Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
wissen, wer es ist, nicht wahr?«
Er zog sie enger an sich und schlang seine Arme um sie. Dann blickte er an ihr vorbei in die Schatten. »Mein Cousin ist der einzige, der ein Motiv haben könnte und den man mit der Aufgabe betrauen würde, mit ihr zusammenzuarbeiten. Ich habe einmal gesehen, wie er in ihrem Haus eintraf. Doch sein Wappen ist nicht bei den anderen zu finden. Ich glaube nicht, dass er einer ihrer Gönner war.«
»Bist du dir sicher, dass er es getan hat? Was für eine furchtbare Sache, so etwas zu tun, nur weil einem die Existenz eines unehelichen Cousins nicht passt.«
»Ich bin mir ziemlich sicher. Und schon bald werde ich es genau wissen.«
Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Er seufzte nicht, aber sie hörte etwas recht Ähnliches in ihm. Sie wollte sich einreden, dass es ihm geholfen hatte, darüber zu sprechen, aber sie glaubte nicht daran.
»Mich nicht anzuerkennen war ihm nicht genug. Es beschämt mich, zugeben zu müssen, dass ich das erschreckend finde«, sagte er. »Es mag ihm nicht gefallen, dass wir uns das gleiche Blut teilen, aber es ist nun einmal so. Aber dass er meine Ermordung angeordnet hat …« Nun klang er endlich wütend, als ob dieses Gefühl einen Kampf gegen ein viel traurigeres gewonnen hätte.
»Was wirst du jetzt tun?«
»Ihm sagen, dass ich Bescheid weiß. Ihn damit konfrontieren. Dann werden wir das Gespräch haben, dem er aus dem Weg geht, seit ich neun Jahre alt war.«
Er hob sie hoch und begann zum Haus zurückzugehen. »Und dein schlimmer Tag, Celia? Wenn ich dich schon mit meinem gelangweilt habe, musst du mir auch von deinem erzählen.«
»Ich habe Anthony gesehen. Und seinen Anwalt.« Sie deutete auf das Haus. »Ich nehme an, dass es nicht mehr lange mir gehören wird. Es war ohnehin zu groß. Ich weiß jetzt, wie viel Geld mir die Pflanzen einbringen. Ich werde mit einem Makler sprechen und sehen, ob ich ein anderes Haus mieten kann.« Sie pikste ihn spielerisch in die Seite. »Ich werde darauf achten, dass es einen schönen Dachboden hat.«
»Wie hoch ist denn der Betrag, den du diesem Halunken schuldest?«
»Achthundert Pfund. Wer hätte gedacht, dass meine Mutter so gut im Handeln war?«
»Du scherzt darüber, aber ich weiß, dass es dich betrübt, Celia.«
»Immer wenn ich wegen des Verlusts des Hauses traurig werde, denke ich an Anthonys Gesicht, als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn auf keinen Fall nehmen werde, egal, zu welchem Preis. Sein Gesichtsausdruck heitert mich jedes Mal sofort wieder auf.«
Er öffnete nicht die Gartentür, sondern setzte sie auf der Bank ab, auf der er sie zum ersten Mal geküsst hatte. »Celia, bevor ich alt genug war, um Thornridges Schweigegeld abzulehnen, hatten sich etwas über tausend Pfund angesammelt. Nimm dir, was du brauchst, und werde den Kerl dadurch los.«
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Aber selbst wenn, hätte sie ohnehin kein Wort herausgebracht. Er sah sie an, als hätte er ihr nicht gerade etwas Außerordentliches angeboten. Ihre Kehle brannte und sie war tief bewegt.
Er verstand ihr Schweigen falsch. »Es ist nicht, was du denkst. Es ist keine Zahlung, wie deine Mutter sie erhalten hat.«
Natürlich war es das, doch das Motiv dahinter war gütig.
»Ich fühle mich geehrt, dass du mir das anbietest, Jonathan. Es handelt sich wahrscheinlich um dein gesamtes Vermögen, und du lebst bestimmt von den Zinsen.«
Er nahm ihre Hand und half ihr beim Aufstehen. »Dann werde ich mich gleich morgen darum kümmern.«
Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn. »Nein, das wirst du nicht. Ich werde mir ein anders Haus suchen. Und versuche auch nicht, es hinter meinem Rücken zu tun. Ich werde nicht zulassen, dass du dich ruinierst, weil sich meine Mutter geweigert hat, Anthony sein Geld zurückzuzahlen.«
Er widersprach ihr nicht. Stattdessen öffnete er die Tür und führte sie über die Schwelle. »Ich werde noch ein wenig hier draußen bleiben, Celia.«
»Dann wünsche ich dir eine gute Nacht, Jonathan.«
Sie schloss die Tür und ließ ihn im Dunkeln zurück. Zweifellos würde er über das Treffen mit Thornridge nachdenken wollen, das er geplant hatte.
Sie würde ebenfalls noch ein wenig nachdenken und sich vorstellen, was passieren würde, wenn Jonathan diese Familie zur Rede stellte und ihre Anerkennung forderte. Sie bezweifelte, dass Jonathan einen solchen Kampf unbewaffnet beginnen würde. Wenn er solch einen Schritt wagte, hoffte er auch auf einen Sieg.
Sie
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