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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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einmal mehr, ob sie noch den richtigen Weg entlanghetzte. Es gab unzählige schmale Wege, die zu den Gärten anderer Häuser, hinüber zur Straße beziehungsweise weg von der großen Wiese führten.
    An der nächsten Weggabelung blieb Lili stehen, stützte sich auf die Knie und verschnaufte. Ihr Rock war zerrissen und verdreckt, und in ihren Ohren rauschte das Blut so laut, dass sie nicht einmal gehört hätte, wenn sich im Gebüsch oder hinter den Bäumen etwas gerührt hätte. Der Weg, der nach links abbog, war kaum mehr als ein Trampelpfad.
    Vor ihrem inneren Auge tauchten jede Menge Narrenkappen auf. Einstein strich um ihre Beine.
    “Sag mir einfach nur”, keuchte sie, “in welche Richtung ich gehen soll.”
    Einstein reckte die Nase in die Luft, schickte Lili das unmissverständliche Bild einer großen, silbern glänzenden Katze mit einer bunten Narrenkappe auf dem Kopf und machte zwei Katzenschritte nach links.
    “Ja, stimmt, wir sind Idioten”, flüsterte Lili, “aber wenigstens sind wir zwei davon.” Sie lief wieder los, wich Ästen aus und sprang über Wurzeln. Auf diesem Weg hier gab es noch mehr Hindernisse als vorhin.
    Gott sei Dank bestand für Einstein keine Gefahr, sich den Kopf an herunterhängenden Ästen anzuschlagen. Lili hetzte weiter. Nach einer Wegbiegung blieb sie abrupt stehen.
    Drei Meter entfernt stand Lady Dreadlock reglos auf einer kleinen Lichtung. Die Sonne fiel auf ihr Haar. In ihren Rasterlocken hatten sich kleine Zweige verfangen, doch ihre Arme waren durch die dicke Jacke, die sie trug, geschützt. Lilis Haut war total zerkratzt, ihre Baumwollbluse zerrissen.
    Einstein hielt sich dicht neben Lili. Die Muskeln ihrer Hinterläufe waren angespannt, und sie zitterte am ganzen Körper. Dann bemerkte Lili den Stock, auf den sich Lady Dreadlock stützte. Ein Spazierstock aus lackiertem Holz mit silbernem Knauf.
    Genau der gleiche, den Fluffy ihr beschrieben hatte.
    “O mein Gott, Sie haben ihn getötet.”
    “Gott bestraft alle bösen Menschen.” Lady Dreadlock klopfte mit dem Stock zweimal auf den Boden.
    “Warum war er böse?”, fragte Lili. “Was hat er getan?”
    “Es gefällt Gott nicht, wenn wir etwas kaputt machen.”
    “Hat der Mann Ihnen wehgetan? Haben Sie ihn deshalb umgebracht?” Lili trat langsam zurück. Schritt für Schritt.
    Lady Dreadlock hob den Stock. “Man musste Gerechtigkeit walten lassen.”
    Lili machte einen weiteren vorsichtigen Schritt zurück. Ihr Schuh stieß an eine Wurzel. “Ich bin überzeugt, er wird im Himmel sein gerechtes Urteil bekommen. Sie müssen sich keine Sorgen mehr darüber machen. Sheriff Gresswell wird sich um alles kümmern. Er möchte mit Ihnen reden.”
    Lady Dreadlock legte den Kopf schief und schaute weg. Lili folgte ihrem Blick. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Einstein völlig vergessen hatte. Die Katze legte den Kopf ebenfalls schief, aber in die andere Richtung wie Lady D. Dann geschah etwas höchst Merkwürdiges. Die beiden legten im gleichen Moment den Kopf auf die andere Seite. Einsteins Nackenfell war nicht gesträubt und ihr Schnurren laut vernehmbar.
    Die beiden redeten miteinander.
    Sie hat gesehen, wie der Mann gestorben ist.
    Lili wartete. Sie versuchte, ruhig zu atmen.
    Sie hat den Spazierstock des Mörders gestohlen, damit sie ihn dir zeigen kann.
    Mir?
Warum sollte Lady D. ausgerechnet sie auserwählt haben?
    Sie vertraut dir.
    Mir?
Richtig, deshalb hatte diese Frau sie auch monatelang verfolgt.
    Sie wollte dich schützen, weil ihr Schwestern im Geiste seid.
    Schwestern?
    Einstein schickte ihr die Narrenkappe. Sie musste zugeben, dass es tatsächlich etwas dämlich wirken musste, wenn sie Einsteins Bilder in ihrer Verwirrung ständig wiederholte.
    Sie möchte, dass wir mit ihr gehen. Dann zeigt sie uns, woher sie den Stock hat.
    Das war zu viel. Tanner würde sie umbringen. “Lady Dreadlock, ich meine, Patsy, das geht nicht. Wir müssen Sheriff Gresswell den Stock geben und
ihm
sagen, woher Sie ihn haben. Er wird den Mörder finden.”
    Na, wie war das? Sie war also doch kein völliger Dummkopf.
    Im Gebüsch raschelte es. Dann teilten sich die Zweige, und ein Mann trat auf die Lichtung. Sein silbernes Haar glitzerte in der Sonne.
    “Tja, Ladies, wie schön, euch beide hier zu sehen”, sagte Hiram Battle.
    Einstein fauchte.
    Einen Moment lang war Lili nicht in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen. Vielleicht weil die Lösung so abwegig schien. Doch zumindest nahm sie eines wahr: einen silbern

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