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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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Dioxin? Das eigentlich als Gift eingestuft wird, allerdings nicht als das schnellste und sicherste Gift der Welt. Aber wer hat denn gesagt, dass es Claude Prince eilig gehabt hatte? Ich musste einfach wissen, was dieser Krankenbericht aussagte, oder alles würde reine Spekulation bleiben.
    Ein Mini-Markt auf der anderen Straßenseite verkündete neben massenhaft Reklame für Bier, Zigaretten und Lotto, dass es hier auch ein Faxgerät gäbe. Ich brachte den Volvo dazu, auf die andere Seite zu schleichen.
    Ein Typ mit ungefähr drei gesunden Zähnen grinste mich an, als ich reinging.
    »Sie haben ein Fax?«, fragte ich.
    »V ier Dollar die Seite, senden oder empfangen.«
    »V ier Dollar die Seite? Das ist Wucher.«
    Der Typ grinste wieder. »Ist das einzige in der Stadt, Junge.«
    Ich war nicht in der Position, mich über Zahnies Verständnis von Angebot und Nachfrage streiten zu können. Daher legte ich die Seiten auf die Theke und berappte die sechzehn Eier, die mich der Spaß kostete. Vielleicht sollte ich das Haus der Princes mit Hamiltons Playstation unter dem Arm verlassen – als Ausgleich für meine Investitionen. Ich wartete, während der Angestellte die Seiten in das älteste noch existierende Faxgerät eingab. Das Papierfach war fast leer, und wo er schon mal damit beschäftigt war, riss er ein brandneues Päckchen mit Elsinore- Papier auf, um nachzufüllen.
    Ich sah mich um und dachte, wie allgegenwärtig Papier doch war. Jede Cornflakesschachtel, jede Butterbrotpapierpackung, jede Serviette, Papiertaschentücher und Zeitschriften – nicht alles Papier kam von Elsinore, aber immer noch genug. Und in allem und jedem war Dioxin enthalten, das unbrauchbare, hochgiftige Nebenprodukt bei der Papierherstellung. Sicherlich in beträchtlichem Ausmaß. In einem solchen Ausmaß, dass die Milz von Mäusen auf die zehnfache Größe anwuchs und platzte. Vermutlich war es in allem in dieser Stadt, beim Fluss angefangen bis zum Papier und den Nahrungsmitteln.
    »Brauchst du noch was?«, fragte der Angestellte.
    »Ja«, sagte ich und drehte mich um. »W o steht das Mineralwasser?«

    Zurück auf der Ranch zog ich mich in mein Zimmer zurück und rief meine Schwester Rosalind an.
    Sie übersprang die Begrüßung, als sie meine Stimme erkannte. »Horatio! Wo bist du gewesen? Wir haben versucht, dich zu erreichen.«
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte ich.
    »Nein, natürlich nicht, aber …«
    »Dann können die einhundert konstruktiven Vorschläge, wie Horatio seine Sommerferien verbringen soll, noch ein paar Tage warten. Die schmeißen mich hier sowieso bald raus.«
    »W as hast du getan?«
    So, wie sie das sagte, klang es, als wäre das sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen. Ich war verletzt.
    »Den üblichen Kram«, meinte ich. »Hab die Wahrheit gesagt, für die Gerechtigkeit gekämpft und die Damen in mich verliebt gemacht.«
    »Hast du ein paar Mädchen kennen gelernt?«
    »Nur eine, aber die hat sich auf meine Chucks übergeben. Hast du das Fax bekommen, das ich gerade geschickt hab?«
    »Clark sieht es im Moment durch.« Das Telefon war plötzlich gedämpft, als wäre es ihr von der Schulter gerutscht. »Nein, das bedeutet zweitausend Teile pro Billion«, hörte ich ihn zu ihr sagen.
    Rosalind und ihr Mann waren beide Ärzte und lagen mir ständig in den Ohren, ich sollte gesünder essen.
    »Horatio, ich weiß nicht, wer dein Freund dort ist, aber in ihm steckt genügend Dioxin, um ihn umzubringen.«
    »Zu spät«, sagte ich. »Aber das Dioxin selbst würde ihn nicht umbringen, oder?«
    »Nein«, sagte sie, und ich konnte förmlich hören, wie sich die Fragen auftürmten. »Dioxin verursacht Krebs. Wahrscheinlich hat es dazu geführt.« Ich hörte das Rascheln von Papier. »Dein Freund hatte Leber und Darmkrebs.«
    Im Hintergrund hörte ich Gemurmel und dann war Rosalind wieder da. »Clark meint, wahrscheinlich hat er auch Chlor-akne gehabt. Damit siehst du aus, als wärst du hundert Jahre alt und aus Granit gemacht.«
    Bingo.
    »Horatio, wo hast du diese Schriftstücke her? In was bist du da reingeraten?«
    »Naturwissenschaftliche Hausarbeit.«
    Ich legte auf, bevor sie noch mehr sagen konnte, und fand, dass es auch seinen Vorteil hatte, keinen Empfang zu haben. Außer wenn Rosalind eine Anruferkennung hatte, wurde mir plötzlich klar. Wenn dem so war, dürften die Haushaltsangestellten bei Chez Prince bald an die tausend Anrufe entgegennehmen.
    So. Hamiltons Vater war durch das Dioxin seiner eigenen

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