Eine magische Nacht. Roman
bedeutungsvollen Klang.
Als sie begriff, sah sie sich besorgt nach dem kleinen Mann um, der von ihrer Anwesenheit aber offensichtlich keinerlei Notiz nahm. Nichts schien zu ihm durchzudringen, so verloren in seiner persönlichen Hölle war er. »Du meinst, ich soll den Glamour einsetzen?«
»Ja.«
Sie merkte, wie sich alles in ihr gegen diesen Gedanken sträubte. »Ich nehme an, das bedeutet, dass du mir hier und jetzt die Kurzversion der Lektion erteilen wirst?«
»Warum versuchst du nicht erst einmal, ihn zu heilen?«
Wie dumm von ihr. Wer war hier noch der Doktor? Heilen hätte ihr erster Instinkt sein sollen. Sie kniete sich neben den kleinen Druiden und hätte schwören können, dass er nicht mehr wog als sie selbst. Man musste schon wirklich ein sehr feiger Mensch sein, um jemanden von seiner Größe so zu schikanieren. Vorsichtig berührte sie ihn an der Schulter und merkte, wie sie von chaotischen Gefühlen überschwemmt wurde.
Sie wappnete sich. »Hi.« Dann versuchte sie es mit einem freundlichen Lächeln. Es war das Lächeln, das sie immer einsetzte, um ihre jüngsten Patienten zu beruhigen. »Mein Name ist Janelle. Ich bin Ärztin. Wie heißen Sie?«
Keine Antwort.
»Sein Name ist Browning«, raunte Kane ihr zu. »Unter diesem Namen kennt man ihn.«
Janelle nickte, obwohl Browning nicht das geringste Zeichen von sich gab, dass er den Wortwechsel überhaupt gehört hatte. »Hi, Browning, ich würde Ihnen gern helfen, wenn ich darf.«
Keine Antwort. Sein Blick flackerte nicht einmal in ihre Richtung. Seelisch war er vollkommen traumatisiert. Wer konnte so
etwas tun?
Dennoch, er hatte sich nicht gegen ihre Berührung gewehrt. Sie riss sich zusammen und hob die andere Hand, die sie ihm an die Schläfe legte, während sie gleichzeitig weiterhin wahrnahm, wie das Chaos sie in Wellen überspülte.
Er selbst bewegte sich nicht einmal.
Bei diesem Kontakt wäre sie dann fast auf den Hintern gefallen. Kane stützte sie im Rücken ab.
Während sie tief und zittrig atmete, ließ sie Brownings Emotionen – überwiegend Angst und Verwirrung – wie einen Wasserfall um sich herum nach unten stürzen, bis sie ein wenig abgebaut waren. Dann überprüfte sie seine Vitalfunktionen. Er befand sich in einem extremen Schockzustand. Der Mann war überwältigt, und aufgrund seiner emotionalen Verfassung war auch sein Körper über die Maßen belastet.
Janelle stöhnte. »Kane?«
»Ruhig, Janelle. Du schaffst es.«
»Nein. Nein, ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich habe noch nie …«
»Deine Kopfschmerzen. Du hast sie geheilt, weißt du noch? Das hier ist dasselbe.«
»Nein, ist es nicht, verdammt! Dabei hat sich alles nur in mir selbst abgespielt. Aber das hier sind
sein
Kopf und
sein
Körper. Ich kann doch nicht fühlen … wie sollte ich denn auch nur wissen, geschweige denn ansprechen …«
»Konzentriere dich einfach. Beim letzten Mal hat es funktioniert, erinnerst du dich? Denk an die Ursache. Versuche die Quelle zu finden.«
Sowohl mental als auch physisch schreckte sie davor zurück, dennoch versuchte Janelle den Wellen zu folgen, die sich überall umeinander und übereinander brachen. »Es ist völlig unmöglich, hier überhaupt irgendetwas zu verfolgen.«
»Konzentriere dich.«
Konzentrieren. Natürlich, konzentrieren, verflucht. Aber er musste es ja nicht tun. Sie war diejenige, die den Wahnsinn aufspüren und den körperlichen Schaden heilen musste, der daraus entstand. Wenn sie es überhaupt konnte.
Dennoch, die mentale Tirade stabilisierte sie, und es gelang ihr, jenseits der kleineren Muster das überwältigende zu erkennen. Sie verfolgte es. Seine Vitalfunktionen waren ein Fiasko, also würde sie sich zuerst einmal darum kümmern. Sie senkte seinen Blutdruck auf ein normales Level; verlangsamte seinen Herzschlag in einen gleichmäßigeren, weniger gefährlichen Rhythmus; brachte seine Körpertemperatur auf ein erträgliches Niveau; verringerte das Klopfen in seinem Kopf, seinen Ohren, seinem Körper. Und dann die Blutergüsse. Er war grob behandelt worden, und seine Gebrechlichkeit hatte man auch nicht berücksichtigt.
Nach einem Moment, der ewig zu dauern schien, war Browning nun offensichtlich ruhiger und seine Haut mehr rosig als weiß. Langsam drehte er den Kopf und sah ihr in die Augen. »Ich kenne Sie.«
Noch ganz erschüttert von ihren eigenen Erfahrungen, schluckte Janelle. »Was ist Ihnen zugestoßen?«
Nun richtete er seinen Blick langsam über ihre Schulter und
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