Eine Liebe wie Magie
am Nachmittag und frühen Abend mit Mr. Liviston in ihrem Zimmer verbracht. Augusta hatte sie der Obhut ihrer Zofe überlassen, die ihre Aufgabe zwar exzellent meisterte, allerdings nicht ganz an Mr. Livistons Fähigkeiten heranreichte, was die Frisur betraf.
Natürlich hatte Charlotte das Ergebnis kritisiert, doch Augusta fand, daß sie die elegant geflochtene Krone, die Mina auf ihrem Kopf arrangiert hatte, dem etwas ausgefalleneren Lockenstil von Mr. Liviston vorzog. Und anstatt der Perlen oder anderer Schmuckstücke, zu denen Charlotte sie überreden wollte, hatte Augusta sich für ihre eigene Halskette mit dem Mond- und Sternenanhänger entschieden, den ihr Vater ihr geschenkt hatte, als sie noch ein Kind war. Weiße Handschuhe reichten ihr bis an die Ellbogen. Am Handgelenk trug sie ihre am feinsten bestickte Handtasche, in der sie die Informationen versteckt hatte, die sie hoffte, dem Grafen Belgrace mitteilen zu können. Wenn sie ihn bloß finden könnte ...
»Augusta«, rief Charlotte aus dem kleinen Kreis ihrer Bekannten, die sie seit ihrer Ankunft angesammelt hatte, »würdest du wohl so lieb sein und mir noch ein Glas Limonade vom Erfrischungstisch holen? Ich komme fast um vor Durst.«
Augusta blickte durch den Raum zum Tisch mit den Erfrischungen, der direkt vor dem Spielsaal aufgebaut war, vor eben diesem Spielsaal, in dem sich die Männer abseits dieses schnatternden Kreises von Frauen zusammenfinden konnten. Ihr kam eine Idee. »Aber gerne, Charlotte.«
Augusta bahnte sich ihren Weg durch die wogende Menge, hielt krampfhaft ihre Handtasche fest und suchte die ganze Zeit nach dem Grafen Belgrace. Sie stoppte bei den Erfrischungen, nahm sich ein Glas Limonade und schlenderte nonchalant zum Spielsaal. Von drinnen konnte man deutlich das Gemurmel von Gesprächen hören. Sie sah kurz zu Charlotte hinüber, die ganz und gar in ihrem Kreis aufging. Sie fragte sich, ob Charlotte überhaupt bemerkt hatte, daß sie gegangen war, um ihr eine Limonade zu besorgen. Es schien nicht den Anschein zu haben, und sie würde es wohl auch nicht bemerken, wenn Augusta in den Spielsaal schlüpfte, um sich kurz umzusehen...
Noah blickte von den Karten auf. Irgendwie wußte er, daß sie da war, noch bevor er sie sah. Trotzdem war er nicht darauf vorbereitet. Zwar war es Lady Augusta, aber sie sah überhaupt nicht so aus, wie die letzten beiden Male, als er sie gesehen hatte. Nein, heute schimmerte ihr Haar unter dem Licht der Kerzenleuchter und war in einem Stil frisiert, der streng sein sollte, ihr Gesicht und die schlanke Linie ihres Halses aber vorteilhaft unterstrich. Kleine schwarze Haarsträhnen umspielten ihren Nacken und die helle, helle Haut ihrer Schultern, die unbedeckt über dem tiefen Ausschnitt ihres dunkelblauen Kleides lagen.
Sie trug heute abend keine Brille, und er beobachtete ihre Augen, die Brauen schräg gestellt, als sie sich im Raum umsah. Zweifellos war sie auf der Suche nach Belgrace, aber bei der Dunkelheit und ihren schlechten Augen hätte sie ihm schon fast auf die Füße treten müssen, um ihn zu bemerken — wenn er überhaupt anwesend war. Noah hatte ihn seit seiner Ankunft noch nicht gesehen.
Während er weiterspielte, verfolgte Noah mit einem Auge Augusta auf ihrem Weg durch den Saal. Sie sprach mit niemandem, beobachtete aber genauestens jeden, der sich um sie herum bewegte. Nachdem sie ihre Runde beendet hatte, zögerte sie an der Türschwelle und sah ein letztes Mal zurück, bevor sie sich durch die Tür entfernte.
Noah erhob sich von seinem Platz.
»Gibst du schon auf, Edenhall?« fragte Christian Wycliffe, Marquis von Knighton und zukünftiger Herzog von Westover. Christian war, wie die mehr romantisch veranlagten jungen Damen es nennen würden, »ein fescher Bursche« mit dunklem Haar und silberblauen Augen. Er war außerdem der Erbe des reichsten Mannes Englands, eine tödliche Kombination. Christian war sowohl mit der Familie der Devonbrooks als auch mit den Keighleys eng befreundet, und es war sein Stadthaus, in dem sich Sarah während ihres Aufenthaltes in London aufhielt. Christians Schwester, Eleanor, leistete ihr Gesellschaft. Nachdem er die Universität verlassen hatte, war es Christians einziges Ziel gewesen, Soldat zu werden. Und er hätte einen hervorragenden Soldaten abgegeben, hätte ihm sein Großvater, der derzeitige Herzog, nicht die Zustimmung verweigert, aus Angst, er könne nicht zurückkehren. Das war das Los vieler Erben.
Noahs Augen waren immer noch auf
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