Eine Liebe fürs Leben
war!
„Ich habe dich mit deinem Verlobten auf der Tanzfläche gesehen“, murmelte er in ihr Ohr. „Sehr tapfer von dir.“
„Ja, Ben ist ein abenteuerlustiger Bursche“, entgegnete sie kühl. Jedes Mal, wenn sie versuchte, sich ein wenig von ihm zu lösen, zog er sie sanft, aber bestimmt zurück.
„Der Mann scheint ja ein richtiger Musterknabe zu sein!“
„Mit wem bist du hier?“, versuchte Charlotte das Gespräch von ihrem mustergültigen Nichtverlobten abzulenken. Riccardo musste doch mit irgendjemandem hier sein!
„Mit einer äußerst attraktiven Blondine, um ehrlich zu sein. Ihr Name ist Lucinda.“
Charlotte spürte einen schmerzhaften Stich. „Und du hast die arme Frau allein gelassen, nur um mit jemandem zu tanzen, der gar nicht mit dir tanzen will?“
Sie spürte, wie sich seine Haltung kaum merklich versteifte. Offensichtlich hatte ihn ihre Bemerkung getroffen. Umso besser! Der große Riccardo di Napoli mochte es gar nicht, wenn ihm eine Frau sagte, dass sie keinen Wert auf seine Gesellschaft legte.
„Er ist genau so, wie ich ihn mir nach deiner Beschreibung vorgestellt hatte“, entgegnete er gedehnt. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, dass Lucinda sie scharf beobachtete. Selbst in dem gedämpften Licht des Jazzclubs erkannte er ihren missbilligenden Blick. In letzter Zeit stellte sie immer mehr Ansprüche und Forderungen, die ihm ganz und gar nicht behagten. Damit würde er sich noch befassen müssen, aber erst später. In diesem Moment konnte er nur an die Frau denken, die er in den Armen hielt – die Frau, die es nicht abwarten konnte, von ihm wegzukommen. Er bewegte sich geschmeidig über die Tanzfläche und drehte sie so, dass er nun mit dem Rücken zu Lucinda tanzte. „Er sieht wie ein sensibler Typ aus.“
„Ich werde mich nicht auf diese Unterhaltung mit dir einlassen.“
„Du hast immer an die Macht des Schicksals geglaubt. Erinnerst du dich?“
„Das ist lange her, Riccardo.“ Also das war seine Begleitung! Schwer zu übersehen, dachte Charlotte spöttisch, während sie ihren Blick über die hochgewachsene Gestalt der Blondine wandern ließ. Sie war mindestens ein Meter achtzig groß, in diesen High Heels sowieso, und sie hatte Haare bis zur Taille. Die Art Frau, nach der sich die Männer den Kopf verdrehten.
Charlotte blickte zu Riccardo auf, der sie intensiv anschaute.
„Vor ungefähr acht Jahren habe ich aufgehört, an das Schicksal zu glauben“, erklärte sie. „Ich dachte nämlich auch, dass mich das Schicksal zu deinem Haus geführt hätte, und da hätte ich mich nicht stärker täuschen können. Heutzutage treffe ich rationalere Entscheidungen.“
„Dann glaubst du also nicht, dass das Schicksal seine Hand im Spiel hatte, um uns an diesem Punkt unseres Lebens wieder zusammenzuführen?“
Flirtete er etwa mit ihr? Oder handelte es sich um eine rein theoretische Frage? Vielleicht spielte er mit ihr – wie die Katze mit einer Maus? Unwillkürlich versteifte sie sich.
„Da müsste das Schicksal schon einen sehr verdrehten Sinn für Humor haben.“
Die Musik endete abrupt, und sie löste sich rasch von ihm, während die langbeinige Blondine schnurstracks über die Tanzfläche auf sie zusteuerte.
„Ich glaube, deine Begleitung wird unruhig, Riccardo!“, bemerkte Charlotte spitz. „Und sie sieht ganz schön wütend aus. An deiner Stelle wäre ich vorsichtig – sie wirkt wie eine Frau, mit der nicht zu spaßen ist.“
Es gab doch nichts Befriedigenderes, als das letzte Wort zu haben. Beschwingt ging sie zu Ben zurück, der ihr gehorsam den Cocktail bestellt hatte, den sie nun gar nicht mehr wollte.
Ehe er einen Ton sagen konnte, setzte sie sich und beugte sich zu ihm herüber.
„Es gibt ein kleines Problem“, sagte sie so lässig wie möglich. „Es geht um diesen Mann.“
„Mit dem du getanzt hast? Er ist sehr gut, nicht wahr? Ich denke immer, dass wir Engländer da ein Problem haben. Beim Tanzen sind wir einfach zu steif. So wie ich.“
„Du bist großartig, Ben.“ Rasch trank sie einen großen Schluck von dem Caipirinha. „Aber dieser Mann ist Ginas Vater …“
Ben starrte sie mit offenem Mund an. Charlotte nutzte sein erstauntes Schweigen, um ihm rasch von ihrer kleinen Notlüge zu erzählen.
„Es tut mir wirklich leid, Ben. Ich weiß, dass ich dich da nicht hätte hineinziehen dürfen, aber ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Er weiß nichts von Gina, und ich kann es nicht riskieren, dass er es herausfindet, und dann …
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