetragen hatte, ausreichten. Das mussten sie wohl, denn mehr hatte sie nicht.
Das Kaminfeuer hüllte das Zimmer in behagliche Wärme. Auf dem Tisch wartete Wein. Das beigefarbene Satinkleid umschmeichelte ihren Körper. Der Rest würde leicht sein. Er wollte, dass sie erregt war, und ihre gespannte Erwartung sorgte bereits dafür.
Sie würde heute Abend der Realität vorübergehend entkommen. Dieses Zimmer würde nicht mehr lange ihres sein, aber momentan war es noch ihr Zuhause. Ganz egal, was in der Zukunft geschah, sie würde sich an dieses Haus und diesen Raum und diese Leidenschaft erinnern.
Sie lag auf dem Bett, inmitten all dieser weichen Kissen. Sie fragte sich, ob Mr Watson gleich morgen jemanden schicken würde, um die Inventur durchzuführen, und ob Anthony nicht mehr als einen Gerichtsvollzieher brauchen würde, um sie und die anderen aus dem Haus zu werfen. Sie würde sich einen Anwalt suchen müssen, um herauszufinden, ob sie dies zumindest herauszögern könnte.
Die Ereignisse des Tages sollten sie traurig oder besorgt stimmen, aber das taten sie
Weitere Kostenlose Bücher