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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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über den Kopf und lief über den ausgetretenen Schlammpfad zu dem Tor auf der Rückseite des Anwesens.
    Sie sah niemanden auf dem dunklen Hinterhof und schlüpfte ohne Schwierigkeiten durch das Tor. Als sie vor den Ställen angekommen war, hörte sie jedoch Stimmen, die näher kamen. Sie zögerte, suchte nach einem Versteck. Blitzschnell verschwand sie hinter einer kleinen Tür, die zu einer Art Vorratshütte neben dem Stall führte. Den Rücken gegen die Tür gepreßt, hörte sie, wie die Stimmen näher kamen, und betete, daß sie nicht hinein wollten. Im Mondlicht, das durch das kleine, spinnwebenverhangene Fenster hereinschien, konnte sie einige Kleidungsstücke erkennen, Reithosen und eine Jacke, die auf einem Haken an der Wand hingen. Ihr kam eine Idee. Sicherlich würde eine Frau, die versuchte, sich Zutritt zu einem Männeretablissement zu verschaffen, Aufmerksamkeit erregen. Was aber, wenn die Frau wie ein Junge gekleidet wäre?
    Innerhalb von Minuten hatte Augusta sich ihres Kleides entledigt und die Reithosen angezogen. Die waren zwar etwas weit, aber wenn sie ihr Hemd hineinstopfte, würde es schon gehen. Ihre eigenen weißen Strümpfe und die schwarzen Slipper würden als passende Fußbekleidung durchgehen. Aber was war mit dem Haar? Sie entfernte schnell die Nadeln und fuhr sich mit den Fingern der Länge nach hindurch. Sie band es im Nacken mit einem Lederriemen zusammen, der durch den Griff einer Mistgabel in der Nähe gezogen war. Dann stopfte sie ihren Pferdeschwanz unter den hohen Kragen der Jacke, ein schickes Teil, das wahrscheinlich zu einer Livree oder ähnlichem gehörte.
    Sie schlüpfte aus dem Verschlag und machte sich langsam auf den Weg zum Haus. In der Küche herrschte tatsächlich Hochbetrieb, und niemand kümmerte sich um sie, als sie hindurchging bis in die zentrale Eingangshalle. Die Räume auf beiden Seiten waren ruhig, aber als sie zum Treppenabsatz kam, hörte sie Schritte über sich auf der Treppe. Sie duckte sich in den Zwischenraum unter den Stufen. Von hier aus sah sie im Schein eines Wandleuchters über ihrem Kopf zahlreiche Haken an der Wand, und an den meisten hingen Mäntel. Über jedem Haken war ein Schild angebracht, auf dem der Name eines der Mitglieder eingraviert war. Sie suchte die Schilder ab, bis sie das eine fand, auf dem »Tobias Milford, Earl of Belgrace« stand.
    Ein dunkler Mantel und ein Hut hingen an dem Haken. Er war da.
    »Sag diesem Faultier Will, er soll Lord Davenport sein Abendessen bringen, bevor sein Hintern mit dem Stock Bekanntschaft macht«, sagte eine Stimme nahe dem Treppenfuß. »Ich muß Lord Cantwells Mantel holen.«
    Gütiger Himmel! Augusta hatte nur eine Sekunde, um neben den nächstbesten aufgehängten Mantel zu schlüpfen. Schnell drapierte sie die wollenen Falten so, daß man sie nicht sehen konnte, und betete, daß auf dem Schild über ihrem Kopf nicht der Name CANTWELL stand.
    Gott sei Dank nicht. Aber dafür ganz in der Nähe, und Augusta hielt die Luft an, während sie hörte, wie der Diener nebenan Lord Cantwells Sachen vom Haken nahm. Sie traute sich erst wieder zu atmen, nachdem sie sich ganz sicher war, daß er sich entfernt hatte. Augusta kam hinter dem Mantel hervor und eilte zur Treppe. Leise erklomm sie die Stufen zum ersten Stock. Gerade, als sie auf der obersten Stufe angekommen war, erblickte sie zwei Gentlemen, die aus einem der nahen Zimmer kamen. Schnell drehte sie sich zur Wand und tat so, als würde sie eine Kerze im Leuchter justieren. Sie waren hinter ihr, gingen weiter, unterhielten sich, waren fast vorbei. Sie war ihnen nicht aufgefallen. Augusta bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung und ...
    »Du da, Junge!«
    Sie erstarrte, drehte sich nicht um, traute sich nicht mal zu atmen.
    »Lord Wolfton hat seine Handschuhe im Spielzimmer hegen lassen. Geh und hole sie — einen Schilling für dich, wenn du dich beeilst.«
    Augusta sah zu der Tür, aus der die beiden Männer gerade herausgekommen waren. Dahinter war das gedämpfte Gemurmel männlicher Konversation zu hören. Sie überschlug ihre Chancen: Sie konnte rennen und beten, daß sie aus dem Haus käme, bevor man sie fassen würde, und alles wäre umsonst gewesen. Oder sie konnte Lord Wolftons Handschuhe holen und nachsehen, ob Lord Belgrace sich im Kartenzimmer befand.
    »Hörst du, Junge? Hol uns Lord Wolftons Handschuhe!« Augusta verstellte ihre Stimme und murmelte ein »Jawohl, Mylord«. Dann nahm sie das Kinn auf die Brust und machte sich auf zum

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