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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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zählen und mich dermaßen erschrecken?” Lili selbst verzählte sich immer, wenn jemand sie dabei ansprach. Das war auch der Grund, warum sie gerne etwas früher als die anderen zur Arbeit kam. Sie genoss es, in Ruhe alles vorzubereiten.
    “Ich kann mehrere Dinge gleichzeitig tun.” Kate hatte offensichtlich sogar hinten Augen. Es war die einzige Erklärung dafür, dass sie Lili und Lady Dreadlock draußen vor dem “Stain” gesehen hatte. Kate befeuchtete ihren Finger und zählte ein weiteres Bündel Geldscheine. Ihr Lippenstift passte genau zum Rot ihrer lackierten Fingernägel.
    Kate konnte sich auch ihren Bauch in kreisförmigen Bewegungen streicheln
und
sich gleichzeitig auf den Kopf klopfen. Lili hatte dieses Kunststück nie zuwege gebracht. Ihre Chefin war ein paar Jahre älter als sie selbst und in vielen Dingen eine wahre Expertin. Der Name des Ladens, “Flowers By Nature”, war Kates Idee gewesen. Damals, vor fünf Jahren, war Lili noch Kates einzige Mitarbeiterin. Doch mittlerweile florierte das Geschäft, und Kate beschäftigte drei Floristen, eine Sekretärin, die die Bestellungen per Telefon und Internet entgegennahm, einen Teenager, der die Blumen für die Lagerung in den Kühlvitrinen vorbereitete, zwei Zusteller und – neben Lili – eine zweite Verkäuferin.
    “Ich dachte,
ich
schließe heute wie immer den Laden auf.” Bis auf Sonntag hatten sie täglich geöffnet, und Lili arbeitete an sechs Tagen in der Woche, allerdings dienstags und samstags nur halbtags. “Wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist, hätte ich dir Kaffee mitgebracht.”
    “Ich wollte heute einmal früher aus den Federn.” Kate sah auf ihre Armbanduhr. “Außerdem habe ich ein paar Termine – einen bei 'Swann's' und einen wegen einer Hochzeit. Jetzt ist ja die Saison fürs Heiraten.”
    “Oh, du gehst zu 'Swann's'?” Lili zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    “Sieh mich nicht so an. Ich habe kein Interesse an Mr. Swann.”
    Kate hatte ein Ziel, und das war die Expansion ihres Geschäfts. Sie ließ nicht zu, dass ihr eine Beziehung in die Quere kam. Lili hatte überlegt, ihr eine ihrer Katzen zu schenken, damit Kate etwas Gesellschaft hatte, doch die einzigen Lebewesen, die Kate um sich duldete, waren die, die ihre Wurzeln in der Erde hatten. Kate traf sich sehr wohl mit Männern – sie mochte sie durchaus –, doch ihre Arbeit kam für sie an erster Stelle.
    Lilis Meinung nach war das nicht immer die beste Entscheidung. “Aber er ist doch so schnuckelig.”
    Joseph Swann hatte dunkles, rotbraunes Haar und tiefblaue Augen. Lili hatte schon oft gerätselt, ob er getönte Kontaktlinsen trug, so … unnatürlich wirkte die Farbe. Herausgefunden hatte sie es allerdings bislang noch nicht.
    Kate ordnete das Bündel Geldscheine, schob es in die Kassenlade und sah Lili dann von oben herab an. Es funktionierte, obwohl sie kleiner war. “Ich gehe nicht – und zwar
ganz sicher
nicht – mit einem Mann aus, der mit toten Menschen in Berührung kommt.”
    “Nur weil er ein Bestattungsinstitut hat, heißt das doch nicht, dass er sie wirklich anfasst.” Lili fand, dass Joseph Swann ausgesprochen nette Lachfältchen um die Augen hatte. Zumindest hoffte sie, dass die Fältchen vom Lachen kamen – denn wirklich lachen hatte sie ihn nie sonderlich viel gesehen. Was wahrscheinlich daran lag, dass er die ganze Zeit mit Trauernden zu tun hatte. Einen viel schlimmeren Job konnte es kaum eben, als ständig mit Leuten konfrontiert zu sein, die weinten, geschockt über den Verlust eines Angehörigen respektive unangemessen fröhlich waren, weil Grandpa ihnen einen Haufen Geld vererbt hatte. Oder die fuchsteufelswild waren, weil er es nicht getan hatte.
    Aber deswegen war Joseph Swann kein schlechter Mensch. “Gib ihm eine Chance.”
    “Nein!”, erwiderte Kate, die sich gerade dem Zählen der Münzen widmete. “Aber ich wollte eigentlich mit dir darüber reden, dass du die Polizei rufen solltest.”
    Typisch Kate. Man konnte sie einfach nicht ablenken. Sie kam immer auf ihr ursprüngliches Thema zurück.
    “Du weißt doch, dass ich das nicht tun kann. Wenn es nur den Hauch eines Problems mit den Leuten aus dem Heim gibt, sperren sie es zu, wie damals, als Elvira Gulch sich beschwert hatte, dass dieser eine Mann in ihre Rosen gepinkelt hat.” Es hatte damals sechs Wochen gedauert, bis das Heim wieder öffnen durfte. “Diese Leute brauchen eine Unterkunft.” Obwohl Lili zugeben musste, dass es nicht in Ordnung war, jemandem

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