Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
sagte, dass er stehen bleiben solle. Er bestand darauf, ihr beim Aussteigen zu helfen, aber zumindest versuchte er nicht, sie bis zu den Blumenständen zu begleiten. So ging sie allein hinüber und stand etwa eine Minute lang vor einem der Stände, bis eine Frau mit flammend roten Haaren, die sich um die Kunden kümmerte, sie sah.
»Celia? Ich dachte schon, ich sehe nicht recht.« Die Frau kam heraus und umarmte sie mit weichen, mütterlichen Armen.
»Es ist schön, dich zu sehen, Marian. Ich weiß, es ist ein paar Monate her.«
Marian winkte diese Monate mit einer Handbewegung beiseite. »Wenn du mir ein paar von deinen Blumen mitgebracht hast, ist es leider zu spät, um sie heute noch zu verkaufen. Wie du siehst, muss ich noch jede Menge loswerden, und die Zeit läuft davon.«
»Ich habe keine Blumen mitgebracht, Marian, sondern ein Angebot.«
Marians grüne Augen spiegelten erst Überraschung, dann Belustigung wider. »Es ist lieb von dir, an mich zu denken, meine Kleine, aber ich bin zu alt und zu derb, wenn du dich schließlich doch entschieden haben solltest, deiner Mutter nachzueifern, und nun andere Tauben für deinen Schlag suchst. Mein Beileid übrigens. Ich wäre um der alten Zeiten willen gekommen, aber …«
»Danke für deine freundlichen Worte, Marian. Aber ich bin nicht hier, um dich so zu rekrutieren, wie du meinst. Du hast mir vor fünf Jahren einen großen Gefallen getan, als du mir von Mrs Joyes und ihrem gütigen Herzen erzählt hast. Und jetzt würde ich dir gerne einen Gefallen tun.«
Marian deutete auf den Blumenstand. »Aber das hast du doch schon, oder nicht? Das Geld, das du mir gegeben hast, um den Stand aufzumachen, und die übrig gebliebenen Blumen, die du mir manchmal vorbeibringst, helfen mehr, als du dir vorstellen kannst. Endlich muss ich mein Geld nicht mehr auf dem Rücken verdienen, sondern kann in der Nachbarschaft bleiben, die ich mein ganzes Leben gekannt habe.«
Nun befürchtete Celia, dass Marians enge Bindung zu dieser Gegend dafür sorgen würde, dass sie das Angebot ablehnte. Und sie glaubte auch nicht, dass Marian nicht mehr als Prostituierte arbeitete. Zumindest nicht langfristig. Sollten die Tageseinkünfte aus den Blumenverkäufen eines Tages nicht für Brennmaterial und Essen reichen, wäre es zu leicht, stattdessen etwas anderes zu verkaufen, wonach immer Nachfrage herrschte. Selbst in ihrem mittleren Alter war Marian noch eine schöne Frau, die den Blick jeden Mannes auf sich ziehen konnte, der auf der Suche nach leichtem Vergnügen war.
»Mein Angebot würde bedeuten, dass du diese Gegend verlassen müsstest, aber du würdest nicht allzu weit entfernt sein, Marian. Du wärst in der Lage, oft hier vorbeizuschauen. Ich brauche jemanden, dem ich trauen kann, und wer sollte besser geeignet sein als die Frau, die sich mit mir angefreundet hat, als ich allein und verloren war?«
»Nicht verloren, meine Kleine. Denn trotz der Tränen in deinen Augen hast du klar genug gesehen, um zu wissen, wo du dich befandest und dass es kein Ort für jemanden wie dich war.«
Diese Tränen damals hatten sie nicht nur für die Gefahren auf dieser Straße geblendet, sondern auch gegenüber der Unmöglichkeit dessen, was sie getan hatte. Fortzulaufen war notwendig gewesen, aber auch närrisch in Anbetracht der Tatsache, dass sie keine Ahnung gehabt hatte, wohin sie gehen oder was sie tun sollte, nachdem sie ihre Mutter verlassen hatte.
Du hast auf diesen Straßen nichts verloren, meine Kleine. Hier lauern an jeder Ecke Zuhälter, um nach jemandem wie dir Ausschau zu halten, und für dein hübsches Gesicht und diese Haare wird einer von ihnen einen guten Preis von der Bordellmadam bekommen, die dich ihm abkauft. Ich habe ein wenig Geld. Wir mieten eine Kutsche und bringen dich nach Hause.
Das hatte die rothaarige Prostituierte gesagt, nachdem sie einen dieser aufdringlichen Zuhälter vertrieben hatte. Als Celia sich geweigert hatte, nach Hause zurückzukehren, hatte Marian ihr von der schönen Witwe erzählt, die manchmal die Blumenstände in Covent Garden aufsuchte, um den ärmsten Verkäuferinnen ihre überschüssigen Blumen zu geben.
»Ich habe ein Haus geerbt, Marian. Ich werde Daphnes Geschäftspartnerin. Ich brauche jemanden, der dort mit mir lebt, und ich habe sofort an dich gedacht. Ich hoffe, dass es ein sicheres Leben werden wird, und ich weiß, dass du perfekt dorthin passen würdest.«
In Marians Augen blitzte Interesse auf, während Celia ihre Pläne weiter
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