Eine Liebe fürs Leben
Samstag.“
„Es überrascht mich, dass dein Verlobter nicht hilft. Er wirkt ganz so wie ein Typ, dem es Spaß macht, Staub zu wischen. Wo ist er überhaupt?“
„Was willst du, Riccardo? Warum bist du hier?“
„Weil du mir nicht aus dem Kopf gehst.“ Ihre Blicke trafen sich, und Charlotte spürte, wie ihr Herz einen Satz machte. Mein Gott, dass er nach all der Zeit immer noch diese Wirkung auf sie hatte! Sie schluckte schwer und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Ach ja?“
„Ach ja“, imitierte er sie, setzte sich auf eins der Sofas und schlug die Beine übereinander.
Jetzt, wo er sich in dem Zimmer befand, das sie mit so viel Liebe in warmen Honig-, Creme- und Beigetönen eingerichtet hatte, wirkte es uninspiriert und langweilig. Sie setzte sich nicht, sondern blieb ganz bewusst an der Tür stehen, auch wenn sie sich wünschte, sie würde etwas anderes tragen als die alte Jogginghose und die dicken Wollsocken. Außerdem musste sie etwas mit ihren Haaren machen. Rasch zog sie das Band heraus, sodass die seidigen Strähnen wie eine Art Schutzvorhang halb über ihr Gesicht fielen.
„Das war ziemlich nervig, was du da in diesem Club abgezogen hast“, bemerkte Riccardo. „Bei Lucinda den Eindruck zu erwecken, dass an unserer Beziehung mehr dran sei, als sie bislang glaubte.“
„Ich finde es nicht in Ordnung, wie du Frauen behandelst. Schon auf den ersten Blick war mir klar, dass sie mehr will als einfach nur ein bisschen unverbindlichen Sex. Wenn du ihr das nicht bieten kannst, dann solltest du offen und ehrlich sein.“
„Und für den Fall, dass ich es nicht bin, übernimmst du das für mich. Oder zumindest bringst du mich so sehr in die Bredouille, wie es nur geht. Das ist wohl deine Rache dafür, dass ich dir nach acht Jahren zufällig über den Weg gelaufen bin.“
„Okay. Wenn du wegen einer Entschuldigung hierhergekommen bist, dann bekommst du sie. Es tut mir leid. Zufrieden?“
„Nein.“ Riccardo streckte seine langen Beine aus und machte es sich gemütlich. „Ich habe es dir bereits gesagt. Du gehst mir nicht aus dem Kopf.“
Charlotte ging zu dem Sessel ihm gegenüber und ließ sich darauf niedersinken. Den Anschein von Souveränität und Kontrolle aufrechtzuerhalten, war mehr als schwierig, wenn man butterweiche Knie hatte. „Ich bin nicht interessiert, Riccardo.“
„Ach, nein? Zitterst du deshalb wie Espenlaub? Weil du so absolut desinteressiert bist?“ Voller Befriedigung beobachtete er, wie sie sich nervös mit den Fingern durchs Haar fuhr. Er konnte förmlich hören, wie sie innerlich nach einer passenden Antwort suchte, um ihn in seine Schranken zu verweisen. Dabei hatte er nicht mal gewusst, was er sagen sollte, als er an ihrer Tür geklingelt hatte.
Seit er ihr wieder begegnet war, verhielt er sich völlig untypisch, und er konnte beim besten Willen nicht verstehen, woran das lag. Er wusste lediglich, dass er die alte Beziehung zu Lucinda nur aus einem einzigen Grund wieder hatte aufleben lassen – um sich selbst zu beweisen, dass Charlotte ihm nichts mehr bedeutete. Dummerweise funktionierte es nicht, und er begriff nicht, warum ein Mann wie er, der jede Frau haben konnte, einer Frau nachstellte, die nichts mit ihm zu tun haben wollte.
Ihr zufällig wiederbegegnet zu sein, sie mit ihrem Verlobten gesehen zu haben, all das hatte ihm zumindest eines deutlich gemacht: Er begehrte sie. Ob ihm das nun gefiel oder nicht.
„Warum verrätst du mir nicht einfach, was du willst, Riccardo? Ich habe mich wegen der Sache mit Lucinda entschuldigt, und das war ernst gemeint. Was du tust, geht mich nichts an.“ Dennoch war es Gold wert gewesen, ihn derart in die Ecke gedrängt zu sehen!
„Und was du tust, sollte mich auch nichts angehen, aber ich muss feststellen, dass dem nicht so ist.“
Charlotte fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Wie aus weiter Ferne vernahm sie das unablässige Ticken der Wanduhr. Die Zeit verging, und Riccardo machte keine Anstalten zu gehen.
In diesem Moment erkannte sie, dass sie einen fatalen Fehler begangen hatte. Naiverweise hatte sie geglaubt, Riccardos Neugier im Keim ersticken zu können, indem sie einen Verlobten erfand. Doch natürlich erzeugte das genau den gegenteiligen Effekt, und er wollte nun erst recht den Mann kennenlernen, den sie so perfekt fand.
Er starrte sie an und wartete darauf, dass sie etwas sagen würde. Mit jeder weiteren Minute des Schweigens vergrößerte sich ihr Unbehagen.
Lässig ließ er den Blick durch
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