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Eine Liebesehe

Titel: Eine Liebesehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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Hinweis … gibt es irgendeine Möglichkeit, zu wissen was für Menschen … weshalb zum Beispiel Rex eher als Don? Don war weniger zart besaitet als Rex, weiter nichts. Er liebte das Leben mehr als Rex – weißt du, das körperliche Dasein, Essen, Trinken, Sport –, er machte mir große Sorgen, weil er sich dauernd verliebte. Aber es war nie ernst … er sagte immer, auf diese Weise könnte er die Frau umgrenzen, die er eines Tages wirklich lieben würde.«
    Er ließ sie weitersprechen, und allmählich erwachte das Bild eines kräftigen jungen Mannes vor seinen Augen zum Leben.
    »Hast du noch die Bildchen, die ich dir einmal schickte?« fragte sie plötzlich. »Hast du sie, William? Ich glaubte Abzüge zu besitzen, aber ich konnte sie nicht finden. Und das Bild von Don habe ich immer ganz besonders geliebt.«
    »Ja, natürlich habe ich sie noch«, antwortete er. »Ich hole sie dir.«
    Er stand auf und ging durch die Halle in das Zimmer, das er in eine Bibliothek verwandelt hatte. Im Hause herrschte eine solche Stille, als ob außer ihm und Elise sich niemand darin aufhielt. Wo war Ruth? Aber er konnte sie jetzt nicht suchen.
    Als er die Türe zur Bibliothek öffnete, sah er Jill, deren dünne Gestalt in einem der tiefen Sessel, die er für den neuen Kamin gekauft hatte, beinahe versank.
    Sie blickte von ihrem Buche auf und sagte: »Oh, guten Tag.«
    »Da bist du ja«, gab er zurück.
    »Wer ist der Besuch?« erkundigte sie sich.
    »Eine alte Freundin von mir.«
    Er zog das Schubfach auf, in dem er Elises Briefe aufbewahrte. Zusammen mit den Briefen hatte er die Photographien hier hineingelegt, nicht in einem Umschlag, sondern unverpackt. Das Bild von Rex war da, aber das von Don nicht. Er suchte weiter, überzeugt, daß es da sein mußte. Es war nicht zu finden, und er begann die Briefe durchzusehen. Es lag in keinem. »Sonderbar!« murmelte er. »Was kann ich bloß damit gemacht haben?«
    Er wandte sich an Jill. »Du hast wohl nicht zufällig eine Photographie gesehen? Vielleicht habe ich sie fallen lassen. Es ist ein großer, dunkler Mann in englischer Uniform darauf.«
    Erstaunt nahm er wahr, daß sie dunkelrot wurde.
    »Ich habe sie genommen«, sagte sie.
    »Du hast sie genommen! Aber warum denn? Du kennst ja den Mann überhaupt nicht.«
    »Ich … mir gefiel sein Gesicht.« Sie neigte den Kopf und blätterte in ihrem Buche. Dann schloß sie es und blickte ihn tapfer an. »Ich hatte dich fragen wollen … wer das ist.«
    »Wann hast du das Bild genommen?«
    »Vor mehreren Wochen.«
    »Du hast es die ganze Zeit gehabt, ohne mich zu fragen?«
    »Ich fürchtete, daß du mich albern finden würdest.«
    Ihre Lippen zitterten vor Qual.
    Ungläubig starrte er sie immer noch an.
    »Ich finde es wirklich sehr sonderbar … aus meinem Schreibtisch eine Photographie zu entwenden.«
    Sie stand schnell auf.
    »Ich machte hier Ordnung. Mutter hatte es mir befohlen, und ich räumte die Schubladen auf, und da sah ich die Aufnahme. Zuerst dachte ich, es wäre ein Jugendbild von dir, vielleicht aus dem Ausland, wo du ja warst, bevor du Mutter kennenlerntest. Dann erkannte ich, daß du es doch nicht sein konntest. Aber es war etwas daran, das den Wunsch in mir erweckte, das Bild zu besitzen. Ich hätte dich darum bitten sollen … nur schämte ich mich, dich zu fragen.«
    »Hast du das Bild noch?«
    Sie nickte. »Soll ich es holen?«
    »Bitte, ja.«
    Er wartete, an den Schreibtisch gelehnt, während Jill fort war. Was bedeutete das? fragte er sich. Ein romantischer Trieb in einem jungen und einsamen Geschöpf, vielleicht weiter nichts; und doch hatte er nie beobachtet, daß irgendein Trieb in Jill bedeutungslos gewesen wäre. Er hatte das seltsame Gefühl, daß eine Tragödie sie umwehte, daß da etwas nicht stimmte, etwas unterdrückt worden war.
    Sie kam zurück und reichte ihm ein Päckchen. Sie hatte das Bild in Silberpapier gewickelt.
    Er packte es nicht aus. Er nahm es entgegen, und etwas in ihren Augen ließ ihn wissen, er müsse ihr sagen, daß dieser junge Mann tot sei.
    »Ich möchte das Bild haben«, erklärte er, »weil die Dame, die mich besucht hat, seine Mutter ist. Sie heiratete einen Engländer, und sie hatte zwei Söhne. Beide sind im Krieg gefallen. Zufällig besitzt sie keinen Abzug von dieser Aufnahme.«
    Er sah, wie das errötete Gesicht ganz blaß wurde. Sogar aus ihren Lippen wich das Blut.
    »Wie entsetzlich!« hauchte sie.
    Das hätte jedes Mädchen sagen können, aber ihre Augen und die

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