Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Godfrey
Vom Netzwerk:
sich sträubte, weil ihn, wie alle Pferde, Ecken sofort in Panik versetzten. Ihre Schenkel- und Wadenmuskeln protestierten bereits. Sie war seit Jahren nicht geritten, dennoch zwang sie sich, größtmöglichen Druck auszuüben, um ihn in die Ecke zu steuern, anschließend durch das Gatter der Koppel auf die Weide. Sie signalisierte ihm, im Trab zu laufen, im Schritt, dann hielt sie vor Malcolm und glitt vom Sattel. Sie schwitzte zwar, verspürte jedoch auch ein Gefühl des Triumphs. Die Muskeln ihrer Oberschenkel zitterten, einen Augenblick lang dachte sie, daß sie hinfallen würde, aber sie fing sich wieder. Langsam gingen sie zum Gatter und dann in Richtung Haus.
    »Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich es nie zugelassen«, sagte Malcolm. »Aber es war herrlich. Du sahst wie meine Vorstellung von einer Walküre aus, als du auf diesem wunderschönen Pferd geritten bist.«
    Jane fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und versuchte ihre Erregung zu verarbeiten.
    »Nichts ist so aufregend anzuschauen wie eine schöne Frau auf einem Pferd«, fügte Malcolm hinzu. Als sie sich dem Haus näherten, ließ er den Abstand zwischen ihnen größer werden. »Tja, warum nicht? Weshalb sollen wir nicht einen Versuch riskieren? Aber nur für einen Monat. Falls Georgia dann noch immer nicht zurückgekommen ist, fühlen wir uns berechtigt, sie zu ersetzen. Ich bin sicher, daß ich das Management dafür gewinnen kann, also wenn du den Job willst, Jane, er gehört dir.«
    Er drehte sich um und ging schnell zum Haus zurück, und Jane beeilte sich, um Schritt zu halten. Sie war froh, daß er jetzt ihr Gesicht nicht sehen konnte.

Auf der Rückfahrt in die Stadt schwand Janes gute Stimmung dahin. Ihr kam der Gedanke, daß sie da etwas ganz Dummes initiiert hatte, das sie nicht würde durchhalten können. Es würde ihr einen Haufen Probleme einbringen. Sie brauchte Malcolms Respekt, um Erfolg bei Prospero zu haben. Und sie bildete sich keineswegs ein, daß es Respekt war, was ihn dazu veranlaßt hatte, ihr diese Chance zu geben.
    Wie hatte sie nur glauben können, daß sie imstande war, Georgias Job zu übernehmen? Wie hatte sie vor Malcolm so tun können, als sei sie auch nur im entferntesten qualifiziert? Allein der Gedanke war so absurd, daß ihr ganz übel wurde.
    Neben ihr auf der rechten Spur stand ein funkelnder schwarzer Bronco . Müde, verschwitzte Kinder rauften auf dem Rücksitz miteinander und drehten sich regelmäßig zu ihr um, um ihr die Zunge herauszustrecken. Die Eltern schauten starr nach vorn, ihre Gesichter waren abgespannt und verschlossen. Die Kinder hatten die Fenster heruntergekurbelt, und von Zeit zu Zeit riefen sie Jane Dinge zu wie: »Hey, hey , hübscher Wagen! Wieviel hat der gekostet?« Oder: »Hey, Lady, können Sie mich mal in Ihrem tollen Wagen mitnehmen ?«
    »Ich habe ihn gebraucht gekauft«, rief sie zurück, und das Mädchen, dem sie geantwortet hatte, hielt sich die Ohren zu, wurde rot und duckte sich unter das Autofenster. Aus dem Auto hinter ihr dröhnte Heavy Metal-Musik . Von Zeit zu Zeit flitzte ganz rechts ein Radfahrer in bunter Lycrakluft vorbei, das Gesicht hinter Schutzbrille und Helm verborgen. Jane dachte, welche Ironie es doch war, daß man an einem Sonntagabend die vierzig Meilen zwischen Wochenendhäusern und Toronto wahrscheinlich schneller mit dem Fahrrad als in einem auf Hochgeschwindigkeit angelegten Sportwagen zurücklegen konnte.
    Sie wandte sich in Gedanken dem Abend von Georgias Verschwinden zu und stellte sich die Party vor, wie Pat sie beschrieben hatte. Eine große Gesellschaft, alle in Pats kleines Haus gepfercht, die Schiebetüren der Nachtluft geöffnet, die schwer war von sich ankündigendem Regen. Georgia und Simon waren gekommen, als die Party schon in vollem Gange war. Pat hatte Simon begrüßt und ihm gezeigt, wo er ihre Regenmäntel hinlegen konnte, nämlich in das Schlafzimmer, in dem Jane übernachtet hatte. Dann hatte sie die beiden die Runde machen lassen und war zu ihrem Gespräch mit Freunden zurückgekehrt. Pat sagte, sie erinnere sich nicht an Details, nur daß Georgia ein wenig müde wirkte und daß Simon erklärte, sie arbeite zuviel. Später war Simon gekommen, um ihr mitzuteilen, daß er aufbrechen wolle und Ivor, der nach seinem Eindruck zuviel getrunken habe, um noch zu fahren, mitnehme. Georgia war schon vorher gefahren, vielleicht weil sie müde war.
    Simon sagte, sie sei auf jeden Fall imstande gewesen zu fahren, da sie nicht viel getrunken habe.

Weitere Kostenlose Bücher