Eine mörderische Hoch-zeit
an.«
Sie begannen mit dem Laken. Nichts außer beißendem Gestank und diversen Flecken. Eve würde es der Spurensuche überlassen, den Stoff genau zu untersuchen, doch sie hatte inzwischen die Möglichkeit verworfen, dass Boomer in seinem eigenen Zimmer ermordet worden war.
Trotzdem war sie gründlich, schüttelte das Kissen, befingerte die Füllung und hob schließlich gemeinsam mit Peabody die Matratze an. Sie war schwer wie Blei und stöhnend drehten sie sie um.
»Vielleicht gibt es ja doch einen Gott«, murmelte Eve.
Unter der Matratze waren zwei kleine Pakete festgemacht. Eins enthielt ein seltsames, hellblaues Pulver, das andere eine versiegelte Diskette. Sie riss beide Päckchen ab, unterdrückte das Verlangen, die Pulvertüte aufzureißen und sah sich stattdessen die Diskette genauer an. Sie war nicht beschriftet, aber anders als die anderen Disketten war sie zum Schutz vor Staub sorgfältig verpackt.
Normalerweise hätte sie das Ding sofort in Boomers Rechner eingeschoben. Hätte den Gestank, den Schweiß, ja selbst den Schmutz noch ein paar Minuten ertragen. Doch die Frage, welche mikroskopisch kleinen Parasiten wohl inzwischen über ihren Körper krochen, machte sie verrückt.
»Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
Sie wartete, bis Peabody die Kiste mit den Disketten in den Flur hinaustrug. Dann warf sie einen letzten Blick auf das Kabuff, in dem ihr Informant gehaust hatte, schloss und versiegelte die Tür und ließ das rote Polizeilicht hinter sich zurück.
Die Dekontamination war, auch wenn sie nicht wehtat, nicht gerade angenehm. Einziger Vorzug, den sie hatte, war, dass es wirklich schnell ging. Eve saß zusammen mit Peabody splitternackt in einem nur mit zwei Hockern ausgestatteten Zimmer, dessen gerundete weiße Wände blendend weißes Licht auf sie abstrahlten.
»Wenigstens ist es trockene Hitze«, meinte Peabody und brachte Eve dadurch zum Lachen.
»So habe ich mir immer die Hölle vorgestellt.« Sie schloss ihre Augen und zwang sich zu entspannen. Auch wenn sie nicht wirklich klaustrophobisch war, fühlte sie sich in geschlossenen Räumen immer etwas unwohl. »Wissen Sie, Peabody, Boomer hat fünf Jahre lang für mich gearbeitet. Er war nicht gerade der elegante Typ, aber dass er so gelebt hat, hätte ich niemals gedacht.« Nach wie vor hatte sie den Gestank aus seinem Zimmer in der Nase. »Er war stets sauber und ordentlich gekleidet. Sagen Sie mir, was Sie in seinem Bad gesehen haben.«
»Schmutz, Schimmel, Schleim, Handtücher, die seit Wochen nicht mehr gewaschen worden waren. Zwei Stücke Seife, eins noch in der Packung, eine halbe Flasche Shampoo, eine Ultraschall-Zahnbürste, einen Rasierapparat, einen zerbrochenen Kamm.«
»Lauter Pflegeartikel. Er hat immer sehr auf sein Äußeres geachtet, Peabody. Ist sogar so weit gegangen, sich als Herzensbrecher zu sehen. Ich nehme an, die Leute von der Spurensicherung werden mir erzählen, dass das Essen, die Kleider, all der Dreck, zwei, drei Wochen alt sind. Was sagt Ihnen das?«
»Dass er sich dort eingesperrt hatte – dass er entweder so besorgt, so verängstigt oder einfach nur so beschäftigt war, dass er alles andere vernachlässigt hat.«
»Genau. Nicht gerade so verzweifelt, dass er zu mir gekommen wäre, um sich mir anzuvertrauen, aber doch besorgt genug, um ein paar Sachen unter der Matratze zu verstecken.«
»Wo ganz sicher niemand jemals danach gucken würde«, meinte Peabody trocken.
»Er war nicht unbedingt der Hellste. Haben Sie eine Vorstellung, was für ein Pulver das sein könnte?«
»Irgendeine illegale Droge.«
»Ich habe noch nie eine Droge in der Farbe gesehen. Also eventuell etwas Neues.« Das Licht wurde ein bisschen dunkler und dann schrillte eine Glocke. »Sieht aus, als wären wir wieder sauber. Lassen Sie uns frische Kleider holen und dann gucken wir uns die Diskette an.«
»Was zum Teufel ist denn das?« Eve starrte stirnrunzelnd auf ihren Monitor und spielte gedankenverloren mit dem schweren Diamanten, den sie um den Hals trug.
»Eine Formel?«
»Das habe ich mir selbst bereits gedacht, Peabody.«
»Sehr wohl, Madam.« Peabody trat einen Schritt zurück.
»Scheiße, ich habe Mathe immer schon gehasst.« Eve warf einen hoffnungsvollen Blick über die Schulter. »Kennen Sie sich damit aus?«
»Nein, Madam. Kein bisschen.«
Eve studierte die Mischung aus Zahlen, Buchstaben und Symbolen und begann zu schielen. »Mein Gerät ist nicht auf solche Sachen programmiert. Also müssen wir das Ding
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