Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine magische Nacht. Roman

Titel: Eine magische Nacht. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natale Stenzel
Vom Netzwerk:
genauso.«
    Gott sei Dank. Nun, damit meinte Janelle natürlich nicht, dass das Kind krank oder Cindy mit den Nerven fertig war, aber wenigstens würde sie sich nicht mit Späßen der dritten Art herumschlagen müssen. »Temperatur und Blutdruck hast du gemessen?«
    »Natürlich. Die Temperatur ist erhöht. Der Blutdruck ist …« Cindys Handy klingelte. Stirnrunzelnd warf sie einen Blick darauf und entschuldigte sich dann bei Janelle: »Unser Freund im Krankenhauslabor, den ich angepiepst hatte. Hier ist die Karte für Zimmer drei. Da ist alles notiert.« Sie reichte Janelle das Faltblatt, die es geistesabwesend annahm, während sie über Cindys Schulter spähte.
    Kane. Was zum Teufel tat er hier hinten? Sie hatte ihm gesagt, er solle heute im Archiv bleiben, es sei denn, es wäre ein Notfall.
    Als sie den Mund aufmachte, um ihn zu fragen, schüttelte Kane nur den Kopf und wies mit einer ruckartigen Bewegung auf Untersuchungszimmer vier. Er würdigte Cindy keines Blicks, während die Krankenschwester ihn im Vorbeigehen skeptisch musterte. Wusste der Kerl überhaupt, wie man sich anpasst? Tarnung, so hatte er behauptet, war eine Spezialität der Pukas. Ha! Ohne seinen Glamour würde er nie im Leben in der Welt der Menschen untertauchen.
    Janelle funkelte ihn zornig an, zog die Augenbrauen hoch und formte tonlos das Wort
anpassen
.
    Er schloss die Augen und nickte, dann öffnete er sie wieder, sah sie ernst an und deutete erneut auf Zimmer vier.
    Wollte er ihr jetzt etwa Vorschriften machen? Janelle fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Nie und nimmer konnten Arztangelegenheiten von Puka-Angelegenheiten übertrumpft werden. In Wirklichkeit war es genau umgekehrt. Sie schüttelte den Kopf, formte tonlos die Worte »Der Patient zuerst«, und ging in entgegengesetzter Richtung zu Zimmer drei. Für sie hatte der Patient noch immer oberste Priorität.
    Hinter sich vernahm sie ein schweres Ausatmen, während sie gleichzeitig feststellen konnte, wie eine Tür auf- und wieder zuging. Es sah ganz so aus, als würde Kane warten. Nicht schlecht, was? Ein Puka, der sich in Geduld übte.
    Rasch, aber sorgfältig ging sie die Karte ihres Patienten durch und informierte sich über die festgestellten Vitalwerte und Symptome. Dann las sie Cindys Anmerkungen darüber, dass er sich nur ungern verbal äußerte, sich aber offensichtlich körperlich unwohl fühlte, und dass er sich strikt weigerte, die Kleidung abzulegen.
    Neugierig geworden, öffnete Janelle die Tür und ging mit großen Schritten ins Zimmer. Ein junger Mann, ungefähr sechzehn Jahre alt, lehnte am Untersuchungstisch. Seine Mutter, die offensichtlich völlig die Fassung verloren hatte, saß ihm mit verschränkten Armen und Beinen in einem Stuhl gegenüber und machte keinen Hehl aus ihrem Unmut.
    Janelle bedachte beide mit einem breiten Lächeln, während sie die Tür hinter sich zuzog. »So ein Arztbesuch ist wirklich grauenhaft, nicht wahr? Es ist so peinlich, wenn man sich ausziehen und über persönliche Dinge reden muss. Ich hasse es selbst, und ich
bin
eine Ärztin.«
    Die Frau seufzte, als würde sie gleich explodieren. »Das weiß ich, und ich sage es ihm schon die ganze Zeit. Ich werde ihn nicht verurteilen. Sie werden ihn nicht verurteilen. Trotzdem will er nicht kooperieren. Ich bin überrascht, dass ich ihn überhaupt hierher bringen konnte. Allerdings war seine einzige Alternative, dass ich sonst den Krankenwagen gerufen hätte – und so wie ich es sehe, wäre ihm
das
absolut peinlich gewesen. Also sind wir hier.«
    Janelle nickte und wandte sich an den jungen Mann: »Hi, Shawn. Ich bin Dr. Corrington.«
    Er nickte nur.
    »Ich habe schon alles gesehen. Buchstäblich alles. Ich würde ja auch mal mit ein paar Beispielen aufwarten, aber deine Mom hier würde dann wahrscheinlich vor lauter Verlegenheit sterben und mir einen Prozess an den Hals hängen, weil ich dich vorzeitig aufgeklärt hätte.«
    Zögernd lächelte er, aber es hielt nicht lange vor.
    »Was ich dir damit sagen will: Mich kann absolut gar nichts schockieren. Wirklich, ich bin schon fast völlig abgebrüht. Du kannst mir alles sagen.«
    »Gehört dazu auch: ›Ich will nicht hier sein‹?«
    Janelle zuckte mit den Achseln. »Sicher, aber dann würdest du doch nur aussprechen, was offensichtlich ist. Du scheinst dich nicht wohl zu fühlen. Warum setzt du dich nicht einfach mal auf den Tisch?«
    Weder antwortete noch rührte er sich. Stattdessen blickte er nur zur Seite.
    Er war eine harte

Weitere Kostenlose Bücher