Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
nicht. Anthony abzuweisen hatte etwas in ihr freigesetzt. Es war eine Entscheidung, nahm sie an. Eine bessere als die erste, die sie ihn betreffend getroffen hatte. Sie war sehr stolz darauf, wie sie sich heute geschlagen hatte. Es würde ihr zwar leidtun, das Leben, das sie sich hier eingerichtet hatte, zu verlieren, aber sie bedauerte nicht den Grund dafür.
Hätte sie so stark sein können, wenn sie Jonathan nicht kennengelernt hätte? Wenn er sie nicht verführt und ihr damit den anderen Weg verbaut hätte? Er dachte wahrscheinlich, dass er sie mit dieser Affäre in eine Richtung getrieben hatte, die dem Leben ihrer Mutter glich. Stattdessen hatte sie entdeckt, dass sie die innigen Emotionen, die durch eine solche Intimität entstanden, nicht missen wollte, auch wenn der endgültige Preis dafür sehr hoch war. Sie fragte sich, was Alessandra darüber denken würde. Sicherlich nichts Gutes.
Vertraute Geräusche von unten verrieten ihr, dass Jonathan zurückgekehrt war. Gleich würde er heraufkommen. Sie schloss ihre Augen, während ihr Körper mit einer herrlichen Lebendigkeit reagierte.
Erotisch, nicht vulgär, Celia. Sie arrangierte ihr Kleid auf eine Weise um, die Alessandra zugesagt hätte.
Der Besuch bei Edward hatte Jonathan in schlechte Laune versetzt. Auf seinem Weg zurück in die Wells Street ging er die Unterhaltung immer wieder durch. Vor seinem inneren Auge sah er die Gesichtsausdrücke seines Onkels und analysierte sie genau. Er konnte den genauen Moment benennen, in dem Edward klar geworden war, dass seinem Neffen die logischen Schlussfolgerungen seiner Geschichte nicht entgangen waren.
Jonathan ging davon aus, dass nichts in seinem Verhalten seine Gedanken verraten hatte, aber andererseits kannte Edward ihn besser als jeder andere. Abgesehen von Celia vielleicht. Vielleicht gut genug, um einfach anzunehmen, dass die unausgesprochenen Schlussfolgerungen für den Mann, den sie am meisten angingen, offensichtlich sein würden.
Immer noch abgelenkt betrat er das Haus. Während er die Stufen hinaufstieg, schwankte er zwischen kurz vor dem Ausbruch stehender Wut und einer nie gekannten Verzweiflung.
Am ersten Treppenabsatz blickte er den Flur entlang zu Celias Zimmer. Es war wohl am besten, wenn er in dieser Stimmung nicht zu ihr gehen würde. Er ging zu ihrer Tür, um sich zu entschuldigen.
Nach dem Betreten des Raumes befand er sich in der warmen, verlockenden Atmosphäre, die Celia so hervorragend erschaffen konnte. Ein niedriges Feuer und ein paar Kerzen brannten, und in der Nähe des Kamins standen Wein und zwei Sessel bereit. Über einer Lehne hing einer ihrer Strickschals und gab dem Ganzen eine häusliche Note. Weibliche Details wie die kleine Vase mit immergrünen Zweigen sprachen von der Behaglichkeit, die man hier erfahren konnte.
Das Bett wiederum verhieß eine andere Behaglichkeit und eine andere Seite ihrer Weiblichkeit. Dort lag sie bereits ausgestreckt auf weichen Kissenhügeln. Der Satinstoff ihres Kleides schimmerte und warf an ihrer Taille elegante Falten. Von dort an war sie nackt; ihr runder Po und die wohlgeformten, gespreizten Beine entblößt.
Es war der erotischste Anblick, den er jemals gesehen hatte.
Sie stützte sich auf ihre Unterarme. Die Bewegung ließ ihren Rücken hohl werden und ihren Hintern aufragen. Ihr Blick verriet ihm, dass sie genau wusste, was sie tat.
»Viele Kissen, wie du es dir gewünscht hast. Marian wird es mir wahrscheinlich übelnehmen, dass ich ihres gestohlen habe«, sagte sie.
Da erinnerte er sich an ihre morgendlichen Spielereien und seine Forderung nach Satin und Kissen. Es schien so lange her zu sein.
»Du bist so wunderschön, dass es manchmal schmerzt, dich anzusehen, Celia. Du bist einfach vollkommen, und ich will dich. Aber es ist gerade kein guter Moment nach dem Tag, den ich hatte.«
»Ist etwas Schlimmes passiert? Mein Tag war ebenfalls furchtbar. Das macht es doch eigentlich zu einem perfekten Moment dafür, denkst du nicht? Wir werden die Kränkungen der Welt für eine kurze Zeit vergessen.« Sie streckte ihren Fuß ein wenig in die Höhe. »Was immer du willst, weißt du noch?«
Er legte Mantel und Gehrock ab und löste sein Halstuch. Dann trank er etwas Wein, während er beobachtete, wie sie ihn mit diesem Fuß und ihrem verheißungsvollen Blick lockte.
Was immer er wollte. In diesem Moment wollte er nichts lieber als die Wut herauszulassen, bevor sie ihn auseinanderriss. Er wollte sich in ihr vergraben, bis ihr Duft und
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