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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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erwachte. Es enthielt ihr Kleid und ihren Mantel, die Kleidungsstücke, die sie am Abend vorher zu White’s getragen hatte, sorgfältig gefaltet. Zuoberst lag, eingewickelt in Seidenpapier, ein goldener Apfel. Der Zettel, den sie innen bei den anderen Sachen fand, war allerdings nicht ihr Blatt mit Formeln, sondern eine Nachricht, die sich folgendermaßen las:
    Mylady, ich stieß zufällig auf die beigefügten Gegenstände, als ich die Jacke, die Sie dich ausgeliehen hatten, zurück in die Vorratskammer brachte. Ich dachte, Sie würden ihre Rückgabe zu schätzen wissen. Bitte nehmen Sie auch diesen Apfel anstelle des anderen an. Er ist garantiert ohne Wurmbefall.
    Ihr Diener, Edenhall
    PS: Die Stallburschen bei White’s haben äußerst ungewöhnliche Lesegewohnheiten.
    Augusta starrte auf sein Schreiben. Was für ein Spiel spielte er jetzt? Er hatte ihren Zettel. Das war offensichtlich durch das Postscriptum. Jeder Gentleman hätte ihn mit den anderen Gegenständen zusammen zurückgegeben. Weshalb nur hatte er ihn behalten? Es sei denn ...
    ... er wußte um seine Bedeutung.
    Und wenn das der Fall war, möge der Himmel helfen.
    Augusta überkam ein Schauer, als sie erkannte, daß ihre schlimmsten Befürchtungen sich bestätigt hatten. Sie ließ sich in den Sessel zurückfallen, der hinter ihr stand, und starrte ungläubig auf den Kidderminster-Teppich zu ihren Füßen. All die Jahre der Arbeit, die ganze Zeit, in der sie erfolgreich ihr Tun vor der Welt verheimlicht hatte. Nur ihr Vater wußte, wie sie die Nachtstunden in ihrem Aussichtszimmer unter dem Dach verbrachte, und er hatte geschworen, es niemandem zu erzählen, nicht einmal Charlotte.
    Und nun, durch ihre eigene Unvorsichtigkeit, hatte sie alles verloren — aber nur, wenn Lord Noah die wahre Bedeutung seines Fundes wirklich kannte. Was, wenn nicht? Was, wenn sie nur voreilige Schlußfolgerungen zog? Es bestand immer noch eine Hoffnung.
    Und deshalb gab es nur eines, was sie tun konnte. Sie mußte ihr Papier zurückbekommen, egal, welches Risiko sie dabei einging. Sie war ihrem Ziel so nahe, einem Ziel, das ihr ganzes Leben verändern würde. Sie hatte so hart gearbeitet, sie konnte nicht zulassen, daß ihr irgend jemand jetzt einen Strich durch die Rechnung machte - sie blickte auf den Apfel - und besonders nicht Lord Noah Edenhall.
    Nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, biß Augusta in den Apfel und begab sich in die Küche zu ihrem Morgentee. Flüchtig fragte sie sich, ob sie am Ende ihres Ausfluges nicht eine Gefängnisstrafe erwartete. Ein Klopfen an der Tür riß sie aus ihren Gedanken.
    Tiswell erschien in der Salontür. »Mylady, diese Nachricht ist soeben für Sie abgegeben worden.«
    »Bitte legen Sie sie zu den anderen auf den Tisch in der Halle, Tiswell. Ich werde mich später darum kümmern.«
    Sie wollte weitergehen.
    »Mylady, der Bote sagte, daß es ein dringendes Schreiben sei, und bat um Ihre umgehende Antwort.«
    »Dringend? Von wem ist es?«
    »Ich weiß es nicht, Mylady, der Bote sagte nur, Sie wüßten schon.«
    Sie wüßte schon? Augusta sah Tiswell ungläubig an. Sie nahm den Brief und öffnete ihn.
    Mylady, unsere Mission ist in Gefahr. Wir müssen uns treffen und unser Vorgehen besprechen, bevor es zu spät ist. Ich bitte Sie, heute abend zu kommen, zur üblichen Zeit an üblicher Stelle.
    Augusta faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche ihres Morgenmantels.
    »Mylady?« fragte Tiswell. »Soll der Bote warten, bis Sie Ihre Antwort verfaßt haben?«
    »Nein, Tiswell«, sagte sie mit einem mürrischen Gesicht. »Das wird nicht nötig sein. Der Bote soll dem Absender nur ausrichten, daß ich die Nachricht erhalten habe.«
    Die Straßen Londons waren bemerkenswert ruhig um drei Uhr morgens. Doch noch vor einer Stunde hatten elegante Kutschen immer noch ihre hochwohlgeborenen ausgelassenen Nachtschwärmer nach Hause gebracht, und nur eine Stunde später würden schon die ersten Straßenverkäufer und Marktschreier auftauchen, um ihre Waren auf den Marktplätzen aufzubauen.
    Aber jetzt, für diese eine Stunde, schlief die Stadt.
    Nachdem die Kutsche am Piccadilly Richtung Süden abgebogen war, sahen sie keine Menschenseele mehr außer einem einsamen Wachmann, der mit dem Kinn auf der Brust und dem Knüppel in der Hand in seinem Schilderhäuschen vor sich hin schlummerte. Das Wasser im Reservoir bei Green Park schimmerte im gedämpften Mondlicht. Bald hatten sie Nummer fünfundzwanzig St. James Place erreicht.

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