Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
vorsichtiger sein.
»Lass uns deinen Garten von diesem netten Fenster dort betrachten«, sagte Verity. »Dann entscheiden wir, welche Pflanzen entfernt werden müssen, um die Aussicht zu verbessern.«
Während sich Celia an der Planung beteiligte, war ein Teil ihrer Gedanken noch mit Veritys erstaunlicher Enthüllung über Mr Albrightons Herkunft beschäftigt. Sie wurde von einem seltsamen Gefühl übermannt, das ihre Stimmung verdüsterte.
Das Gefühl war Enttäuschung.
Irgendwie hatte sie gedacht … genau genommen hatte sie gar nichts gedacht. Aber sie hatte in seiner Gegenwart etwas gespürt und die unbestreitbare Anziehung genossen, die zwischen ihnen existierte.
Nun würde sie diese Dinge nie wieder auf die gleiche Weise erleben können. Wenn er tatsächlich der Bastard von Thornridge war, wäre es normal für ihn, auf mehr zu hoffen, als er momentan hatte, sowie auf die gesellschaftlichen Vorteile, die ihm seine Abstammung verschaffen konnte. Er hatte während seiner Schulzeit eine Kostprobe davon bekommen, genauso wie durch die Tatsache, dass er in Häusern wie dem des Earls of Hawkeswell empfangen wurde.
Mr Albrighton würde sich nicht auf etwas einlassen, was ihm seinen gesellschaftlichen Aufstieg verbauen konnte. Er würde die Regeln nicht brechen wollen.
Was bedeutete, wenn zwischen ihnen beiden jemals etwas sein würde, wenn das leise Pochen zwischen ihnen jemals Erfüllung fand, würde sie sich nicht einreden können, dass es sich um etwas anderes handelte als um einen Mann von Stand, der sich mit einer Frau amüsierte, die niemals mehr für ihn sein konnte als das.
Das Beste, was sie erwarten konnte, war das, was Anthony für sie geplant hatte, und das Schlimmste wäre so viel schlimmer. Und genau wie bei Anthony würde alles, was zwischen ihnen war, durch ihre und seine Herkunft bestimmt werden.
6
Der Tag hatte spät begonnen, und durch Veritys Besuch waren Celias Pläne noch mehr verzögert worden. Es war also schon fast sechzehn Uhr, als sie schließlich ihre Haube und den Wollmantel überzog. Sie ging durch den Garten zu der Stallung, wo ihre Stute untergebracht war.
Sie bat gerade darum, das Pferd zu ihrem Kutschenhaus zu bringen, als Mr Albrighton ankam. Er stand etwas beiseite, bis der Stallbursche verschwunden war, doch als sie losging, schloss er sich ihr an.
»Ist es klug, noch so spät mit der Kutsche auszufahren, Miss Pennifold?«
»Genauso klug, wie um diese Uhrzeit mit dem Pferd auszureiten, Mr Albrighton.«
»Mein Pferd ist schneller als Ihre Kutsche, und ich bin im Sattel auch weniger angreifbar als jemand in einem kleinen offenen Einspänner.«
»Ihr gut gemeinter Ratschlag ist vermerkt. Doch ich bin entschlossen, heute eine notwendige Aufgabe zu erledigen. Aber ich werde auf mich achtgeben, vielen Dank.«
Doch er ging nicht wie erwartet zu den Stallungen zurück, sondern weiter neben ihr her. »Gestatten Sie mir, Sie zu begleiten. Die Straßen sind in letzter Zeit nicht mehr den ganzen Tag sicher, und vielleicht finden Sie sich nach Sonnenuntergang allein wieder.«
»Solch eine Mühe kann ich von Ihnen nicht verlangen. Sie haben bereits Ihren Morgen damit verbracht, die Regale zu bauen. Wenn Sie noch mehr tun, werde ich zu sehr in Ihrer Schuld stehen.«
Für den Sohn eines Earls hatte dieser Mann einen entschieden unbekümmerten Zug. Er riskierte seine Hände im Umgang mit einem Hammer, und nun schien es ihm auch noch egal zu sein, in der Öffentlichkeit mit ihr gesehen zu werden. Vielleicht nahm er einfach nur an, dass er dadurch als Mann galt, der sich mit der nächsten Göttin der Halbwelt vergnügte. Was natürlich möglicherweise zutraf.
»Es ist keine Mühe, Miss Pennifold. Ich bestehe darauf, dass Sie meine Hilfe annehmen. Sie wissen auch, dass Sie es besser tun sollten.« Sie blieb vor dem Kutschenhaus stehen. »Wohin wollen Sie überhaupt?«
Sie warf einen Blick zurück. Der Stallbursche führte gerade ihre Stute zu ihnen. »Nach Covent Garden.«
»Nun bestehe ich umso mehr darauf, dass Sie mir gestatten, Sie zu begleiten. Ich möchte keine Widerrede mehr hören. Gestern gab es dort am Fluss noch eine große Demonstration, und in den ärmlicheren Vierteln sind die Gemüter immer noch erhitzt.«
Gemäß seiner Ankündigung ließ er keine Einwände zu. Zehn Minuten später nahm er die Zügel an sich, die zwischen ihm und Celia gelegen hatten, und sie begannen ihren kleinen Ausflug.
»Wohin in Covent Garden soll es denn gehen?«, fragte er.
»Ich weiß es
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