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Eine Messe für all die Toten

Eine Messe für all die Toten

Titel: Eine Messe für all die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ein häßliches Entlein. Und
jetzt hatte er den Eindruck, daß ihm ein Preis entgangen war, den er schon zum
Greifen nah vor sich gesehen hatte. Der morgige Tag hatte allen Glanz verloren.
So sah es auch Ruth. Aber das konnte Morse nicht wissen.
     
     
     

13
     
    «Was zum Teufel wollen Sie denn hier?» knurrte
Chief Inspector Bell. Ein vierzehntägiger Urlaub in Malaga, der mit einem Streik
des spanischen Hotelpersonals zusammengefallen war, hatte ihn nicht in die
beste Laune versetzt, und die Fälle, denen er mit Vergnügen den Rücken gekehrt
hatte, waren natürlich in der Zwischenzeit nicht von seinem Schreibtisch
verschwunden. Aber er kannte Morse gut, sie waren alte Sparringspartner.
    «Noch viel Betrieb in den spanischen Puffs?»
    «Ich hab in Familie gemacht, Mann.»
    «Erzählen Sie ein bißchen von dieser
Lawson-Sache.»
    «Ich werde mich hüten. Der Fall ist
abgeschlossen und geht Sie nichts an.»
    «Was machen die Kinder?»
    «Undankbare Bande. Die nehm ich nie wieder mit.»
    «Der Fall Lawson ist also abgeschlossen?»
    «Ein für allemal.»
    «Aber es kann doch nichts schaden, wenn —»
    «Ich hab den Schlüssel verloren.»
    «Kinder sind immer undankbar.»
    «Meine besonders.»
    «Wo sind die Akten?»
    «Was wollen Sie denn wissen?»
    «Zunächst mal, wer Josephs umgebracht hat.»
    «Das war Lawson.»
    Morse blinzelte überrascht. «Ist das Ihr Ernst?»
    Bell nickte. «Das Messer, mit dem Josephs
ermordet worden ist, gehörte Lawson. Seine Putzfrau hat es ein paarmal auf
seinem Schreibtisch im Pfarrhaus gesehen.»
    «Aber Lawson war doch gar nicht in Josephs’
Nähe, als —» Morse unterbrach sich, und Bell fuhr fort:
    «Josephs war schon fast tot, als er das Messer
in den Rücken bekam. Akute Morphiumvergiftung am Tisch des Herrn, so heißt es.
Josephs war Kirchenältester und immer der letzte beim Abendmahl. Liegt doch auf
der Hand, daß...» Morse hörte nur halb auf Bells — nein, auf seine eigene
Erklärung «...gehört einfach zum Ritual. Den Kelch ausspülen, abwischen und bis
zum nächstenmal in den Schrank stellen. Kinderleicht. Aber Beweise haben wir
keine.» — «Aber wie hat Lawson — ?»
    «Er steht vor dem Altar und wartet, bis der
letzte Choral zu Ende geht. Er weiß, daß Josephs wie immer in die Sakristei gegangen
ist, um die Kollekte zu zählen, und glaubt, daß er bewußtlos, inzwischen wohl
schon tot ist. Aber plötzlich ruft Josephs um Hilfe, und Lawson rauscht in
seiner Batman-Kluft —»
    «Meßgewand», sagte Morse halblaut.
    «—durch die Kirche und verdeckt ihn mit diesem
Ding. Die anderen Besucher — viele sind es sowieso nicht — hält er von der
Sakristei fern, läßt Hilfe holen, und als er allein ist, stößt er Josephs
vorsichtshalber das Messer in den Rücken.»
    «Ich denke, die Kollekte ist weg?»
    Bell nickte. «Einer dieser Pennbrüder hat an dem
Gottesdienst teilgenommen. Lawson hatte sich gelegentlich um ihn gekümmert, ihn
im Pfarrhaus aufgenommen, ihm was von seinen alten Sachen gegeben und
dergleichen. Der Penner hatte am Altar neben Josephs gekniet.»
    «Er könnte das Gift in den Wein getan haben.»
    Bell schüttelte den Kopf. «Sie sollten
gelegentlich zur Kirche gehn, Morse. In dem Falle hätte nicht nur Josephs,
sondern auch Lawson dran glauben müssen. Der Pfarrer muß den Rest Wein
austrinken, der noch im Kelch ist. Morse, ich glaube, Sie werden alt.»
    «Aber die Kollekte ist jedenfalls weg», sagte
Morse matt.
    «Ja, die hat bestimmt dieser Penner mitgehen
lassen, Swan oder so ähnlich. Der hat das Geld in der Sakristei gesehen und es sich
unter den Nagel gerissen.»
    «Haben Sie nicht eben gesagt, daß Lawson die
anderen ferngehalten hat?»
    «Zunächst ja.»
    Morse wirkte nicht sehr überzeugt, aber Bell
fuhr munter fort: «Nach allem, was man so hört, ein durchaus gebildeter Typ, dieser
Penner. Wir haben natürlich einen Steckbrief rausgeschickt. Aber diese Burschen
sehen sich alle ähnlich, unrasiert und mit langem Zottelhaar. Auch wenn wir ihn
finden würden, könnten wir ihn nur wegen Diebstahl rankriegen, vielleicht auch nur
wegen Mundraub. Es waren höchstens zwei oder drei Pfund. Ironie des Schicksals,
wenn man so will. Hätte er Josephs’ Ta-I sehen durchsuchen können, hätte er
fast hundert erwischt.»
    Morse stieß einen leisen Pfiff aus. «Das
bedeutet aber, daß auch Lawson seine Taschen nicht durchsucht hat. Es heißt ja,
daß die Pfarrer heutzutage nicht gerade überbezahlt sind, und Lawson war
bestimmt kein

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