Eine Liebe in Den Highlands: Roman
ein
Computerspiel lief. Ein anderer Junge, sehr ähnlich dem, der die Tür geöffnet
hatte, lümmelte sich mit dem ersten auf dem Sofa. Keiner von beiden reagierte
auf ihr Eintreten.
»Wollen Sie Platz nehmen?«, fragte Philip.
Da sie sich zu diesem Zweck entweder zwischen die
Jungen und ihre Spielapparate quetschen oder auf einen unbequem aussehenden
Stuhl in der Ecke hätte hocken müssen, lehnte Jenny ab. »Aber einen Kaffee
hätte ich gern.«
»Ich brühe Ihnen einen auf.«
Jenny folgte ihm in eine winzige Küche.
»Ein ziemliches Kontrastprogramm zu Haus Dalmain«,
bemerkte er. »Hat meine Mutter Sie geschickt?«
Jenny schüttelte den Kopf. »Ross Grant-Dempsey - der
Mann, dem Dalmain Mills das viele Geld schuldet. Er wird in drei Wochen alles
dichtmachen, wenn wir bis dahin keine neuen Pläne parat haben und Sie an Ort
und Stelle sind. Aber Ihre Mutter vermisst Sie sehr. Vermissen Sie sie auch?«
Er schüttelte unsicher den Kopf. »In gewisser Weise.
Ich vermisse die Mutter, die ich liebe, jedoch nicht die Xanthippe.«
»Das verstehe ich.«
Er sah sie an, als wäre er überrascht. »Tun Sie das?«
»Oh ja. Es wurde so viel von Ihnen erwartet. Sie
durften niemals etwas Geringeres sein als der perfekte Sohn.«
»Wirklich? Das haben Sie bemerkt?«
»So schwierig war das nicht, Philip. Ich denke, die
meisten Menschen hätten es bemerkt, wenn sie es erlebt hätten.«
»Ich glaube nicht, dass Fliss es versteht.«
»Sie hat ihre eigenen Probleme. Obwohl es langsam
besser wird mit ihr. Ich habe sie auf dem Hinweg bei Lachlan abgesetzt. Und sie
hat ein paar wirklich wunderschöne Entwürfe angefertigt … Aber Sie wollen
wahrscheinlich nichts über Dalmain Mills hören.«
»Ist denn noch irgendetwas davon übrig, was der Rede
wert wäre?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich hätte gedacht, dass der Laden mittlerweile geschlossen
ist, die Arbeiter auf der Straße sitzen und die Gebäude in der Hand des neuen
Besitzers sind.«
»Einschließlich Haus Dalmain? Ich glaube nicht, dass
ich vom Wetter gesprochen hätte oder davon, wie sehr Ihre Mutter sie vermisst,
wenn man sie inzwischen aus dem Haus geworfen hätte, das sie liebt!« Jenny gab
sich größte Mühe, vorurteilsfrei zu sein, aber diese Bemerkung war unzensiert
herausgekommen.
Philip blickte auf die Kaffeebecher hinab. »Nein.
Wahrscheinlich nicht. Ich habe damals die einzige Lösung darin gesehen, mir
noch mehr Geld zu leihen und das Haus als Sicherheit zu verpfänden. Dann ist es
also noch nicht unter den Hammer gekommen?« Er griff nach einem elektrischen
Wasserkocher und füllte ihn. »Ich habe nicht gedacht, dass Sie lange brauchen
würden, um zu erkennen, wie schlimm es um uns steht.«
»Nein, habe ich auch nicht. Aber ich fand, dass es nur
eine Möglichkeit war, die Fabrik dichtzumachen. Ich hatte gerade ein paar Pläne
geschmiedet, als Ross Grant-Dempsey persönlich bei uns auftauchte.« Sie hielt
inne. »Er war furchtbar wütend auf mich, weil ich ihm nicht mitgeteilt hatte,
dass Sie verschwunden waren.«
»Warum haben Sie es nicht getan?«
»Weil ich dachte, dann würde er einfach herbeigestürzt
kommen und alles schließen. Was mehr oder weniger auch passiert ist. Philip,
ich glaube nicht, dass ich Ihre Mutter besonders mag, doch ich möchte auch
nicht zusehen, wie man sie aus Haus Dalmain vertreibt.«
Er zuckte die Schultern und wandte sich ab.
»Ist das der Grund, warum Sie weggegangen sind? Weil Sie
es auch nicht mit ansehen wollten, obwohl Sie derjenige sind, der die
Verantwortung für den Schlamassel trägt?«
Er seufzte, und Jenny kam zu dem Schluss, dass es
keinen Sinn hatte, so fortzufahren. Sie sah sich um und versuchte, sich ihre
Frustration nicht anmerken zu lassen. Die winzige Küche wurde von einem
Vorratsschrank aus den Fünfzigerjahren beherrscht; er war gelb angestrichen,
hatte eine Arbeitsfläche, die man herunterklappen konnte, und Scheiben aus
strukturiertem Glas. Sie zeigte mit dem Kopf auf den Schrank. »Hübsch.«
Philip sah sie an, als hätte sie den Verstand
verloren. »Halten Sie mich denn nicht für ein komplettes Arschloch?«
Damit beschrieb er ziemlich genau, was Jenny von ihm
dachte, aber sie wollte seine Schuldgefühle nicht noch vergrößern. »Ich denke,
Sie sind ein bisschen feige, Philip. Doch jetzt ist die Zeit gekommen, um zu
beweisen, dass Sie es nicht sind. Kehren Sie in die Fabrik zurück und
überzeugen Sie sich davon, dass es andere Möglichkeiten gibt, Geld zu
verdienen, als billige Pullover
Weitere Kostenlose Bücher