Eine Liebe fürs Leben
finanzielle Mittel können unbegrenzt Luxus erkaufen“, hörte er sich selbst sagen und zuckte innerlich zusammen, weil er so überheblich klang. „Inklusive einer Geschirrspülmaschine. Obwohl dreckiges Geschirr normalerweise sowieso nicht zu meinen häuslichen Problemen gehört. Schließlich gibt es mehr als genug hervorragende Restaurants in dieser Stadt“
„Ich finde, es macht mehr Spaß, zusammen mit Gina in der Küche zu stehen“, gab Charlotte kühl zurück. „Es ist eine nette Gelegenheit für uns, uns über alle Ereignisse des Tages auszutauschen. Aber ich schätze, zu deiner Welt passt es nicht, am Ende des Tages bei einer Tasse Tee am Küchentisch zu plaudern. Und außerdem – mit wem solltest du es auch tun?“
Sie schloss die Tür des Geschirrschranks, nachdem sie den letzten Teller verstaut hatte, und nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz. Als sie die Beine überkreuzte, fiel ihr Blick auf ihre perfekt lackierten Fußnägel. Vor zwei Tagen hatte sie sich eine Pediküre gegönnt – etwas, das sie normalerweise nie tat. Erst im Nachhinein war ihr klar geworden, dass sie es für Riccardo gemacht hatte. Er mochte Frauen mit lackierten Fußnägeln, das hatte er ihr vor acht Jahren einmal beiläufig erzählt. Nicht, dass er auch nur einen Blick auf ihre werfen würde, dennoch hatte sie es getan. Wenn sie jetzt auf den schimmernden perlmuttfarbenen Lack schaute, ärgerte sie sich über sich selbst. Sie war doch tatsächlich dumm genug, Riccardo gefallen zu wollen!
„Was soll das heißen: Ich habe niemand, mit dem ich am Küchentisch sitzen kann?“, fragte er gereizt.
„Das soll heißen, dass du die vergangenen acht Jahre nicht damit verbracht hast, dich an einen anderen Menschen zu binden, oder? Keine einzige längerfristige Beziehung, keine Familie. Nur eine endlose Abfolge von belanglosen Affären mit hirnlosen Blondinen.“ Okay, das war eine ziemlich unverschämte Bemerkung, aber sie konnte einfach nicht anders.
Riccardo stieß sich von der Küchenzeile ab, an der er gelehnt hatte, und marschierte auf die Tür zu. „Das ist ein bisschen kindisch, Charlie, meinst du nicht auch?“ An der Tür hielt er inne und warf ihr einen kühlen Blick zu. „Mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen, wo es doch wesentlich sinnvoller wäre, unser weiteres Vorgehen wie zwei zivilisierte Menschen zu bereden. Ich gehe jetzt ins Wohnzimmer hinüber, wo wir uns in Ruhe unterhalten können. Am besten folgst du mir – wenn nicht, dann bleibt mir keine andere Wahl, als die Anwälte einzuschalten. Ich will die Sache mit dem Besuchsrecht gerne mit dir persönlich regeln. Ohne ein Gerichtsverfahren. Aber wenn du in meiner Gegenwart nicht mal deine Launen beherrschen kannst, wie soll ich mich dann darauf verlassen, dass du dich an eine informelle Besuchsregelung hältst?“
Charlotte errötete. Sofort stand sie auf und folgte ihm. Sie schämte sich für ihren Ausbruch. „Es tut mir leid“, war das Erste, was sie sagte, sobald sie sich gesetzt hatten und einander ansahen. „Du hast recht. Ich hätte dein Privatleben nicht kommentieren sollen. Das war unpassend.“
„Ich kann bis morgen Abend ausgezogen sein“, entgegnete er, ohne auf ihre Entschuldigung einzugehen. „Wie du vielleicht verstehen kannst, würde ich den Abend gerne noch mit Gina verbringen. Aber spätestens übermorgen bin ich verschwunden, und du hast wieder deine Ruhe.“
„Natürlich.“ Der Winter würde ins Frühjahr übergehen, dann in den Sommer und so weiter und so fort. Sie fragte sich, wie sie sich fühlen würde, wenn sie ihn jede Woche sah, zweimal oder noch häufiger – je nachdem, wie oft er seine Tochter abholte. Was würde wohl geschehen, wenn sie das Gesicht einer fremden Frau entdeckte, die aus dem Auto zu ihnen herüberschaute? „Aber was die Besuchsregelung angeht, so gibt es Bedingungen.“
„Ja?“
„Gina kann während der Woche nicht zu lange unterwegs sein, weil sie Hausaufgaben machen muss. An den vereinbarten Tagen wirst du daher ziemlich früh kommen müssen, damit sie spätestens um halb neun wieder zu Hause ist. Auf diese Weise kann sie nach der Schule rasch ihre Hausaufgaben machen und baden, sodass sie nur noch ins Bett springen muss, wenn du sie zurückbringst.“
„Also gut. Aber du musst verstehen, dass ich arbeite, und ich kann meine Termine nicht immer per Stechuhr regeln. Manchmal werde ich dir erst sehr kurzfristig sagen können, wann ich sie sehen kann. Doch ich versichere dir, dass es mindestens
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