Eine Marcelli gibt nicht auf
fragt.«
»Also ist es dir egal, ob du für die Seite arbeitest, die im Recht ist?«
»Wir reden hier von Scheidungen. Da gibt es fast nie eine Seite, die allein im Recht ist. Das muss ich noch erleben, dass eine Ehe nur deshalb zerbricht, weil einer der beiden Ehepartner von Natur aus böse war. Meist tragen beide Parteien eine gewisse Schuld. Wenn es um Drogen oder Alkohol geht, beschäftigt sich der nicht abhängige Partner meist nicht mit den eigenen Problemen, weil das Suchtproblem größer ist als alles andere, aber das heißt ja nicht, dass es da nicht auch Schwierigkeiten gibt.«
»Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, gab Katie zu. »In unserer Familie gab es bisher noch keine Scheidung. Ich nehme an, wir haben einfach Glück gehabt.«
»Glück hilft. In meinem Beruf begegnet mir das allerdings selten.«
»Warum bist du Scheidungsanwalt geworden? Es gibt doch auch viele andere Möglichkeiten für einen Juristen, in dieser Stadt sein Geld zu verdienen. Warum hast du dir gerade dieses Fachgebiet ausgesucht?«
»Lass uns hinüber ins Wohnzimmer gehen, bevor ich antworte«, schlug er vor und stand auf. Als sie sich ebenfalls erhob, zog er den Stuhl für sie zurück. »Da ist es gemütlicher.«
Sie griff nach den leeren Tellern auf dem Tisch, doch er zog ihre Hände fort. »Darum kümmere ich mich später.« Als sie ihn überrascht ansah, zuckte er mit den Schultern. »Wenn die Situation es erfordert, betätige ich mich auch mal als Hausmann.«
Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und war sehr erfreut, als Katie sich ihm nicht entzog, sondern seine Nähe angenehm zu finden schien. Punkt für mich, dachte er. Auch er fand es alles andere als unangenehm, ihr so nahe zu sein, was bedeutete, dass es sich durchaus auszahlte, wenn man charmant war.
Das Wohnzimmer war nach Westen ausgerichtet, wobei die deckenhohen Fenster eine ganze Seite dominierten. Katie ging hinüber und meinte: »Du bekommst hier bestimmt fantastische Sonnenuntergänge zu sehen.«
»Wenn ich rechtzeitig zu Hause bin.«
»Wenn ich hier wohnen würde, wäre ich ganz bestimmt rechtzeitig zu Hause.«
»Die Hazienda bietet einen Blick über den Pazifik. Da kannst du doch auch die Sonnenuntergänge bewundern.«
»Da bin ich doch aufgewachsen, das ist etwas anderes.«
Sie drehte sich um und ging zur Sofaecke. Als sie an einem hüfthohen Tisch vorbeikam, blieb sie stehen. Zach sah, wie sie den Blick über die gerahmten Fotos wandern ließ. Er steckte die Hände in die Taschen und wartete. Bisher verlief alles nach Plan.
Eine hübsche blonde Frau auf einem der Fotos lächelte glücklich in die Kamera. Auch auf einem weiteren Bild war sie zu sehen, zusammen mit einem viel jüngeren Zach.
»Sie sieht umwerfend aus«, meinte Katie. In ihrer Aussage schwang eine kleine Frage mit.
»Davids Mutter.«
»Oh. Sie ist wirklich bezaubernd.«
»Äußerlich ja. Alles andere ...« Er zuckte mit den Achseln. »Sie hat David verlassen, als er vier war, und ich glaube, mehr als zweimal hat sie ihn seitdem nicht gesehen.«
Erstaunt riss Katie die goldbraunen Augen auf. »Das versteh ich nicht. Wie kann es angehen, dass sie nicht mit ihrem Kind zusammen sein will?«
»Sie wollte nie Kinder haben.«
Er zögerte und überlegte, wie viel aus seiner Vergangenheit er preisgeben wollte. Normalerweise erzählte er Menschen, die er gerade erst kennengelernt hatte, nicht solche privaten Dinge, aber außergewöhnliche Umstände erforderten außergewöhnliche Maßnahmen. Er brauchte Katie als Verbündete, musste allerdings sehr vorsichtig vorgehen.
Einladend deutete er auf das Sofa. Katie setzte sich, und Zach nahm ihr gegenüber Platz. Mit einer Miene, die ausdrücken sollte: »Ich bin besorgt, aber mir geht es gut«, schaute er sie an.
»Ich habe Ainsley auf der Highschool kennengelernt. Sie war Cheerleaderin und Ballkönigin. Du kennst diesen Typ sicherlich.«
»Ich habe die eine oder andere getroffen, ja«, meinte Katie lächelnd.
Zach nickte. »Ich hielt Ainsley für eine Prinzessin. Also habe ich sie umworben und erobert. Junge trifft Mädchen, Junge verliebt sich in Mädchen, Junge schwängert das Mädchen.«
Katie zuckte zusammen. »Wie alt warst du da?«
»Gerade siebzehn. Wir haben geheiratet. David kam neun Monate später zur Welt. So hatte ich mir den Sommer nach dem Abschluss der Highschool wahrlich nicht vorgestellt. Aber wir haben gelernt, Eltern zu sein. Es war allerdings nicht einfach.«
Er ging nicht weiter ins Detail. Es würde
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