Eine Marcelli gibt nicht auf
entschieden, dass sie ihre eigenen Etiketten kreieren würden. Sie hatten drei unbeschriftete Flaschen aus der Vorratskammer genommen und sorgfältig Fotos von sich in ihrer schönsten Verkleidung darauf geklebt. Auf der Rückseite hatten sie handgeschriebene Etiketten angebracht, auf denen sie ihre Vorzüge angepriesen hatten.
Katie nahm die erste Flasche, die Brenna hochhielt, blickte auf das Bild einer elfjährigen Francesca, und reichte sie ihrer Schwester hinüber. Francesca stöhnte.
»Die Kesse«, las sie vor und trank noch einen großen Schluck Wein. »Francesca Marcelli wirft ihr langes Haar in einer Geste über die Schulter, die sie nicht nur als die Schöne, sondern auch als die Kesse kennzeichnet. Mutig, einfallsreich, mit einem kleinen Hauch von Respektierlichkeit ...« Sie hielt kurz inne. »Ich glaube, das sollte wohl ›Respektlosigkeit‹ heißen ... vereinigt sie Schönheit und Sprachwitz.«
Katie lachte, während sie die nächste Flasche nahm und sich auf dem Foto wiedererkannte. Sie war eingehüllt in meterlange Tüll- und Spitzenbahnen. Es war eins der aufwendigsten Kostüme, die sie vor all den Jahren gemacht hatte.
»Die Spritzige«, verkündete sie weiter. »Katie Marcelli ist eine prickelnde Mischung aus Schlagfertigkeit und Charme. Sie glänzt, sie funkelt, sie leuchtet. Wie der Champagner, den sie verkörpert, ist sie etwas ganz Besonderes, in allen Regenbogenfarben schillernd und kostbar.« Katie schaute auf. »Ich war schillernd?« Sie betrachtete ihren Arm und hob ihn gegen das Licht. »Da bin ich wohl herausgewachsen.«
Brenna kicherte. »Immerhin hast du leuchtende Farben. Ich bin nur eine Schlampe.«
Francesca drehte sich auf den Bauch. »Lies vor, oh, du Verführerische.«
Brenna seufzte. »Brenna Marcellis Sinnlichkeit beweist, dass sie die Verführerische ist. Dunkel, süß und ein wenig geheimnisvoll, ist sie ein schimmerndes Beispiel für all die jungen Frauen, die kurz davor sind, ihre Sinnlichkeit zu entdecken.«
Brenna schaute zu ihren Schwestern. »Ich habe mal geschimmert.«
»Du hast doch Jungs immer gehasst«, erinnerte Katie sie. »Was ist mit dir passiert?«
»Das waren die Hormone. Kaum war ich elf, fand ich Jungs auf einmal interessant.« Sie stellte die Flasche auf den Boden. »Zu schade, dass Mia so viel jünger ist. Sie war noch ein Baby, als wir die hier kreiert haben. Ich frage mich, wie sie sich bezeichnet hätte.«
»Als die Clevere«, behauptete Francesca.
»Diejenige, die am ehesten die Welt regieren wird«, meinte Katie.
Brenna lächelte und kletterte wieder aufs Bett. »Also, Francesca, was meinst du? Ich finde, wir sollten Zach mal Katies Flasche zeigen, wenn er das nächste Mal vorbeikommt.«
»Super Idee.«
Katie schüttelte den Kopf. »Wehe. Ich muss nicht schon wieder vor ihm bloßgestellt werden. Wie ihr euch vielleicht erinnert, hatte ich dieses Vergnügen bereits neulich, als er das erste Mal hier war.«
»Aber du hast dich davon erholt«, konterte Francesca. »Und ihr scheint eine Menge Zeit miteinander zu verbringen.«
Katie spürte, dass ihre Wangen zu glühen begannen. Vergeblich versuchte sie, sich einzureden, dass es am Wein lag, obwohl sie natürlich wusste, dass das nicht stimmte. »Ich arbeite schließlich mit dem Mann zusammen.«
»Aha.« Brenna nahm die Flasche Cabernet und schenkte sich nach. »Ich frage mich, ob da nicht vielleicht noch mehr dahintersteckt.«
Francesca nahm ihr die Flasche ab. »Ich mich auch. All diese spätabendlichen Unterhaltungen könnten zu etwas weit Interessanterem führen. Er sieht gut aus, ist clever ...«
»Für einen Scheidungsanwalt hat er ein ziemlich großes Herz«, fügte Brenna schmunzelnd hinzu. »Er liebt seinen Sohn.«
Mehr, als eine von euch auch nur ahnt, dachte Katie benommen. »Wir arbeiten zusammen. Das heißt, dass wir es bei einer rein geschäftlichen Beziehung belassen müssen.«
»Und dabei hatte ich gehofft, du würdest uns jetzt erzählen, dass du ihn schon nackt gesehen hast«, maulte Brenna.
»In deinen Träumen«, meinte Francesca. »Als wenn Katie mit ihm schlafen würde.«
Das muss am Wein liegen, dachte Katie, noch während sie den Mund öffnete und die Worte heraussprudelten. Denn sie hatte ganz sicherlich nicht vorgehabt, diese ganz spezielle Information auszuplaudern.
»Genau genommen habe ich nicht viel Schlaf bekommen.«
Einen Moment lang herrschte totale Stille, bevor ihre beiden Schwestern losschrien und zu lachen begannen. Brenna erholte sich als
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