Eine Liebe fürs Leben
kommst du nicht mal kurz von deinem hohen Ross herunter und hörst auf, mich in eine Schublade zu stecken?“
„Ich habe dich nicht in eine Schublade gesteckt.“
„Nein? Warum unterstellst du mir dann, ich wäre arrogant, eingebildet und ein totaler Besserwisser? Doch wohl nur, weil ich für dich immer noch der Mistkerl bin, der dich vor acht Jahren im Stich gelassen hat. Das ist schon eine verdammt lange Zeit, um immer noch eine derartige Wut in sich zu tragen, Charlie! Jeder Außenstehende würde vermuten, dass es einen anderen Grund dafür geben muss.“
„Einen Grund? Was für einen Grund?“
„Was für eine Art Zeitplan hattest du hier im Sinn?“
Riccardo spürte, wie die Wut ihn zu übermannen drohte. Rasch sprang er auf und begann damit, den Tisch abzuräumen. Als Charlie ihm helfen wollte, befahl er ihr ungeduldig, sitzen zu bleiben.
Nicht zum ersten Mal musste er sich eingestehen, dass es keinen Zweck hatte, weiter unter ihrem Dach zu leben. Sie hatte doch recht. Eine unnatürliche Beziehung, einzig und allein dem Wohl eines Kindes zuliebe, wäre falsch. Früher oder später würde Gina darunter leiden – wesentlich stärker, als wenn sie das Unausweichliche nicht länger aufschoben und gleich getrennter Wege gingen.
Er würde sich nicht länger gegen Charlies Entscheidung wehren. Sein Stolz meldete sich und umschloss sein Herz wie eine undurchdringliche Eisschicht.
Charlotte holte tief Luft. „Nun, ich denke, eines ist völlig klar: Du hast es in kürzester Zeit geschafft, eine Beziehung zu Gina aufzubauen.“
„Und damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr?“, fragte Riccardo kühl. Er stand mit dem Rücken zu ihr und wusch das Geschirr in einem Tempo ab, das sie um ihre Teller fürchten ließ.
„Nein! Ich dachte nur …“ Mein Gott, sie würde es vermissen, wie ihr Herz jedes Mal flatterte, wenn er da war. Sie würde vermissen, wie er mit Gina spielte und sie zum Lachen brachte. Oder wie er sich um sie kümmerte, wenn sie erschöpft und müde war. Sie würde es sogar vermissen, wie die beiden sich manchmal gegen sie verbündeten, wenn sie eine ihrer Reden über gesunde Ernährung hielt. Tränen stiegen in ihr auf, die sie nur mit Mühe wieder hinunterschluckte. „Ich dachte nur, dass es dir am Anfang viel schwerer fallen würde. Schließlich hast du keine Erfahrung mit Kindern.“
„Sie ist ein unkompliziertes Kind. Intelligent. Kontaktfreudig. Direkt.“ Er ließ Wasser über einen Teller laufen und stellte ihn dann auf das Abtropfbrett, wo er bedrohlich hin und her schwankte.
„Ja, und ich bin wirklich froh darüber, dass die Dinge so gut funktionieren … Zumindest in dieser Hinsicht. Ich schätze, Gina ist im perfekten Alter – neugierig und bereit, offen auf Menschen und Situationen zuzugehen.“ Charlotte schloss kurz die Augen und sah augenblicklich Riccardos nackten Körper vor sich – groß, stark, muskulös. Rasch räusperte sie sich und versuchte, das Bild zu vertreiben. „Doch natürlich akzeptiere ich, dass unser Wohnarrangement zu einem Ende kommen muss. Was den Zeitplan angeht, finde ich, je eher desto besser. Ich meine, es wird hart für Gina sein, weil du jetzt zwei Wochen lang tagtäglich da warst. Doch ich denke, dass sie inzwischen großes Vertrauen zu dir gefasst hat und dass du zu ihrem Leben einfach dazugehörst. Auch wenn du nicht mehr hier wohnst …“
Der letzte Teller landete ganz oben auf einer Geschirrpyramide, die jeden Moment in sich zusammenzustürzen drohte. Charlotte stand auf und griff sich ein Handtuch. „Man merkt, dass du nicht gerade häufig abwäschst, Riccardo“, scherzte sie, um sich selbst von der Leere in ihrem Inneren abzulenken. Seine Nähe empfand sie wie einen Stich ins Herz.
Mit aller Macht zwang sich Riccardo, ruhig zu bleiben. Das war doch wieder einmal ganz typisch! In der einen Sekunde lobte Charlie sein Verhalten. Und in der nächsten Sekunde machte sie ihm klar, dass sie ihn nach wie vor für einen arroganten Bastard hielt. Seit acht Jahren nährte sie diese Vorstellung, und daran würde sich nie etwas ändern.
„Ja, du hast recht“, gab er unverblümt zurück und zuckte achtlos die Schultern. Sein Stolz ließ nicht zu, dass er sich verteidigte. Wenn sie derart eisern an ihren Vorurteilen festhielt, konnte er sie sowieso nicht vom Gegenteil überzeugen. „Ich wasche normalerweise nicht ab. Warum sollte ich auch?“
Er trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme über der Brust. „Unbegrenzte
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