Eine magische Begegnung
total unbeholfen, ratlos und durcheinander. “Sie wissen aber nicht, wo genau es passiert ist.” Fluffy hatte auf einem Baum gesessen, der viel näher bei der Wiese stand als jene Stelle, wo Tanner die … die sterblichen Überreste gefunden hatte.
“Das werden sie bestimmt herausfinden.”
“Aber wie?”
“Frag mich das besser nicht, okay?” Seine Stimme war nun schärfer, sein Griff fester. Offensichtlich versuchte er, ihr die grauenvollen Details zu ersparen, doch es gab nur eine Antwort: Schleifspuren. Lili hatte das Bedürfnis, sich zu übergeben. Doch sie wollte sich beherrschen. Und einfach nur nach Hause und schlafen.
Doch sie konnte vor dieser Sache nicht davonlaufen. “Fluffy ist ein Zeuge.”
“Fluffy ist ein Kater, kein Zeuge.” Tanner schüttelte sie. “Glaubst du allen Ernstes, dass man dir glauben wird?”
Tanner selbst hatte ihr nicht geglaubt, warum also sollte es die Polizei tun? Aus diesem Grund war sie ja auch nicht gleich zur Polizei gegangen. Doch es auf diese Weise von Tanner zu hören zu bekommen, das war, als würde jemand den Finger in die offene Wunde legen.
“Es interessiert sie einen feuchten Dreck, was Fluffy deiner Meinung nach gesagt hat. Also werden wir uns nicht weiter einmischen.” Dann schien er zu merken, wie barsch und unfreundlich er geklungen haben musste, denn er begann sie wieder beruhigend zu streicheln. “Es ist am besten so. Die Polizei weiß, was sie tut.”
“Ich habe kein gutes Gefühl dabei, Tanner.”
Er ließ sie abrupt los und wandte sich kurz von ihr ab, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Dann gab er ihr den verbalen Todesstoß: “Willst du, dass Erika in das Ganze hineingezogen wird?”
Plötzlich war Lili alles klar. Tanner hatte sich von Anfang an um Erika gesorgt, und sie hatte seinen Bedenken keine Beachtung geschenkt. Meine Güte, was für ein Durcheinander. Sie hatte nicht daran gedacht, welche Auswirkungen die ganze Angelegenheit haben könnte. Stattdessen hatte sie sich gefreut, dass er Roscoe und Erika erzählt hatte, was Fluffy ihr gesagt hatte.
Gefreut
. Sie war genau das, was ihr Einstein vorhin an den Kopf geworfen hatte: ein dummer Mensch. Ein Idiot.
Wie sollte Erika jemals etwas so Schreckliches verkraften? Lili konnte nichts dafür, dass es einen Mord gegeben hatte, doch dadurch, dass sie so hartnäckig auf Tanners Hilfe bestanden hatte, hatte sie den Rutlands das Grauen ins Haus gebracht.
“Wir waren spazieren, wir haben Buddy getroffen und die Bussarde gesehen, und dann bin ich in den Wald hinein, um nachzusehen”, fasste Tanner die Geschichte zusammen, die sie der Polizei erzählt hatten. Er sagte es so, als müsste er sie daran erinnern. “Das sind die wesentlichen Informationen. Der Rest ist nur …”
Nur was, Tanner?
Sie sprach die Frage nicht aus. Denn sie wollte gar nicht wissen, was er von ihr dachte. “Und Buddy? Vielleicht hätten wir ihn auch nicht erwähnen sollen. Was ist, wenn sie ihn des Mordes verdächtigen, nur weil er zufällig in der Nähe war?”
“Vertrau der Polizei. Die Ermittler würden mehr Beweise brauchen als das. Und vielleicht hat Buddy ja wirklich etwas gesehen. Entweder heute oder früher einmal.”
Plötzlich fiel Lili Lady Dreadlock ein und wie sie damals im Gras vor ihr gelegen hatte. Doch diese Frau hatte – obwohl sie mit Tieren reden konnte – keinen furchterregenden Eindruck auf Einstein gemacht. Und wenn Lady D. jemanden umgebracht hätte, hätte sie das vor der Katze kaum verbergen können. Mit der Frau stimmte eindeutig irgendetwas nicht, aber es hatte nichts mit dem Mord zu tun – dessen war sich Lili sicher. Sie durfte der Polizei nichts von Lady Dreadlock erzählen, bevor sie nicht in aller Ruhe nachgedacht hatte, welche Folgen es haben könnte. Denn genau das war bislang bei allem, was sie getan hatte, das Problem gewesen: Sie hatte nicht überlegt, welche Folgen ihr Handeln haben würde.
Beinahe hätte sie laut – und vermutlich leicht hysterisch – aufgelacht. Sie hatte Tanner kritisiert, weil er der Polizei nichts von Fluffy erzählen wollte, und nun versuchte sie selbst, Lady Dreadlock zu schützen. Nur weil die Frau mit Tieren reden konnte.
“Lili?” Tanner fasste ihr ans Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. “Wo warst du jetzt mit deinen Gedanken?”
“Ich habe nur nachgedacht.”
“Worüber?” Auf seiner Stirn war eine tiefe Falte zu sehen. Lili konnte seinen sonst so offenen Blick nicht deuten.
“Ich habe gedacht, dass ich für Erika
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