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Eine Liebesehe

Titel: Eine Liebesehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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wie Joel?« fragte Ruth. »Wo könnte sie einen andern kennenlernen?«
    Darauf vermochte er nichts zu erwidern. Wenn er selber anders gewesen wäre, wenn er Ruth von hier fortgenommen hätte, anstatt mit ihr auf dem Hof zu leben, dann hätten seine Töchter vielleicht Männer kennengelernt, die anders waren als Joel.
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte er schließlich. »Nun ja, da kann man nichts machen.«
    Er ging in die Küche, um sich die Hände zu waschen, zumal! er im Augenblick nichts mehr zu sagen wußte; und hier fand er Jill, deren Gesicht vom Herd gerötet war, aus dem sie soeben einen flachen Apfelkuchen herausnahm.
    »Was weißt du von deiner Schwester und Joel?« fragte er sie brüsk.
    Jill setzte den Kuchen auf den Boden, schloß die Türe des Backofens und sah ihn aus ihrer knienden Stellung an.
    »Es ist schrecklich!« gab sie zurück. »Ich werde Mary nie verstehen, nie! Er riecht so … nach Kuhstall! Und seine Hände, seine Hände sind mir widerlich!« Sie hob den Kuchen auf und setzte ihn auf den Tisch. »Vater, kannst du es nicht verhindern?«
    Er wusch sich die Hände am Ausguß. »Was könnte ich Mary denn Besseres bieten?«
    »Aber er ist so abstoßend!«
    »Ich nehme an, daß sie das nicht findet. Und Mutter ist mit ihm einverstanden, weil er tüchtig ist.«
    »O ja, tüchtig ist Joel! Aber ihn heiraten …«
    Sie zögerte, und er sah, daß sie damit kämpfte, die Zartheit ihrer Fleischeslust in Worte zu fassen. Das plötzliche Erfassen dieser Zartheit erschreckte ihn. Was für einen Sinn hatte Zartheit in diesem häßlichen Rahmen? Was für ein nutzloses Ding hatte er dieser Tochter vererbt!
    »Jill, wie steht es denn mit dir?«
    »Mit mir? Wie meinst du das?«
    »Was willst du werden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich möchte dir helfen, daß du das werden kannst, was du dir ersehnst.«
    »Ich wußte, daß du das tun würdest, Vater. Mein Kummer ist nur, daß ich selber noch keine Ahnung habe. Mary hat immer gewußt, was sie werden wollte.«
    Er bemerkte, daß sie leicht zitterte. Sie wandte den Kopf ab und blickte aus dem Fenster, das sich hinter dem Tisch befand, an dem sie stand.
    »Willst du damit sagen, daß Mary jetzt das tut, was sie sich schon immer ersehnt hat, du aber nicht?«
    »Nun ja, sie hat von jeher erklärt, daß sie einen Farmer heiraten möchte. Aber ich bin anders.«
    Er ging zu ihr und legte den Arm um ihre schmalen Schultern.
    »Anders, Jill?«
    »Ja, ich sehe die Dinge nicht so klar.«
    »Was für Dinge?«
    »Vielleicht … mich selber.«
    Sie richtete die verwirrten grauen Äuglein auf ihn, und da ließ er den Arm sinken. Wie merkwürdig unverfälscht Ruths und sein Blut in ihrer beiden Kinder war! Man konnte sie auseinandernehmen – die Augen dieses Kindes und Marys Gesicht stammten aus Ruths Blut, Marys Gestalt von ihm, und sein Geist, oder wenigstens ein Teil davon, war in Jills Kopf ganz verschieden von dem seinen; Hals Äußeres, abgesehen von den Händen, die er von Ruth hatte, und die Ruhelosigkeit in dem Jungen waren alles, was Williams Blut ihm hatte geben können! Wenn er sie doch nur alle auseinandernehmen und sie wieder zusammensetzen könnte, um ganze Menschen aus ihnen zu machen!
    In der Tasche trug er in diesem Augenblick einen Brief von Elise. Sie hatte ihm in all diesen Jahren nicht geschrieben. Nun teilte sie ihm mit, daß ihre beiden Söhne in Frankreich standen; und sein Sohn würde auch hinkommen. Vielleicht begegneten sie einander. Ob er seinem Jungen nicht die Namen ihrer Söhne angeben wolle?
    Sie hatte die Bilder der beiden beigelegt. Lange hatte er sie betrachtet; der eine war blond, der andere dunkel, beide sehr englisch und sehr fröhlich.
    Er wollte Hal die Bilder nicht schicken. Besser, wenn sie sich nicht begegneten, sein Sohn und Elises Söhne.
    »Ich möchte dir gern helfen«, sagte er zu seiner Tochter Jill.
    Hingerissene Bewunderung flammte in ihren leidenschaftlichen Äuglein auf. »Ich wußte es«, antwortete sie, »das wußte ich schon immer.«
    Der Krieg wuchs und breitete sich aus, aber Hal lebte. Solange er am Leben blieb, ließ der Krieg sich ertragen. Ruth fragte nicht, wer in den fremden Ländern in der Ferne siegte. Es kümmerte sie nicht, wer gewann oder verlor. Das ganze Ergebnis dieses Krieges, in dem Millionen von Männern verwundet wurden und fielen und in dem Nationen gleich Schiffen untergingen, alles war in der Gestalt des einen Mannes vereinigt, den sie geboren hatte. Hal lebte noch. Also gewann sie den

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