Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
haben.«
»Richtig.«
»Das heißt, wir müssen weitersuchen.«
»Auch richtig.«
»Gut, also nehmen wir uns das nächste Zimmer vor.«
Sie gingen zu dem, das neben Mona Winters Quartier lag.
Schon beim Eintreten erkannten Simon und Huber sofort, wem dieses Zimmer gehörte.
Die Betten waren getrennt und standen so weit wie möglich entfernt voneinander. Eine Linie aus Lippenstift war in die Mitte des Raumes auf den Fußboden gemalt. Sie machte auch vor der Kommode mit dem Spiegel nicht halt. Beides war ebenfalls durch einen dicken roten Strich in zwei Hälften geteilt. Simon schüttelte den Kopf.
»Beim nächsten Mal werde ich die Zimmer symmetrisch einrichten, aber so, dass nichts genau in der Mitte steht.«
Huber machte die Tür hinter ihnen zu.
»Los geht's.«
»Ich nehme seine Seite, Sie die von ihr«, meinte Huber und begab sich auf die rechte Seite des Zimmers, wo ein Smoking am Schrank auf einen Mann hindeutete.
»In Ordnung.«
Simon ging auf die andere Seite des Raumes. Ein offener Koffer mit femininer Kleidung stand halb offen. Simon durchsuchte vorsichtig den Inhalt, während er die Taschenlampe mit dem Mund festhielt. Dadurch hatte er genügend Licht und konnte dennoch beide Hände für die Durchsuchung benutzen.
Die Kleidung im Koffer fühlte sich weich und leicht an, und sie duftete gut.
Darunter fand Simon einen Umschlag, der in seinen Händen knisterte. Vorsichtig zog er ihn unter der Wäsche hervor und öffnete ihn. Es befanden sich Fotos von Silvia Terfoorth mit ihrem Mann aus früheren Tagen darin. Beim Skifahren, Schwimmen oder Wandern. Eines wurde am Frühstückstisch gemacht, als Lutz Terfoorth gerade herzhaft in ein Brötchen biss und dabei lachte.
Erinnerungen an glückliche Zeiten.
Darunter befanden sich Formulare. Simon brauchte nur einen kurzen Blick darauf zu werfen, um zu wissen, worum es sich handelte. Scheidungspapiere. Sie waren bereits ausgefüllt und von ihr unterschrieben. Silvia Terfoorth wollte offenbar ernst machen. Nichts mit Kind.
»Ich habe wieder was.« Die Stimme von Huber riss ihn aus seinen Betrachtungen.
»Was ist es?«
»Sehen Sie selbst. Ich glaube, wir haben ihn.«
»Oh Gott.« Simon ging zu Huber, der neben der Tasche kniete, und nahm das Hemd, das dieser hochhielt, in die Hand. Es war voller Flecken.
»Das ist Blut.«
»Wessen Blut das ist, würde ich nur zu gerne wissen. Wahrscheinlich von Ihrem Freund.«
»Das Schwein hat ihn auf dem Gewissen.«
»«Wir müssen ihn verhören.«
»Ja.« Simon schwieg und knirschte mit den Zähnen. Hatte dieser Kerl wirklich seinen Freund Lukas getötet? Und wollte er als Nächstes Simon umbringen? Aber warum?
»Hat er nicht vorhin gesagt, man solle Sie aus dem Verkehr ziehen, weil Sie so ein schlechter Gastgeber sind?«
»Ja. Ich hätte nur nicht gedacht, dass er damit meint, ich solle sterben. Bin ich wirklich so schlimm?«
»Das kann ich nicht beurteilen. Aber es kann schon sein, nachdem, was mir Kalle so erzählt hat. Er musste oft Ihre Bestellungen korrigieren, weil Sie sich völlig verkalkuliert haben. Aber Sie deswegen umbringen zu wollen, halte ich für übertrieben.«
»Ich auch.«
»Es wäre viel logischer, wenn er seine Frau töten würde, da hätte er wirklich ein Motiv. Oder er denkt, Sie haben ihm die Frau ausgespannt.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Überlegen Sie! Haben Sie sie schon mal getroffen?«
»Nein! Habe ich nicht!«
»Schon gut. Wir sollten nur jede Möglichkeit in Betracht ziehen.«
Huber schwieg und dachte nach.
Simon ebenfalls.
Und was hätte Terfoorth gegen Lukas haben sollen? Warum hatte er ihn getötet? Waren sich die beiden vielleicht schon einmal begegnet? Hatte Lukas vielleicht einmal eine Affäre mit Silvia Terfoorth? Oder war Lukas ihm anderweitig auf den Schlips getreten, hatte Geld gestohlen oder etwas erfahren, was er nicht wissen durfte? Es gab so viele Fragen, aber um sie beantworten zu können, hätte Simon jedes Detail aus Lukas' Leben wissen müssen. Die einzige Möglichkeit, an Informationen zu kommen, war, in Lukas' Zimmer nachzusehen, ob sich dort ein Hinweis fand.
Huber hatte mittlerweile den Block aus Mona Winters Zimmer in die Hand genommen und sah ihn von allen Seiten an. Dann wandte er sich an Simon.
»Ich brauche den Schlüssel.«
»Wofür?«
»Ich muss einen Bleistift finden. Wir brauchen den Rest der Nachricht. Vielleicht steht da mehr.«
Simon reichte ihm den Schlüssel und Huber schlich aus der Tür.
In der Zwischenzeit überlegte Simon, ob Lutz Terfoorth tatsächlich die
Weitere Kostenlose Bücher