Eine Liebe wie Magie
wundervoller Tänzer, Lord Noah«, sagte die Gräfin, die das Thema nicht fallenlassen konnte. »Alle Anwesenden waren derselben Meinung.« Sie holte schnell Luft. »Die Tanzpartnerin von Lord Noah an diesem Abend war übrigens genau die junge Dame, die ich gerade eben im Gespräch erwähnt hatte, Euer Gnaden, Lady Augusta Brierley. Die beiden machten wirklich eine gute Figur zusammen, obwohl — nach den Vorkommnissen neulich im Park würde ich eher bezweifeln, daß wir Gelegenheit haben werden, sie nochmals mit Lord Noah tanzen zu sehen.«
Guter Gott, dachte Noah bei sich, was hat Augusta getan? »Allerdings«, mischte sich Catriona ein, »hatte sich auf der anderen Seite auch der Gentleman nicht ganz richtig verhalten, als er ihr in aller Öffentlichkeit im Hyde Park einen Antrag machte. Ich wünsche es keiner Lady, so unter Druck gesetzt zu werden, ein Angebot anzunehmen, das sie nicht will, nur um einen Skandal zu vermeiden.«
Was heißt das? dachte Noah. Augusta hatte es irgendwie fertiggebracht, Belgrace zu einem Heiratsantrag zu bringen, und ihn dann zurückgewiesen? Und nach all ihren Bemühungen, ihn alleine zu treffen? Doch wenn sie ihn nicht aus Heiratsabsichten verfolgte, was zum Teufel hatte sie vor?
»Selbstverständlich«, beeilte sich die Gräfin zuzustimmen. »Andererseits, Lady Augusta wird auch nicht jünger. Sie hätte den Antrag vielleicht ein wenig überdenken sollen. Es ist ja nicht so, daß sie so jung wäre wie meine Bibi hier.«
»Mama«, mischte sich dann Viviana ein, um offensichtlich zu versuchen, den Redeschwall ihrer Mutter zu stoppen, »es ist ja auch möglich, daß Augusta von dem Heiratsantrag von dem Marquis überrascht wurde.«
»Marquis?« sagte Noah und gab seiner Verwirrung Ausdruck. »Der Gentleman, den sie zurückwies, war ein Marquis?«
Alle drehten sich zu ihm hin und sahen ihn an. Zweifellos wunderte man sich über sein plötzliches Interesse an der Geschichte mit Lady Augustas Heiratsantrag. Robert grinste.
»Ja, Noah, mein Lieber«, sagte Amelia. »Es war Lord Peversley.« Sie schüttelte mitfühlend den Kopf. »Ich weiß nicht, was der arme Kerl sich dabei gedacht haben konnte, als er sich die Sache so gründlich verpfuschte. Er und Lady Augusta würden niemals zueinander passen, kein bißchen.« Sie machte eine Pause und sah gedankenverloren durch den Raum und auf die Menge. Doch nur wenige Sekunden später legte sich ein hinterlistiges Grinsen um ihre Mundwinkel. »Auf die Vorhersage, daß Lady Augusta deswegen nun von der guten Gesellschaft geächtet wird, würde ich allerdings keinen Penny setzen. Wie es aussieht, wird sie sogar noch mehr geschätzt als vorher.« Noah drehte sich dahin, wo Amelia hinsah, und wohin sich, wie es schien, alle Köpfe im Saale reckten. Er starrte. Er blinzelte. Und dann fragte er sich, was ihm seine Augen wohl vorgaukelten. Im Türeingang, flankiert von zwei Devonbrook-Dienern, standen Lady Augusta und ihre Stiefmutter, die Marquise. Doch das war nicht die Augusta, wie er sie kannte, mit gerunzelter Stirn und der Brille auf der Nase. Ganz und gar nicht. Statt dessen war sie wie durch Zauberei verwandelt in eine andere unglaublich schöne Version ihrer selbst. Verschwunden war das dunkle Alltagskleid, das jeden Hinweis auf Modebewußtsein vermissen ließ, die einfache, zweckmäßige Frisur. Statt dessen wurde ihr Gesicht von sanften dunklen Locken gerahmt, und sie war geschmückt von einem Kleid von kostbarer burgunderfarben schimmernder Seide, das ihren Körper bis zu den Zehen graziös umspielte. Kurze Ärmel, weiße Handschuhe, die bis über die Ellenbogen reichten, und ein herzförmiges Dekollete, das atemberaubend über ihren Brüsten geschnitten war - Brüste, bei denen Noah sich ertappte, wie er sie anstarrte. Irgendwie hatte er vorher diesen Teil ihrer Anatomie nicht wirklich bemerkt, was lächerlich war, denn jetzt schien er seine Augen nicht losreißen zu können! Ihr bloßer Anblick schien die höchsten Wonnen zu versprechen und es fiel ihm auf, daß er sich fragte, wie sie sich wohl in seinen Händen anfühlen, wie sie wohl schmecken würden. Je länger er sie anstarrte, um so heißer und unwohler wurde es in seinem Körper, doch er wollte nicht wegsehen. Er konnte nicht. Sie war einfach überwältigend.
Sie war gerade eingetreten, zumindest hatte sie das versucht, bis sie von einigen übereifrigen jungen Burschen belästigt wurde, die, wie es aussah, alle um die Ehre ihrer Gesellschaft wetteiferten. Einige verbeugten
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