Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
niemals in die Finger bekommen. Niemals!«
Simon war überrascht über die Stärke ihrer Abneigung. »Was ist denn passiert?«
»Meine Eltern wollten das alte Hotel damals auch kaufen, haben ihr Haus verkauft und alle Welt angepumpt, um das Geld aufzutreiben, doch Huber hat sie überboten. Sie haben versucht, mit Hilfe von Anwälten doch noch an das Hotel zu kommen, aber es hat nichts gebracht. Jetzt haben sie kein Haus mehr, aber dafür wegen der Anwaltskosten überall Schulden. Es ist schrecklich, sehen zu müssen, wie sie in dieser kleinen Wohnung hausen.«
»Verstehe.« Nach dieser Geschichte konnte sich Simon nicht vorstellen, dass Marie ausgerechnet Huber die Geheimnisse zuspielen würde. Er glaubte ihr. Noch immer war ihr Gesicht voller Abscheu, sie schüttelte sich fast vor Widerwillen, Hubers Namen aussprechen zu müssen.
»Ich würde niemals für den arbeiten. Wenn du ihn verklagen willst, ich bin auf deiner Seite. Ich würde dir sogar meinen Lohn geben, wenn es am Geld liegt. Wie viele Monate soll ich darauf verzichten? Kein Problem, dafür würde ich gerne hungern.«
Simon dankte ihr für das Angebot, ging aber erst einmal nicht weiter darauf ein. Stattdessen fragte er sie ebenfalls, ob sie zufällig im Gespräch mit den Angestellten des anderen Hauses etwas erwähnt hatte, doch auch sie schüttelte den Kopf. Sie mache einen großen Bogen um das Hotel und jeden, der darin arbeitete. Auch seine Frage, ob sie einen Fremden in seinem Hotel gesehen hätte, konnte sie nicht bejahen.
Nachdenklich stieg Simon die Treppe wieder nach unten, während sich Marie weiter um das Bett von Andrea Krist kümmerte und dabei laut vor sich hin schimpfte, wobei sehr oft der Name Huber fiel.
In der Küche sah es aus wie in einer Nebelschlucht. Weißer Dampf waberte durch den Raum und beschlug Fensterscheiben und Metall. Simon konnte kaum erkennen, wer sich in dem Raum befand, als er die Tür öffnete.
»Kalle?«
Als Antwort erfolgte nur ein Grummeln.
»Kalle? Bist du da drin?«
Immer noch kam keine Antwort, doch plötzlich stand der Riese vor Simon.
»Was willst du? Wenn du mich nach Hause schicken willst, weil ich suspendiert bin, dann gehe ich nicht. Die Gäste müssen versorgt werden. Jetzt muss unbedingt das Abendessen stattfinden. Noch eine Verzögerung und du kannst den Braten wegschmeißen.«
»Jetzt wird auch gegessen, darum geht es nicht. Wir reden draußen.«
Simon konnte wegen des Dampfes zwar nicht sehen, ob die Küchenhilfe im Raum war, aber er wollte kein Risiko eingehen und sie unnötig warnen, dass er einen Verräter suchte.
»Draußen? Das geht nicht. Ich muss den Braten servieren.«
»Den Braten kann Stefanie servieren, oder du später. Es dauert nicht lange.«
Kalle warf einen sehnsüchtigen Blick auf seinen Braten, bevor er schließlich Simon aus der Küche folgte.
In der Diele wartete Simon, bis zwei Gäste in Miss-Marple-Kleidung die Treppe heruntergestiegen und in den Salon gegangen waren, bevor er Kalle ansprach: »Ich weiß, wir hatten heute einen kleinen Disput, aber der hat nichts mit der Sache zu tun, die ich dich jetzt fragen muss. Kalle, arbeitest du auch für Huber?«
»Was?« Kalle schluckte sichtbar. Sein Adamsapfel bewegte sich auf und ab. Auf seine Stirn traten Schweißperlen. »Was meinst du? Ich arbeite doch für dich.«
»Ja, ich zahle deinen Lohn. Aber arbeitest du auch für Huber? Ich meine, zahlt er dir vielleicht etwas dafür, dass du hin und wieder mit ihm redest?«
Simon wollte Kalle nicht direkt fragen, ob er Simons Geheimnisse verriet, denn wenn Kalle unschuldig war, wäre sein Zorn bei solch einer Anschuldigung mit Sicherheit furchtbar. Doch Kalle blieb erschreckend ruhig.
»Nein, Huber zahlt mir nichts dafür, dass ich mit ihm rede. Was soll das? Kann ich jetzt wieder in meine Küche?«
Simon starrte ihn an.
»Du tobst nicht, weil ich dich das frage?«
»Nein, wieso sollte ich?«
»Du hast mit Huber gesprochen.«
»Nein. Wovon redest du? Ich will zurück in meine Küche.«
Doch Simon hielt ihn fest. »Du hast Huber meine Pläne verraten, die von dem Mörderspiel und der Fackelabfahrt. Du bist ein Verräter.«
»Nein!«
»Hast du vielleicht auch Lukas umgebracht?«
»Was?« Jetzt sah Kalle aber doch entsetzt aus. »Was soll das? Lass mich los.«
Kalle riss sich los. Simon wollte ihn wieder greifen, doch in diesem Moment öffnete sich die Eingangstür und zwei Sherlock Holmes' und ein Dr. Watson traten ein.
Kalle nutzte die Gelegenheit und verschwand in der Küche, während Simon
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