Eine magische Nacht. Roman
Mannes mitbekommen hatte. Ohne irgendeine Form von Hilfe würde er das nicht lange überstehen.
»Und diese Hilfe kannst du ihm bieten.«
Ja. Das konnte sie. Also musste sie es auch tun. Alles lief darauf hinaus. Entschlossen kniete sie sich neben den Mann und berührte ihn an der Schulter. »Hm. Können Sie aufwachen?«
Sofort öffnete er die Augen und sah zu ihr auf. Eifrig und aufmerksam Kanes Instruktionen befolgend, hielt sie den Blick des Mannes fest und wartete einen Augenblick. Seine Augen weiteten sich einmal, dann zweimal, und er lehnte sich ihr entgegen, beinahe wie zwanghaft von ihr angezogen. Sie beugte sich zurück und war dann völlig entwaffnet, als er ihr folgte.
»Nimm den Austausch vor«, flüsterte Kane.
»Er macht mir Angst.« Denn dem Druiden schien es bestens zu gehen.
»Nimm den Austausch vor«, wiederholte Kane, diesmal drängend.
»Aber was sage ich ihm? Das alles ist so James-Bond-mäßig, und als Beilage dann noch ein Stalker-Opfer.«
In der Tat, jetzt streckte der Druide auch noch die Hände nach ihr aus.
»Tausch es aus!«
»Spucke? Worte? Telefonnummern? Lebensgeschichten? Was soll ich austauschen?«
»Sag ihm, dass er niemals ein Pferd auf der Cary Street gesehen hat. Dass sein Erlebnis nichts weiter war als ein von Geistern hervorgerufener Traum.«
Sie vergaß ihre Panik, packte die Hände des Mannes wie einen Anker, hielt seinen Blick fest und sagte ruhig: »Du hast niemals ein Pferd gesehen. Dein Ritt war nichts weiter als ein Traum. Hervorgerufen durch, hm, böse Geister. Wenn du aufwachst, wirst du geistig gesund sein und keinerlei Erinnerung an dieses Gespräch mit mir oder Kane haben.«
Der Druide rutschte näher.
»Los jetzt. Wach auf.« Sie ließ seine Hände los und krabbelte rückwärts, bis ihr Rücken der Ziegelwand begegnete und sie sich aufrichtete.
»Ich habe Geister gesagt. Nicht
böse
Geister«, raunte ihr Kane ins Ohr.
»Ist das wirklich so wichtig?« Sie beobachtete den Druiden, der Gott sei Dank aufgehört hatte, ihr wie ein fleischfressender Zombie, der sein nächstes Festessen beäugte, auf die Pelle zu rücken.
Janelle sah, wie der Mann blinzelte und sich verwirrt umschaute. Der fürchterlich glasige Blick war verschwunden, ebenso der Terror, der eben noch direkt aus seiner Seele abstrahlte. Noch immer haftete Puka-Zauber an ihm, aber jetzt war es keine bösartige Macht mehr. Nur noch ein Einfluss. Das war doch in Ordnung, oder?
»Wahrscheinlich.« Auch Kane beobachtete ihn.
»Sie.« Browning kniff die Augen zusammen. »Ich kenne Sie.« Er sah von Kane zu Janelle. »Sie beide. Was mache ich hier? Wo sind die anderen Druiden? Ich dachte, wir wären im Hain.« Er ließ den Gedanken fallen und fuhr abgelenkt fort: »Ich hatte einen Traum. Jemand muss mir den Traum deuten. Ich glaube, dass er etwas zu bedeuten hat. Eine Prophezeiung. Böse Geister, die den Pferden unserer Stadt nachstellen. Ich muss James warnen.«
»James?« Benommen sah Janelle ihn an.
»Bond.« Völlig ungerührt machte Browning eine rhetorische Pause. »
James
Bond.«
»Aber Sie sind nicht er?«
»Natürlich bin ich nicht er.« Er warf ihr einen abfälligen Blick zu. »Ich bin nur ein Druide.«
Mit diesen Worten stellte der kleine Mann sich auf seine schmutzigen nackten Füße und wischte sich den Hosenboden ab. Dann eilte er die Straße hinunter, murmelte etwas von bösartigen Geistern, Maßnahmen zum Schutz der Farmtiere des Landes und Freizeitställen. Er war ein Mann mit einer Mission. Ein Hobbit mit einer Mission? Nein, kein Hobbit. Ein Druide. Und war das so viel besser?
Schwach lehnte sich Janelle an die harten Ziegel. »Also, was wird er tun? Die Druiden suchen oder einen fiktiven Spion?«
»Beides, glaube ich. Denkbar wäre auch, dass er James Bond nun für einen Druiden hält, der über Zaubersprüche verfügt, die uns von bösen Geistern befreien, die scharf auf Farmtiere sind. Vielleicht haben wir ja Glück, und es gibt einen Druiden, der sich so nennt.«
»Ich glaube nicht, dass ich so viel Glück habe.« Janelle schluckte. »Mein Gott, was habe ich getan?«
»Hatte ich nicht erwähnt, dass es, während man einen Glamour wirkt, von entscheidender Bedeutung ist, sorgfältig nachzudenken, bevor man etwas sagt?«
»Äh, nein, den Teil hast du wohl vergessen.«
»Ich dachte, das würde sich von selbst erklären.«
»Nichts, aber auch
gar nichts
erklärt sich von selbst, soweit es dich betrifft. Und wage nicht, deswegen auf mich sauer zu sein. Ich habe noch
Weitere Kostenlose Bücher