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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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hatte sie gemerkt, dass er über einen eigenen Witz verfügte, der einem erst nach ein paar Sekunden so richtig bewusst wurde.
    “Ich habe kein sexuelles Interesse an Toten. Ich bevorzuge lebendige Frauen.”
    Kate lachte laut heraus. “Sie
bevorzugen
?”
    “Gut, vielleicht war meine Wortwahl nicht ideal. Ich mag Frauen von der lebendigen, atmenden Sorte. Besser?”
    Kate arbeitete seit zwei Jahren mit ihm zusammen, und er war einer ihrer besten Kunden. Manche Hinterbliebene kümmerten sich lieber selbst um die Blumenarrangements und Kränze, andere wiederum überließen alles dem Bestattungsunternehmen – nach dem Motto “Ich ertrage es jetzt nicht, daran zu denken”, was Kate übrigens bestens nachvollziehen konnte. Sie wusste, dass er nicht nur bei ihr Kunde war; Joseph Swann beauftragte zahlreiche andere Blumenhändler, aber sie war sich bewusst, dass sie bei ihm einen Sonderstatus genoss. Besonders in den letzten Monaten. Und immer würzte er ihre geschäftlichen Termine mit einer tüchtigen Prise seines Humors – wohl um ihr zu zeigen, dass auch er selbst eindeutig von der lebendigen Sorte war. Das heutige Gespräch jedoch übertraf alles. “Ist das eine Art Polizisten-Humor, dieses Witzeln über Morbides?”
    “Ich halte das, was ich mache, nicht für morbid.”
    “Sie arbeiten mit Toten!” Kates Stimme war vor Fassungslosigkeit ein wenig schrill geworden. “Das
ist
morbid.”
    “Ich habe hauptsächlich mit den Hinterbliebenen zu tun. Das ist nicht ganz das Gleiche.”
    “Ja, aber …”
    Er hob abwehrend eine Hand. “Warum besprechen wir das nicht einfach beim Essen? Vielleicht kann ich Ihnen Ihre Ängste ein wenig nehmen.”
    “Ich habe diesbezüglich keine Ängste.”
    “Doch, haben Sie.”
    “Jetzt klingen Sie eher wie ein Psychoanalytiker und nicht wie ein Bestatter.”
    “Ich bin kein Bestatter. Ich bin Leiter eines Bestattungsinstituts. Sehen Sie, hier haben Sie sich also schon geirrt. Und Leiter von Bestattungsinstituten brauchen auch ein gewisses psychologisches Geschick. Ich habe an einigen Seminaren teilgenommen, die sich mit den psychologischen Aspekten unserer Branche befassen.”
    “Mr. Swann …”
    “Sie sagen immer
Mister
zu mir, wenn ich Sie überrede, mit mir auszugehen.”
    “Ich werde nie mit Ihnen ausgehen.” Kate merkte sofort, dass der letzte Satz zu hart geklungen hatte. “Ich konzentriere mich derzeit ganz auf meinen Beruf. Rendezvous stehen daher auf meiner Prioritätenliste ganz weit unten.”
    Er redete weiter, als hätte er nicht gehört, was sie eben gesagt hatte. “Die meisten Frauen lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Entweder sind sie absolut fasziniert von meinem Beruf und wollen jedes noch so kleine Detail wissen. Gelegentlich kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass
sie
nekrophil sind – vor allem wenn sie mich bitten, mich bei … äh … gewissen Aktivitäten nicht zu bewegen.”
    Kate schlug die Hände vors Gesicht, holte tief Luft und musste wieder lachen. Auf seine – merkwürdige – Art war er einfach unwiderstehlich. “Ich gehöre nicht zu diesen Frauen.”
    “Dann gibt es die zweite Kategorie. Frauen nämlich, die panische Angst haben, dass die Branche irgendwie auf sie abfärben könnte. Bei ihnen kommt sozusagen die Angst vor dem eigenen Tod ins Spiel.”
    “Auch zu dieser Gattung zähle ich mich nicht.”
    “Dann gehen Sie mit mir aus.”
    “Ich habe keine Zeit für so etwas. Ich habe ein Geschäft, um das ich mich kümmern muss.”
    Er zuckte die Achseln. “Na gut, dann begnüge ich mich mit Sex. Ich verspreche auch, dass ich nicht von Ihnen verlange, es in einem Sarg oder dem Raum zu tun, wo wir die Leichen aufbewahren.”
    Kate hätte sich am liebsten vor Lachen auf dem Boden gewälzt. Dies hier war das skurrilste Gespräch, das sie je erlebt hatte. Jenes ausgenommen, als ihre Mutter sie ins Bestattungsinstitut mitgeschleppt hatte, weil sie alles für ihr unvermeidliches Ableben organisieren wollte. “Mr. Swann …”
    “Nennen Sie mich wenigstens Joe.”
    “Also gut, Joe. Wir haben seit zwei Jahren geschäftlich miteinander zu tun. Warum forcieren Sie diese Sache ausgerechnet jetzt?”
    “Wegen des Nestbauinstinkts. Irgendwann bricht er auch bei Ihnen durch. Und dann sehen Sie irgendeinen fremden Mann auf der Straße, und – bumm – erwischt es Sie. Ehe Sie sich's versehen, sind Sie verliebt, verlobt, verheiratet und bekommen ein Kind. Ich sehe Sie übrigens mit …” Er musterte sie kurz. “… zwei

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