Eine Lady zu gewinnen ...
wobei seine Daumen immer wieder die Unterseite ihrer Brüste streiften …
Ein plötzlicher stechender Schmerz im Arm ließ sie aufschreien. Sie stieß ihn von sich. »Was zum Teufel?«
»Jacky Boy«, knurrte er das Pony an, das sie gerade in den Arm gezwickt hatte. »Lass das sein!«
Sie drehte sich zu dem Pony um, das seine Lippen schürzte und ihr die Zähne zeigte. Wenn sie jemals Eifersucht in der Miene eines Tieres gelesen hatte, dann im Gesicht dieses Ponys.
Gabriel untersuchte ihren Arm mit echter Besorgnis. Als er feststellte, dass der Biss nicht einmal den Stoff ihres Kleids geritzt hatte, wandte er sich dem Pony zu. »So geht das nicht, mein Junge«, schalt er es sanft. »Du darfst nicht einfach eine Lady beißen.«
Das Pony stupste Gabriel mit den Nüstern an und schob seinen Kopf zwischen sie, als wollte es sie voneinander trennen.
Mit einem unterdrückten Lachen brachte sich Virginia außer Reichweite. Auch wenn Gabriel es »mein Junge« genannt hatte, war es offensichtlich, dass das Pony seine besten Tage längst hinter sich hatte. Das arme Tier hatte bestimmt nicht mehr lange zu leben, und es hing offenkundig sehr an seinem Besitzer.
Dem Himmel sei Dank. Sie war kurz davor gewesen, Gott weiß was zu tun.
»Es tut mir leid«, sagte Gabriel. »Jacky Boy war mein allererstes Pferd, daher ist er ein wenig besitzergreifend. Er ist auf alles und jeden eifersüchtig. Er war schon verstimmt, weil Flying Jane in seinen Stall gekommen ist, und jetzt hat er seine schlechte Laune an Ihnen ausgelassen.«
»Er hat keinen Grund, auf mich eifersüchtig zu sein«, sagte sie.
Gabriels Augen verdunkelten sich, als er auf sie zukam. »Er hat allen Grund der Welt.« Sein Blick fuhr so voller Leidenschaft an ihrem Körper herab, dass ihr Atem sich erneut beschleunigte. »Aber er wird sich daran gewöhnen müssen.«
Seine Andeutung, dass es irgendeine Art von gemeinsamer Zukunft für sie geben könnte, beunruhigte sie mehr als alles, was zuvor geschehen war. Sie zog sich zurück, entsetzt darüber, wie weit sie mit ihm gegangen war.
»Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde mich nicht mit dem Mörder meines Bruders einlassen.«
Seine Miene versteinerte, doch in seinen Augen loderte ein Feuer, das sie versengte. »Werden Sie es denn nie müde, auf dieser Sache herumzureiten, Virginia?«, stieß er hervor, und seine Stimme klang, als kostete es ihn eine übermenschliche Willensanstrengung, sie nicht auf der Stelle zu erwürgen. »Ich habe Ihren Bruder nicht ermordet. Zu einem Mord gehört Vorsatz. Was geschehen ist, war ein tragischer Unfall …«
»Den Sie verursacht haben, indem Sie ihn provozierten, als er betrunken war«, gab sie zurück. »Roger war so betrunken, dass er nicht wusste, was er tat.«
»Bei unserem Rennen war er völlig nüchtern.«
»Poppy sagt etwas anderes.«
»Ihr Großvater war nicht dabei. Er braucht einen Schuldigen, und dieser Schuldige bin ich. Das heißt aber nicht, dass ich schuldig bin.«
»Er … er hat aber auch keinen Grund, zu lügen.«
»Menschen machen sich manchmal etwas vor.« Er näherte sich ihr von Neuem. »Das ist besser, als der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen, dass Ihr Bruder …«
»Was zur Hölle geht hier vor?«, erklang die Stimme ihres Großvaters vom Stalltor her.
Gabriel blieb ruckartig stehen. »Guten Morgen, General«, sagte er, obwohl er sie weiterhin unverwandt ansah. »Ihre Enkelin und ich unterhielten uns gerade über ein Rennen.«
Als ihr Großvater sich kampfeslustig zu voller Größe aufrichtete, fügte sie hastig hinzu: »Ich bin in den Stall gekommen, um mir Gabriels … ich meine, Lord Gabriels Kutsche und seine Pferde anzusehen, Poppy, und dabei bin ich zufällig seiner Lordschaft begegnet.«
Jetzt konnte sie genauso gut alles zugeben. Dann würde Lord Gabriel wenigstens nicht denken, dass sie nach ihm gesucht hatte. Oder noch schlimmer, dass sie sein Vollblut ausspionieren wollte, um Poppy einen Vorteil beim St.-Leger-Rennen zu verschaffen.
»Es ziemt sich für dich nicht, allein in Ställen herumzulaufen«, sagte Poppy barsch.
»Dasselbe hat mir seine Lordschaft gerade auch gesagt. Er wollte mich eben zurück ins Haus begleiten.«
Ihr Großvater ließ einen skeptischen Blick zwischen ihr und Lord Gabriel hin- und herschweifen. Sie schickte ein lautloses Gebet zum Himmel, dass er ihre Lüge nicht erkannte und dass er nicht bemerken möge, dass sie gerade bis zur Besinnungslosigkeit geküsst worden war.
In
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