Eine Liebe wie Magie
soll. Leider kann ich den Walzer ebensowenig wie die Quadrille.«
Noah legte seinen Arm leicht um ihre Hüften und nahm ihre Hand mit der anderen. »Folgen Sie nur meinen Schritten, Sie können nichts verkehrt machen.«
Augusta sah über seine Schulter auf die leere Tanzfläche. »Wieso bereitet sich sonst niemand auf den Tanz vor?«
»Das werden sie, sobald wir angefangen und einige Drehungen gemacht haben. Unglücklicherweise ist Lady Castlereaghs Einladung an uns eine exklusive. Es ist festgesetzt, daß wir den Tanz alleine eröffnen müssen.«
Die Musiker begannen, und Augusta senkte sofort den Kopf, um sich auf Noahs Füße zu konzentrieren.
»Dieser Weg führt direkt in die Katastrophe«, sagte Noah und drückte ihre Hand, so daß sie ihn wieder ansah. »Jetzt schau mir in die Augen, und überlaß mir den Rest.«
»Ich bin verloren«, sagte Augusta, als sie bei ihrer ersten Drehung Noahs Stiefelspitze unter ihrem Fuß spürte. Sie fragte sich, ob die Schutzherrinnen über die Macht verfügten, jemanden ebenfalls aus ganz London auszuschließen. Eines war sicher: Charlotte würde ihr dies hier nie vergeben.
Aber bei der zweiten Drehung hatte Augusta die leere Tanzfläche, ihre Stiefmutter und sogar Lady Castlereagh völlig vergessen. Tatsächlich hörte sie kaum die Musik, als sie sich im Gleichschritt mit Noah durch den Raum bewegte. Irgendwie hatte sie durch den Blick in seine bernsteinfarbenen Augen ihre Fähigkeit zu tanzen entdeckt, sich mit ihm in perfekter Übereinstimmung mit der Musik zu bewegen — noch nie hatte sie das versucht, denn sie hatte nie gedacht, daß sie es einmal brauchen könnte.
Die ganze Zeit sah Noah ihr in die Augen, und die Kraft, die sie darin fand, hielt sie gefangen. Es war dieselbe Kraft, die sie in jener Nacht im Garten empfunden hatte. Mit jeder Bewegung des Walzers schwebten und drehten sie sich über die Tanzfläche wie vom Wind getragen, nur sie allein.
Wer ist dieser Mann? ging es ihr durch den Kopf. Und warum ist er nur hinter mir her?
Ihr wäre nie der Gedanke gekommen, daß jemand an ihr Interesse haben könnte, zumindest nicht so, wie ein Mann üblicherweise an einer Frau interessiert war. Und bestimmt nicht gerade dieser Mann. Ein Mann, der wirklich unglaublich gutaussehend war und dem wahrscheinlich die halbe weibliche Bevölkerung Londons zu Füßen lag. Und dennoch, seit dem Lumley-Ball schien er immer in der Nähe zu sein, sobald sie sich nur umdrehte. Fast so, als ob er jeden ihrer Schritte beobachtete. Fast so, als ob er ihr Geheimnis erahnte.
Die Musik kam zum Ende und damit auch ihr Tanz. Der Zauber, der ihren Füßen Anmut verliehen hatte, war verflogen. Augusta sah sich um und bemerkte, daß immer noch keine anderen Paare auf der Tanzfläche waren, und diejenigen, die vom Rand aus zugesehen hatten, begannen plötzlich zu applaudieren. Augusta spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, als sie den prüfenden Blick des ganzen Saales auf sich gerichtet fühlte, während sie hier vor diesem Mann stand und sich fragte, wer er war und wieviel er von ihr wußte.
Was, wenn er die Wahrheit wußte? Was, wenn ...? Augusta
hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, sich zu entfernen -von ihm und von allen anderen in diesem Raum.
»Danke, Lord Noah. Es war mir ein großes Vergnügen. Aber leider bin ich etwas außer Atem und würde mich nun gerne ausruhen.«
»Kann ich Ihnen ein Glas Limonade holen? Wenn auch ohne Geschmack, so wird es Sie zumindest erfrischen.«
»Ja, danke. Das wäre nett.«
Nur werde ich nicht mehr hiemein, wenn du damit zurückkommst, dachte Augusta und wandte sich an Charlotte, die sie am Rande der Tanzfläche erwartete.
»Augusta, du verblüffst mich. Ich hätte nie gedacht, daß du so tanzen kannst. Und wie du Lady Castlereagh beeindruckt hast, aber vielleicht bietet sich ja nächstes Mal die Gelegenheit, daß du mich vorstellen ...«
»Ich muß gehen, Charlotte.«
»Gehen? Warum denn nur? Sie haben gerade erst die Türen geschlossen. Der Abend hat doch gerade erst angefangen ...« Augusta sah sich um und erblickte Lord Noah bei den Getränken, bereit, ihr die Limonade zu bringen. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht bleiben. Ich möchte dir nicht deinen besonderen Abend verderben; ich weiß, wieviel dir das hier bedeutet, also bleib du bitte hier und genieße das Privileg deiner Einladung. Ich werde den Türsteher bitten, mir eine Mietkutsche für den Heimweg zu besorgen. Es ist nicht weit. Es wird mir schon nichts
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