Eine mörderische Hoch-zeit
vermarktungsfähiger.«
»Du hast doch etwas von dem Pulver.«
»Ja, und vielleicht kriege ich damit die Typen im Labor dazu, sich endlich zu bewegen. Trotzdem wird es mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ich habe.«
»Kannst du mir eine Probe von dem Pulver verschaffen?« Er drehte sich herum und sah sie lächelnd an. »Nichts gegen eure Polizeilabors, aber meine sind vielleicht ein bisschen besser.«
»Bei dem Zeug handelt es sich um ein Beweismittel.«
Wieder zog er die Brauen in die Höhe.
»Roarke, weißt du, wie weit ich bereits gegangen bin, indem ich dich darum gebeten habe, die Formel für mich zu entschlüsseln?« Sie atmete hörbar aus, dachte dann jedoch an Boomers zerschundenes Gesicht und den verdrehten Arm. »Ach, verdammt. Ich werde es versuchen.«
»Gut. Computer, ausschalten.« Der Bildschirm wurde schwarz. »Wirst du jetzt endlich schlafen?«
»Ein paar Stunden.« Endlich ließ sie zu, dass die Müdigkeit zurückkam, und schlang ihm die Arme um den Hals. »Deckst du mich noch einmal zu?«
»In Ordnung.« Er zog sie an seine Brust und sie schlang ihm ihre Beine um den Leib. »Aber dann bleibst du auch schön brav liegen.«
»Weißt du, Roarke, ich finde es wirklich erregend, wenn du derart dominant bist.«
»Warte, bis du erst im Bett liegst. Dann werde ich dir etwas zeigen, was dich ganz sicher noch stärker erregt.«
Lachend vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter und versank, noch ehe der Fahrstuhl das Schlafzimmer erreichte, in wohlverdienten Schlaf.
4
E s war stockdunkel, als das Link auf Eves Seite des Bettes zu blinken begann. Der Cop in ihr wurde zuerst wach, drückte auf Empfang und richtete sich auf.
»Dallas.«
»Dallas, o Gott, Dallas, ich brauche deine Hilfe.«
Mavis erschien auf dem Bildschirm, und sofort wurde neben der Polizistin auch die Freundin in ihr wach. »Licht an!«, befahl sie und im Zimmer wurde es so hell, dass sie das kreidebleiche Gesicht, die bläuliche Schwellung unter einem Auge, die breiten, blutenden Kratzer auf der Wange und die zerzausten Haare ihrer Freundin überdeutlich sah.
»Mavis. Was ist los? Wo bist du?«
»Du musst kommen.« Mavis’ Atem stockte. Sie stand eindeutig zu sehr unter Schock, um auch nur zu weinen. »Beeil dich. Bitte beeil dich. Ich glaube, sie ist tot, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Eve fragte nicht noch einmal nach Mavis’ Aufenthaltsort, sondern drückte ein paar Knöpfe, bat um Übermittlung der Adresse, von der aus Marvis sprach, und einen Moment später tauchte am Rand des Bildschirms Leonardos Name auf.
Eve sprach mit ruhiger, fester Stimme. »Bleib, wo du bist. Rühr ja nichts an. Hast du mich verstanden? Rühr nichts an und lass außer mir niemanden herein. Mavis?«
»Ja, ja, in Ordnung. Ich werde nichts anfassen. Beeil dich. Es ist so schrecklich.«
»Bin schon unterwegs.« Als sie sich umdrehte, war Roarke längst aufgestanden und stieg in seine Hose.
»Ich komme mit.«
Fünf Minuten später saßen sie in seinem Wagen und rasten durch die Nacht. Zunächst schossen sie über völlig menschenleere Straßen, in der City jedoch trafen sie auf Schwärme von Touristen, die sich unter Videoanzeigetafeln drängten, auf denen alles, was der Mensch sich wünschen konnte, feilgeboten wurde, kamen an den Straßencafes des Village vorbei, in denen modisch gekleidete Nachtschwärmer über winzigen Tassen Kaffee in tiefsinnige Diskussionen verstrickt waren, und erreichten schließlich die Umgebung, in der die verschlafenen Ateliers der Künstler lagen.
Roarke hatte bisher nur nach dem Ziel der Fahrt gefragt, wofür sie dankbar war. Immer noch sah sie Mavis’ bleiches, verängstigtes Gesicht vor ihrem Auge. Und schlimmer, noch viel schlimmer, war die zitternde – blutverschmierte – Hand.
Ein pfeifender Wind peitschte durch die Straßenschluchten und schlug Eve entgegen, als sie, noch ehe Roarke den Wagen am Straßenrand zum Stehen brachte, auf den Gehweg sprang, die dreißig Meter bis zur Haustür rannte und auf den Knopf der Sicherheitskamera hämmerte.
»Mavis. Ich bin es, Dallas. Mavis, verdammt.« Sie war derart erregt, dass sie glatte zehn Sekunden brauchte, ehe sie erkannte, dass die Kamera zerstört war.
Roarke trat gleichzeitig mit ihr durch die ungesicherte Tür und in den altersschwachen Lift.
Als die Tür des Ladens aufging, wusste Eve sofort, dass es wirklich so schlimm war, wie von ihr befürchtet. Als sie zum ersten Mal in Leonardos Loft gewesen war, hatte dort ein fröhliches,
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