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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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»Sag es ihnen, Horatio.«
    Ich verschränkte die Arme und hielt den Mund, was ihm nicht so besonders gefiel.
    »Siehst du? Sogar deine Freunde wissen, dass du zu viel trinkst, Hamilton.«
    »W enn du dir mal den Prospekt ansehen würdest …«, fing Mrs Prince an.
    Hamilton war wieder aufgesprungen. »Nichts zu machen, ich gehe in keine ›Klinik‹.«
    »Entschuldige«, sagte Claude sanft, »aber ich erinnere mich nicht, dass dich irgendjemand um deine Meinung gebeten hat.«
    Jeder von uns hat schon mal das Stück Tritt gegen den Stuhl und stürm aus dem Zimmer gesehen. Hamilton lieferte eine großartige Aufführung. Wenn er nicht vorsichtig war, würde er sofort festgenagelt.
    »Horatio«, bat Mrs Prince drängend, »du weißt doch, dass das stimmt. Kannst du nicht mit ihm reden?«
    Sie gab mir den Prospekt und ich warf einen Blick hinein. Er war voller begeistertem Geschwafel mit Sätzen wie »Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt«. Dazu die Bilder von halbherzig lächelnden Teenagern, die sich schweigend fragten, wie sie sich selbst in die Klemme gebracht hatten, in der sie nun steckten. Ich stopfte mir den Prospekt in die Gesäßtasche und sah zu Claude hinüber, der mich beobachtete. Meine Anschuldigung stand zwischen uns, aber er würde nichts dazu sagen, solange Mrs Prince im Zimmer war. Was er allerdings sagen – oder machen – würde, wenn er Hamilton oder mich alleine erwischte – das machte mir Sorgen.
    »Mal sehen«, sagte ich. »Ich hab mir gedacht, ich sollte zuerst mal in die Stadt flitzen und ein Video ausleihen.« Ich schenkte Claude ein sonniges Lächeln. »Irgendwas, auf das Sie ganz wild sind, es zu sehen, Claude?«
    Mrs Prince wusste nicht, worauf ich anspielte, doch auf Claudes Stirn bildeten sich finstere Wolken, und ich übertraf mich selbst mit einem sehr schnellen Abgang.
    Hamilton war nicht draußen am Pool und er war auch nicht im Fernsehzimmer bei Gilbert und Roscoe. Ich fand ihn dann in seinem Zimmer, wo er seinen Schrank durchwühlte.
    »Suchst du nach was zu trinken?«
    »Hau ab.«
    Ich setzte mich an seinen Computertisch und sah zu.
    »Ich hab gesagt, hau ab.«
    Ich legte die Füße hoch.
    »Danke, dass du dich da unten so überaus stark für mich eingesetzt hast.«
    »Hamilton, schau mal, ich bin dein bester Freund …«, fing ich an.
    Er kam mit einer Wasserflasche in der Hand aus dem Schrank, und warf mir einen Blick zu, der bewirken sollte, dass ich mich schlecht fühlte, weil ich das Schlimmste von ihm dachte, doch ich grapschte mir einfach die Flasche, bevor er mich daran hindern konnte.
    »He!«
    Ich schraubte den Deckel ab, tauchte den Finger rein und kostete. Wodka.
    »Du hast wohl den guten alten Wodka nicht einfach für deine Nummer mit Roscoe und Gilbert wegschütten können, was?«
    »Mal langsam«, sagte er. »Ist das jetzt die Stelle, wo du mir sagst, ich hätte ein Problem und dass du nur das Beste für mich willst? Leck mich doch. Ich kann für mich selbst sorgen.«
    »Dann hast du das da ausgebuddelt, um es wegzuschmeißen?«
    Er schnappte sich die Flasche zurück und sagte mir, ich sollte mit mir selbst etwas machen, das rein körperlich unmöglich war. Ich meinte dazu nur, darauf könnte ich verzichten.
    »Du hältst dich wohl für richtig schlau, was, Horatio?«
    »Schlau genug, um zu wissen, dass du Hilfe brauchst – in mehr als nur einer Beziehung.«
    »W as soll das heißen?«
    »Hamilton, Claude weiß es. Er weiß, dass wir wissen, dass er deinen Vater umgebracht hat. Wenn er es noch nicht begriffen hat, als du Paul Mendelsohn umgenietet hast, dann hat er es rausbekommen, als er mich unten in der Polizeiwache überrascht hat, wie ich von dem Video erzählt hab.«
    »W as hast du? Verdammt, Horatio! Die Schweine hat er doch alle in der Tasche. Die helfen uns nie.«
    »Ja, schon, das weiß ich jetzt auch«, brummelte ich.
    »Und außerdem hast du es versprochen! Du hast geschworen, es niemandem zu erzählen.«
    »Ach, hör doch auf mit dem Geheimbundgetue, Hamilton. Wenn du jemanden umnietest, ist das kein Kinderkram mehr.«
    »Er ist nicht tot«, sagte Hamilton leise. Er schraubte den Deckel ab und nahm einen Schluck. Er zuckte zusammen und nahm doch gleich noch einen, nur um seiner Kehle zu zeigen, wer hier der Boss war.
    »Nein, ist er nicht«, meinte ich. »Und er wird auch keine Anzeige erstatten. Aber du und ich wissen, dass du auf ihn geschossen hast, weil er die Jagdweste deines Onkels getragen hat und du gedacht hast, es wäre

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