Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
selbstverständlich gerne“,
versprach ihr Gegenüber.
Als Lara sich umwandte, trat
gerade eine ältere Dame durch das Hauptportal. Es war eine echte Erscheinung:
silbergraues, in sorgfältige Wellen gelegtes Haar, dezentes, aber perfektes
Make-up, ein bodenlanger Nerz, goldenes Abendtäschchen unterm Arm. Urplötzlich
war es ihr, als hätte ein eisiger Wind sie gestreift.
Während sie an Lara
vorbeirauschte, streifte die Erscheinung sie mit einem durchdringenden Blick
und wandte sich an die Rezeption.
Lorena schien bei ihrem Anblick
der Mund offen stehen zu bleiben.
„Guten Abend, dottoressa!“
„Abend, meine Lieben. Na, mein
Kind, was siehst du mich denn an wie ein Gespenst?“
„Ich – ich dachte – wir alle
dachten, Sie wären heute Abend in Bologna in der Oper!“ stotterte sie.
„Ja? Dachten das alle? Nun, war
ich auch. Aber die Inszenierung dort hat mir nicht im Geringsten gefallen und
ich bin noch vor der ersten Pause gegangen. Und nun bin ich hier.“
Ihre Stimme hörte sich an wie das
Klingen vieler winziger Glasglöckchen – melodisch, aber kalt.
„Ich habe das Gefühl“, fuhr sie
fort, „dass heute hier in meinem eigenen Haus eine viel interessantere Aufführung
läuft … mach den Mund zu“, empfahl sie Lorena, die bei diesen Worten schier
nicht mehr wusste, wie sie dreinschauen sollte, während die Dame langsam und
sorgfältig ihre schwarzen Lederhandschuhe abstreifte.
„Wo ist Alessandro?“
„Auf dem Weg nach Rom“, gab
Lorena Auskunft.
Die silbergrauen Augenbrauen der
dottoressa schnellten in die Höhe.
„Also doch?“
„Ja, es ging leider nicht anders!“
Verständnisloses Kopfschütteln
war die Antwort.
„Ich hab ihm doch gleich gesagt,
dass die das niemals hinkriegen ohne ihn! Aber er wollte ja unbedingt heute
Abend hier sein! Und warum steht eigentlich sein Porsche noch vor der Tür?“
„Er hat den Zug genommen…“
Die Situation wurde Lara mehr als
unangenehm. Dieser Frau schien es absolut nichts auszumachen, dass sie ihre
Unterhaltung mithörte. Sie kam sich vor, als würde sie an einer fremden Türe Dinge
belauschen, die sie nichts angingen, dabei drehte es sich auch noch um den
Mann, mit dem sie zusammen war. Und abgesehen davon sprach sie auch noch in
unverständlichen, absurden Rätseln – sein Porsche??? Ihr war der dunkle,
monströse Geländewagen direkt vor dem Hotelportal schon aufgefallen, aber dass
der ausgerechnet Alessandro gehören sollte, konnte ja nur ein enormes
Missverständnis sein.
Innerlich empört nickte sie
Lorena einen kurzen Dank zu und drehte sich um. Sie hatte ihre Tasche und den
Mantel noch im Kaminzimmer, also würde sie jetzt ihre Sachen holen und dann
nichts wie weg hier!
Eine Sekunde lang überlegte sie,
wer dieser Eisberg wohl sein mochte und kam zu dem Schluss, dass es sich
wahrscheinlich um niemand anderen handeln konnte, als die Managerin oder
Direktorin des Hauses. Sie erinnerte sich vage, dass Alessandro sie einmal kurz
erwähnt hatte. Auch ihr arrogantes Auftreten und ihre Äußerungen ließen kaum
einen anderen Schluss zu. Sie schien Alessandro recht gut zu kennen und
immerhin eine hohe Meinung von ihm zu haben. Ihm schien sie sogar zuzutrauen,
den Untergang Roms aufhalten zu können!
Sie hatte gerade ein paar
Schritte in Richtung Flur gemacht, da hörte sie die gläserne Stimme fragen.
„Ist das da zufällig die junge
Dame aus Deutschland? Der besondere Gast des Abends, den man mir vorenthalten
wollte?“
Lorena murmelte etwas
Unverständliches mit erstickter Stimme und dann klapperten hinter ihr flinke
Absätze, die ihr folgten.
„Auf ein Wort, junge Dame, wenn
ich bitten darf!“
Perplex schaute sie sich um. Die
Erscheinung redete tatsächlich mit ihr.
„Meinen Sie mich, Signora?“
Ungläubig starrte Lara die fremde
Frau an.
„Sehen Sie sonst noch jemanden
hier?“ war die schroffe Antwort. „Ich habe mit Ihnen zu reden.“
Nun keimte Ärger in Lara auf über
dieses selbstverständlich anmaßende Gehabe. Wie sie mit ihr redete, grenzte
schon an Unverschämtheit.
„Aber - ich kenne Sie nicht, Signora,
und ich wüsste auch nicht, worüber ich mit Ihnen reden sollte, um ehrlich zu
sein“, gab sie zurück und wandte sich ratlos ab. Nur noch weg hier, sie kam
sich vor wie im falschen Film!
„Das werden Sie gleich sehen,
kommen Sie nur“, unvermittelt fand Lara sich mit der fremden Frau im
Kaminzimmer wieder, wo sich erneut die beiden Flügeltüren hinter ihr schlossen.
„Setzen Sie sich“,
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