Eine Liebe in Den Highlands: Roman
irgendjemand hat eine Schokoladenorange mitgebracht. Man kann nie wissen,
vielleicht ist ja noch ein entfernter Verwandter von einem Vitamin drin. Trink
ein Glas Wasser.«
»Ich will Kaffee.«
»Zuerst Wasser, bis der Kaffee fertig ist. Henry, ich
möchte dir etwas sagen.«
»Oh, nicht jetzt, Jen! Nicht wenn ich mich so
beschissen fühle.«
»Aber wenn du gehört hast, was ich sagen will, geht es
dir vielleicht besser. Und ich weiß nicht, wann ich wieder eine Chance dazu
bekommen werde.«
»Oh, na dann schieß mal los.« Er zog sich einen Stuhl
heran, setzte sich an den Tisch und stützte die Ellbogen zwischen einige
saubere Töpfe. Das Haar fiel ihm in die Stirn, und sein Blick war immer noch
nicht richtig klar.
»Ich werde wahrscheinlich bald nach Hause fahren.«
Ein Auge öffnete sich eine Spur weiter. »Was! Weshalb
um Himmels willen denn das?«
»Weil ich glaube, dass ich hier nach der großen
Sitzung morgen nicht länger benötigt werde.«
Henry öffnete das andere Auge weit genug, um Jenny mit
Entsetzen anzublinzeln. »Wie kommst du auf die Idee?«
»Weil ich keine großen Hoffnungen für die Firma habe.
Oh, ich habe hart gearbeitet, Kirsty und ich haben Pläne gemacht, ich habe
Absatzmärkte gefunden, alles, was Grant-Dempsey von uns verlangt hat, doch ich
glaube, er wird den Laden trotzdem dichtmachen.«
»Hat er gestern diesbezüglich eine Bemerkung gemacht?«
»Nein.«
»Aber Schnuckelchen, was ist denn mit mir?«
»Was soll mit dir sein? Deine Arbeit hier muss doch
sicher auch bald erledigt sein, oder?«
»Nein! Und außerdem möchte ich noch nicht abreisen.
Ich habe immer noch vor, Lady D. davon zu überzeugen, dass dieses Haus zu groß
für sie ist.«
Jenny holte scharf Luft. »Ich glaube nicht, dass deine
Chancen da allzu groß sind. Sie hat es genossen, dass ihre Gäste gestern Abend
in ihrem Wohnzimmer tanzen konnten.«
»Das hätte sie auch woanders haben können.« Seine
Kopfschmerzen machten ihn mürrisch und reizbar. »Wo um Himmels willen bleibt
der Kaffee?«
Sie förderte eine Dose zu Tage, die sie am Vorabend
versteckt hatte, damit am Morgen keine Kaffeekrise entstand. »Dasselbe könnte
dein Klient, wer immer das sein mag, ebenfalls tun. Sag ihm, er soll sich
woanders nach einer Prachtvilla umsehen.«
»Mein erster Klient hat einen Rückzieher gemacht. Aber
ich habe einen neuen, und das Büro möchte, dass ich unbedingt noch ein Weilchen
hier bleibe. Es ist im Gespräch, eine Niederlassung in Inverness zu eröffnen
und mir die Leitung zu übertragen.«
»Oh.«
»Das heißt natürlich nicht, dass du dich verpflichtet
fühlen müsstest, für immer hier zu bleiben«, fuhr er fort und löffelte dabei Instant-Kaffee
in einen Becher, als wäre es eine ungeheuer komplizierte Aufgabe, die große
Konzentration verlangte.
»Oh?« Jenny fühlte sich nicht übermäßig verpflichtet,
aber hinter Henrys Worten musste noch etwas anderes stecken, und sie wollte
herausfinden, was es war.
»Nein, ich meine… ich wollte schon seit einiger Zeit
mit dir darüber reden.«
Oh, mein Gott, dachte Jenny, lieb, dass er mir jetzt
keinen Antrag macht, immer noch halb betrunken, unrasiert und mit einem Atem
wie ein Drache nach einer ausgiebigen Mahlzeit.
»Ich weiß, ich bin in letzter Zeit nicht besonders
aufmerksam gewesen…«
Jenny war nichts dergleichen aufgefallen. Sie war
selbst nicht sehr aufmerksam gewesen. »Wir hatten beide viel um die Ohren …«
»Das war aber nicht der Grund. Die Sache ist die,
Schätzchen …«
Felicity wählte ausgerechnet diesen Augenblick für ihr
Erscheinen. Das Haar fiel ihr über die Schultern, und sie trug noch immer das
Make-up vom vergangenen Abend. Ihr leicht geistesgestörtes Lächeln verriet
Jenny, dass sie Lachlan mit in ihr Schlafzimmer geschmuggelt hatte.
»Hey, Fliss«, meinte sie. »Henry und ich plaudern
gerade ein bisschen. Wir gehen jetzt und reden woanders weiter. Damit du dir deinen
Tee aufgießen kannst.«
»In Ordnung«, antwortete Felicity. »Wir können später
erzählen.«
Jenny zog Henry aus der Küche, durch den Flur und zur
Haustür hinaus. »Also, Henry, willst du mir einen Antrag machen, oder willst du
mir den Laufpass geben? Ich würde Letzteres allerdings vorziehen, da ich dich
ganz bestimmt nicht heiraten werde.«
»Oh«, murmelte Henry. »Hm, ich hätte nicht gesagt,
dass ich dir den Laufpass geben will, aber es gibt da jemand anderen, ja.«
»Du hattest doch nicht die Absicht, mich dir warm zu
halten, quasi in
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