Eine Liebe wie Magie
Konversationshappen zu widmen.
Nur war das nicht nur ein Happen. Augusta hatte vielmehr die Befürchtung, es könnte zu einem Festschmaus werden. Und ihre Befürchtungen wurden bestätigt, als ihre Stiefmutter sagte: »Das war eine miserable Vorstellung, Augusta.«
Augusta sah Charlotte verstimmt an. Natürlich hatte sie an ihrem Verhalten etwas auszusetzen, aber was war mit dem Marquis? »Was auch immer du denken magst, es war nicht meine Schuld, Charlotte. Der Mann hat mir einen Heiratsantrag gemacht - in aller Öffentlichkeit! Er mißachtete jeden Hinweis auf Zurückhaltung. Selbst als ich ihn ausdrücklich darum bat. Er war nicht bei Sinnen. Was hätte ich denn tun sollen?«
»Er ist ein äußerst wohlhabender und vornehmer Mann, Augusta. Du hättest zumindest sein Angebot in Erwägung ziehen und ihm die Erniedrigung dieses öffentlichen Spektakels ersparen können.«
»Sein Angebot in Erwägung ziehen? Der Mann ist älter als mein eigener Vater!«
»Das hat dich ja auch vorher nie gestört, als du ihn ermutigt hast, indem du die ganze Zeit mit ihm und seinen Bekannten verbracht hast, wann auch immer wir sie bei gesellschaftlichen Anlässen trafen.«
»Ich bin Lord Peversley erst einmal begegnet, beim Lumley-Ball. Und sich mit einem Mann über allgemeine Themen zu unterhalten muß nicht unbedingt bedeuten, daß ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen will.«
»In dieser Gesellschaft hinterläßt das mit Sicherheit diesen Eindruck. Augusta, du mußt langsam erkennen, daß du dich nicht länger an Bord irgendeines Schiffes befindest, wo du tun und lassen kannst, was du willst, ohne daß es Konsequenzen hat. Du kannst dich nicht mehr deinen Beschäftigungen hingeben, wie du es in der Vergangenheit getan hast. Du bist die Tochter eines Marquis. Du hast die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf dich gezogen und daher werden dich nun andere genau beobachten. Dieser kleine Auftritt wird zweifellos über Wochen Gesprächsthema sein. Ob es dir gefallt oder nicht, du bist zu einer Ikone der Gesellschaft geworden. Es wird Zeit, daß du dich entsprechend verhältst. Laß uns jetzt nach Hause gehen, damit ich die notwendigen Maßnahmen in die Wege leiten kann, dieses ganze Debakel zu unseren Gunsten zu wenden.«
Augusta blickte auf den Stapel Einladungen, der sie auf ihrem Schreibtisch erwartete, und legte die Stirn in Falten. Auf dem Zettel, den Charlotte in ihrer blumigen Schrift beigefügt hatte stand: »Augusta, meine Liebe, ich habe nach Wichtigkeit sortiert, die erfolgversprechendsten Ereignisse zuoberst. Die Markierten sind Pflicht. Bitte arrangiere deinen Kalender entsprechend.«
Augusta legte Charlottes Nachricht beiseite. So konnte es nicht weitergehen. Seit Lord Peversleys Antrag hatte sich die Situation verändert und war nun schlimmer als je zuvor. Charlottes Vorstellung, das Desaster aus dem Park zu ihren Gunsten zu wenden, bestand darin, jede freie Minute in Augustas gesellschaftlichem Kalender auszufüllen. In der Öffentlichkeit, so sagte sie, müßte Augusta zeigen, daß der Peversley-Antrag sie nicht ernstlich berührt hat, und um das zu tun, mußte sie überall und von jedem gesehen werden. Ihre Zukunft, die ihres Vaters, Letties und auch Charlottes würden davon abhängen.
Um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte Charlotte ihre Gesinnungsgenossinnen Lady Trussington und Lady Finsminster um Unterstützung gebeten, so daß Augusta sich nicht nur gegen eine, sondern gegen drei furchtbare Damen zu behaupten hatte, die zum äußersten entschlossen waren, sie auf die Höhe des Erfolges zu hieven, von dem sie bereits gekostet hatte. Das einzige, was sie ganz bestimmt nicht hören wollten, war, daß der Geschmack des Erfolges für Augusta nicht nur bitter, sondern auch völlig unerwünscht war.
Seit drei Tagen und drei Nächten hatten sie Augusta über eine endlose Reihe von Tees, Mittagessen, großen Abendgesellschaften und Bällen geschleift, bis Augusta sich fühlte, als müsse sie wirklich vor Erschöpfung umfallen. Ihre Tanzkarte war immer voll, manchmal mit einem Partner in Reserve, der einspringen konnte, sollte sich die Gelegenheit ergeben. Die Namen waren für ihren verwirrten Kopf nur Schall und Rauch. Das einzige, was Augusta sicher wußte, war, daß es so nicht weitergehen konnte. Ihre Arbeit litt darunter am meisten.
Aber wie? Wie war die Lawine zu stoppen, gegen die sie ankämpfte, jetzt, wo sie einmal losgetreten war?
Charlotte war besessen. Selbst wenn Augusta sich weigern
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