Eine magische Begegnung
doch noch nicht bereit.
Als sie tief einatmete, wanderte sein Blick zu ihrem Busen. Die Luft um sie herum schien elektrisch so stark aufgeladen, dass die Härchen auf ihren Armen sich aufstellten. Unter diesen Bedingungen würde es nicht einmal einen einzigen Kuss brauchen, bevor sie für nichts mehr garantieren konnte.
Aber es gab etwas, das Selbsterhaltungstrieb hieß. Sie legte eine Hand auf seine Brust und schob ihn zumindest so weit von sich, dass sie wieder klar denken konnte. “Ich habe gelogen.”
“Wobei?”, fragte er, den Blick auf ihre Lippen geheftet.
“Der erste Kuss hat überzeugend bewiesen, dass wir noch mindestens einmal miteinander ausgehen sollten.”
Er schmunzelte erst, dann lachte er laut heraus. “Du genießt es, einen Mann zu quälen, stimmt's?”
Sie versuchte nicht einmal, ihr Lächeln zu verbergen. “Ich habe noch nicht einmal angefangen, dich zu quälen.”
Er nahm ihre Hand von seiner Brust und zog sie an seine Lippen. Statt eines galanten Handkusses nahm er ihren Zeigefinger in den Mund und saugte zart daran. Zwischen ihren Schenkeln wurde es so heiß, dass sie beinahe jetzt schon gebettelt hätte, er solle sie nehmen. Wer quälte hier wohl wen?
Langsam ließ er ihre Finger aus seiner Hand gleiten und machte zwei Schritte zurück. “Was für ein Glück, dass ich nicht so schnell aufgebe. Bis Sonntag also. Zieh dir etwas Bequemes – und Warmes – an.”
Als sie ihm nachsah, wie er zum zweiten Mal an diesem Abend zu seinem Auto ging, fragte sie sich, ob er nach dem einzigen Kuss wirklich aufgegeben hätte oder sie einfach ausgetrickst hatte. Nicht dass es eine Rolle spielte … Sie wollte diese nächsten sieben Küsse. Und mehr.
19. KAPITEL
A ls Lili und Tanner zurückkamen, herrschte gerade große Aufregung im Hause Rutland.
“Dad, mit Fluffy stimmt etwas nicht. Schon wieder.”
Über Erikas Wange kullerte eine dicke Träne. Lili legte einen Arm um die Kleine.
Tanner wandte sich sofort an Roscoe. “Was ist denn nun schon wieder passiert?”
Roscoe zog ratlos sowohl die Achseln als auch die Augenbrauen hoch. “Keine Ahnung. Ich habe wohl versehentlich das Wohnzimmerfenster offen gelassen, und er hat anscheinend mit den Krallen ein Loch ins Moskitonetz gerissen. Wir haben ihn völlig verschreckt unter der Veranda gefunden.” Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter nach hinten in eine Ecke der Küche. “Besser gesagt, Einstein hat ihn gefunden. Wir haben sie bis ins Haus fauchen gehört.”
Lili hatte die Katzentür nicht geschlossen, als sie aus dem Haus gegangen waren. Sie machte sie immer nur nachts zu, bevor sie ins Bett ging, um nicht ungebetenen Besuch von Waschbären zu bekommen. Wenn sie nicht zu Hause war, konnte sie die Katzen nicht eingesperrt lassen. Nachdem Einstein gesehen hatte, welches Spektakel sich mit Tanner in Lilis Küche anzubahnen drohte, hatte sie sich nicht nur in ein anderes Zimmer verzogen, sondern den Schauplatz gänzlich verlassen.
Nur war es eben kein “Spektakel” gewesen. Es war vielmehr ein bedeutender Moment in Lilis Leben. Sie wusste nur nicht genau, was er bedeutete. Außer dass es Tanner gefallen hatte. “Gefallen” war eine ebenso unsinnige Bezeichnung wie “nett”; zwei völlig nichtssagende Wörter, die einer Frau keinen Hinweis darauf gaben, was ein Mann wirklich empfand.
Tanner fuhr sich durch sein dunkelblondes Haar. “Zeig mir das Moskitonetz.”
“Es ist das Fenster neben dem Kamin.” Alle folgten Roscoe ins Wohnzimmer.
Tanner hockte sich vor das Fenster und untersuchte das zerrissene Netz. Dann wandte er den Kopf und sah seinen Vater an. “Die Risse stammen nicht von einer Katze. Das Netz wurde aufgeschnitten. Warum hast du mich nicht sofort geholt, als du es entdeckt hast?”
Roscoe zog wortlos seine Augenbrauen hoch. Lili merkte, wie sie knallrot wurde. O Gott, Roscoe hatte etwas gemerkt.
Tanner wurde nicht rot. Er stand einfach auf, nahm das Telefon vom Couchtisch und wählte die Nummer des Sheriffs.
Nach einer halben Stunde war Gresswell da. Lady Dreadlock war verschollen, der Ermordete noch immer nicht identifiziert, und die Durchsuchung des Hauses der Rutlands ergab das Gleiche wie gestern in Lilis Haus: nämlich nichts.
Sind Sie sicher, dass das Loch nicht schon vorher im Netz war?
Tanner quittierte die Frage des Sheriffs nur mit einem indignierten Blick.
Er schien so … distanziert. So gar nicht wie der Mann, der ihr den Rock hochgeschoben und sie im Stehen genommen hatte, weil er es
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