Eine Lady zu gewinnen ...
vorzubereiten, aber das war genug. »Keineswegs, solange es nach ein Uhr mittags ist. Mein Großvater soll denken, ich wäre auf meinem Nachmittagsausritt.« Während sie auf Pierce zusteuerten, verlangsamte sie ihre Schritte noch einmal und senkte die Stimme. »Und kein Wort zu meinem Cousin. Er würde es sofort Poppy weitererzählen.«
Lord Gabriel warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Bedeutet das, dass wir eine Verabredung zu einem heimlichen Rennen haben? Nur wir beide?«
Etwas in Lord Gabriels Lächeln ließ sie wachsam werden – und ihr Herz ein unmerkliches bisschen schneller schlagen.
Ihr Blick verfinsterte sich. »Seien Sie nicht albern. Pierce muss dabei sein. Ich muss schließlich irgendwie sichergehen, dass sie nicht betrügen.«
»Du lieber Himmel …«
»Aber ich werde ihn erst in letzter Minute einweihen. Das hat fabelhaft funktioniert, als er mich nach Turnham Green begleitet hat.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Pierce macht alles, was ich sage.«
»Außer, sie nicht bei Ihrem Großvater zu verpetzen«, bemerkte Lord Gabriel trocken. »Ich vermute, selbst Devonmonts Geduld mit Ihren Marotten hat irgendwo Grenzen.«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Noch nicht.«
Lord Gabriel verstand die Freundschaft zwischen ihr und ihrem Cousin nicht. Sie waren praktisch wie Geschwister.
Doch als Pierce ihnen schließlich sichtbar ungeduldig entgegenkam, fragte sie sich, ob seine Geduld nicht doch Grenzen hatte.
»Guten Abend, Sharpe«, sagte Pierce kühl. Mit einer heftigen Bewegung hielt er ihr einen Punschbecher hin. »Du sagtest, du hättest Durst.«
»Den habe ich. Danke.«
Pierce streifte Lord Gabriel mit einem Blick. »Es hat mich überrascht, Sie beide tanzen zu sehen, Sharpe. Virginia empfindet nicht eben viel Sympathie für Sie.«
»Das ist Schnee von gestern«, erwiderte Lord Gabriel mit einem herablassenden Lächeln.
Virginia sah ihn misstrauisch an. Der Kerl hatte einen unangenehmen Hang dazu, zu glauben, was ihm passte.
Ein Gentleman, der ihr irgendwoher bekannt vorkam, schlenderte herbei, und sowohl Pierce als auch Lord Gabriel strafften ihre Haltung, als er sich näherte.
»Sehr schön, sehr schön«, sagte der Mann und betrachtete die kleine Gruppe neugierig. »Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen, Sharpe. Ich habe Sie heute beim Rennen vermisst.«
Lord Gabriel zuckte die Schultern. »Ich habe nichts verpasst. Ich wusste, dass Jessups Stute gewinnt.«
»Was sagen Sie dazu, Miss Waverly?«, sagte der Fremde mit öliger Herablassung. »Zu schade, dass Sie sich nicht mit Sharpe beraten haben. Ihr Großvater hätte sich die Mühe sparen und Ghost Rider im Stall lassen können.«
Der Mann war Virginia auf Anhieb unsympathisch. »Entschuldigen Sie, Sir, aber ich wüsste nicht, dass wir uns kennen.«
Pierce trat dazwischen und stellte den Mann als Lieutenant Chetwin vor. »Chetwin ist mit seinem Gespann gegen Sharpe in Turnham Green angetreten«, fügte er hinzu.
»Ah, ja, ich erinnere mich.« Noch so ein skrupelloser Schuft, der um des bloßen Nervenkitzels willen bereit war, alles zu tun, egal, wer dabei zu Schaden kam. Sie war allerdings überrascht, dass Pierce den Mann kannte. Er hatte ihn nie erwähnt.
»Sagen Sie, Miss Waverly«, fragte der Lieutenant mit einem selbstgefälligen Grinsen, »weigert sich Sharpe immer noch, gegen Sie anzutreten?«
»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, antwortete sie kühl.
Sein Grinsen verschwand. »Ich habe mich nur gefragt, ob er sich genauso ziert, gegen Sie anzutreten, wie gegen mich. Ständig versuche ich, ihn zu einer Revanche in Turnham Green zu überreden, aber er weigert sich. Beim letzten Mal musste ich seine Mutter beleidigen, damit er bereit war, die Nadelöhrstrecke zu fahren.«
»Und dabei habe ich Sie geschlagen«, sagte Lord Gabriel betont gelangweilt, doch seine Augen blitzten. »Wenn ich beim ersten Mal nicht den Felsen touchiert und meinen Phaeton ruiniert hätte, dann hätte ich Sie auch beim zweiten Mal geschlagen.«
»Aber es geht doch gerade darum, nicht gegen den Felsen zu fahren, alter Junge«, erwiderte Lieutenant Chetwin höhnisch. »Meinen Sie nicht, Miss Waverly?«
Machte sich dieser ekelhafte Kerl über den Tod ihres Bruders lustig? »Mir scheint, es geht darum zu gewinnen, Sir. Und Sie haben verloren.«
Lieutenant Chetwins Blick wurde kühl. »Nur weil sich ein Stein unter dem Hufeisen eines meiner Pferde verfangen hat, wie Sharpe ganz genau weiß. Und weil ich klug genug war, rechtzeitig
Weitere Kostenlose Bücher