Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
nächste Leiche kommt bestimmt. Vielleicht zum Nachtisch.«
Ihm wurde zwar ein bisschen übel bei diesen Worten, da sie zu nah an der Wahrheit lagen, aber sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Mit einem Freudenjubel versammelten sich seine Gäste um ihn und gingen geschlossen Richtung Hotel, während Hubers Gäste sich nur ungern von ihnen verabschiedeten und eher langsam zum Hotel »Zum schönen Ausblick« schritten.
Simon konnte noch lange hören, wie die Gäste mit Huber diskutierten und eine Verbesserung des Spieles verlangten. Was jedoch als Ergebnis dabei herauskam, konnte Simon nicht verstehen. Es wurde vom Nachtwind davongetragen.
Der Verräter
Wieder im Hotel gingen die Gäste zuerst in ihre Zimmer, um sich für das Dinner umzuziehen.
Auch Simon stürzte sofort in seine Privatgemächer, legte den Skianzug ab und schlüpfte in seinen Smoking, bevor er in den Salon eilte. Dort war das Zimmermädchen Stefanie gerade dabei, das dampfende Gemüse auf den Tisch zu stellen.
»Stefanie, ich möchte mit dir sprechen.« Simon wollte keine Zeit verlieren. Er musste unbedingt herausfinden, wer der Maulwurf war und seine Geheimnisse an Huber verriet. Denn wer weiß, was dieser Verräter noch auf dem Kerbholz hatte. Simon wusste zwar nicht, wie Verbrecherseelen so tickten, aber möglicherweise war es vom Verrat nur noch ein kleiner Schritt bis zum Mord. »Jetzt.«
»In Ordnung.« Stefanie stellte das Gemüse ab und kam auf ihn zu.
»Hast du dem Huber von der Fackelabfahrt erzählt?«
Stefanie reagierte entsetzt. »Nein! Niemals! Das würde ich niemals tun!«
»Weißt du, woher er das wissen konnte?«
»Nein! Ich hatte ja keine Ahnung, dass er davon wusste!«
»Er hat zur selben Zeit mit uns eine Fackelabfahrt veranstaltet.«
»Das wusste ich nicht. Woher hat er davon erfahren?«
»Das möchte ich ja eben herausfinden.«
»Ich war es nicht! Ich habe ihm nichts verraten.« Wie schon Stunden zuvor schlich sich Panik in ihre Augen. »Ich würde so etwas niemals tun.«
»Und aus Versehen? Dass du es vielleicht nebenbei im Gespräch mit einem seiner Zimmermädchen erwähnt hast?«
»Ich mag sein Zimmermädchen nicht, sie ist eine solche Zicke. Wir reden nicht miteinander. Und Johann, der Roomboy, ist…er ist…«
Sie stockte und wurde wieder rot.
»Er ist schwul, ich weiß«, half ihr Simon heraus. »Mit ihm redest du auch nicht?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, ich schwöre es.«
»Na gut«, seufzte er. »Das ist ein Albtraum. Dieser ganze Abend ist ein Albtraum. Irgendwie geht nichts so, wie es soll.«
»Aber die Gäste lieben es doch!«
»Die haben ja auch keine Ahnung, was hier wirklich passiert.«
»Was denn?« Wieder trat der ängstliche Ausdruck in Stefanies Augen, so dass Simon abwinkte.
»Nichts.«
Simon sah Stefanie an, die mit weit aufgerissenen Augen vor ihm stand. Sie konnte es nicht gewesen sein, sie hätte nicht die Nerven für ein doppeltes Spiel, dachte Simon. Sie war viel zu schüchtern und unsicher dafür, eine Verräterin zu sein. Und er glaubte ihr, dass sie mit niemandem da drüben sprach. Sie redete ja kaum mit Marie, mit der sie Tag für Tag in Simons Hotel zusammen arbeitete. Sie schwieg lieber und machte still ihre Arbeit.
Der Verräter musste jemand sein, der mit allen Wassern gewaschen war und sich unauffällig im Hintergrund hielt. Und der einen Bezug zu Huber hatte. Wie Marie zum Beispiel, das andere Zimmermädchen. Ihre Familie hatte früher für das Hotel »Zur schönen Aussicht« gearbeitet. Vielleicht tat Marie das heimlich immer noch?
Simon überließ Stefanie ihrer Arbeit und ging durch das Haus, um Marie zu suchen.
In der Zwischenzeit waren die ersten Gäste ebenfalls umgezogen und betraten in ihren Hercule-Poirot- und Miss-Marple-Sachen den Salon.
Schließlich fand Simon Marie im Zimmer von Martin Sarotzki und Andrea Krist, wo sie die Betten getrennt voneinander aufstellte und frisch bezog, während das Model daneben stand und jeden Handgriff überwachte.
Simon legte den Hausherrenton auf und befahl Marie, ihre Arbeit zu unterbrechen und mit ihm zu kommen. Sie ließ auch sofort das Bettlaken hängen, wo es war, und folgte ihm.
»Was ist denn?«
»Es geht um den Huber. Arbeitest du für ihn?«
Plötzlich verzog sich das Gesicht des Mädchens zu einem verächtlichen und angewiderten Ausdruck.
»Dieses Schwein! Nie im Leben würde ich für den arbeiten! Schlimm genug, dass er das Leben meiner Eltern ruiniert hat, aber meines wird er
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