Eine Liebe wie Magie
sich vor ihr, andere brachten Gläser mit Champagner. Augusta schien jedoch nicht allzu erfreut über die Aufmerksamkeiten zu sein. Im Gegenteil, sie sah verärgert aus.
Nach ihrem Auftreten dauerte es nicht lange, und das Geflüster begann. Mittlerweile hatte jeder von Augustas Ablehnung des Heiratsantrages von Lord Peversley gehört. Peversley, so sagte man, hatte die Stadt verlassen, um sich auf dem Lande in die Einsamkeit zurückzuziehen, da er die Schmach nicht ertragen konnte. Diejenigen, die Augusta nicht kannten, fragten laut, wer sie wohl war, diejenigen, die es wußten, verkündeten es stolz. Die Tatsache, daß sie ihre Kindheit außerhalb Englands verbracht hatte, gab der geheimnisvollen Aura, die sie umgab, noch zusätzlich Nahrung. Vorhersagen über die Höhe ihrer Mitgift wurden gemacht. Es wurde viel spekuliert, aber niemand schien wirklich etwas von ihr zu wissen.
Noah beobachtete sie, als sie und die Marquise durch die Menge auf Robert und Catriona zugingen, die ihnen entgegengekommen waren, um sie zu begrüßen. Augusta blieb stehen und tauschte für ein paar Augenblicke Freundlichkeiten aus und löste sich dann, um mit ihrer Stiefmutter zu den Erfrischungen zu gehen. Sie nahm ein Glas Fruchtlikör und nippte gerade daran, als sie Noah bemerkte, der sie von der anderen Seite des Raumes aus beobachtete. Und dann tat sie etwas, womit er am wenigsten gerechnet hatte. Sie lächelte ihn an und nickte freundlich grüßend zu ihm hinüber.
Nach ihrem letzten Zusammentreffen, als er sich geweigert hatte, sie allein zu lassen, hätte Noah mindestens das übliche Stirnrunzeln erwartet, vielleicht sogar einen finsteren Blick. Doch statt dessen lächelte sie, und es war das verführerischste Lächeln, das er je gesehen hatte. Es reichte bis zu ihren fesselnden grünen Augen und veränderte ihren Mund verlockend. Er spürte, wie sein Puls hochschnellte und sein ganzer Körper sich verkrampfte, als wäre er ein pubertierender Schuljunge, der zum ersten Mal einen nackten Frauenkörper sah. Guter Gott, war er dabei, seinen Verstand zu verlieren?
Die Marquise Trecastle mußte den Austausch zwischen den beiden bemerkt und außerdem Noahs Gedanken gelesen haben, denn sie stellte sich prompt zwischen sie und drängte Augusta zu einem kleinen Kreis von Bekannten, die am anderen Ende des Raumes auf sie warteten. Verlegen, verwirrt und, schlimmer noch, äußerst erregt drehte Noah sich um und ging geradewegs zur Tür.
Er mußte hier weg, bevor er sich ernsthaft lächerlich machte. Ein eiskaltes Bad war wohl die beste Lösung. Noah begab sich durch das Haus, vorbei an Dienern und Gästen in die Stille und Abgeschiedenheit des privaten Arbeitszimmers seines Bruders. Der Raum lag an der Ostseite der Residenz und war nur durch eine enge versteckte Tür erreichbar, genau das richtige für sein Vorhaben. In dem reich getäfelten Zimmer brannte niedrig ein offenes Kaminfeuer. Die Papiere, die verstreut auf dem Schreibtisch lagen, wiesen darauf hin, daß Robert noch am frühen Abend mit seinen herzoglichen Aufgaben beschäftigt war, und zweifellos später zurückkommen würde. Vielleicht würde Noah hier einfach auf ihn warten, weit weg von den anderen.
Er ging hinüber zum Sideboard, goß sich einen doppelten Brandy ein und leerte das Glas in einem tiefen Zug.
Als er spürte, wie der wohltuende Trank seine nur allzu natürliche Spannung löste, goß er sich ein weiteres Glas ein, an dem er diesmal genußvoll nippte.
Noah nahm in einem der beiden Sessel Platz, die an den Fenstern standen. Von hier aus konnte er sowohl das Feuer sehen, als auch durch einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen die Straße beobachten. Die Kutscher hatten sich auf dem Fußweg versammelt und scherzten bei heißem Apfelmost, während sie um die glühende Feuerschale herumstanden, die Robert ihnen herausstellen ließ, damit sie sich wärmen konnten, während sie auf ihre Herrschaften warteten. Die gestiefelten Füße fest auf den Boden gestützt, richtete Noah seine Aufmerksamkeit nun auf das Feuer, das neben ihm im Kamin langsam vor sich hin tanzte.
Einer Sache konnte er sich jedoch jetzt sicher sein: Nachdem er heute abend Augusta gesehen hatte, die Veränderung in ihr, brauchte er sich nicht länger zu fragen, wie sie Tony dermaßen hatte beeinflussen können. Es war ihm nur zu offensichtlich. Man brauchte sich ja nur vor Augen zu führen, was sie bei ihm selbst ausgelöst hatte. Einem Mann, der wohl als letzter irgendwelches Interesse an
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