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Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Godfrey
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nicht durchdacht, welchen Einfluß dies auf die Dokumentation hat und welche Verzögerung es geben wird. Ja, sie wüßten, daß wir uns auf dem Treffen am letzten Dienstag dagegen entschieden hatten. Gesenkter Blick, verlegenes Füßescharren . Ich spürte, wie mir der Dampf zu den Ohren rauskam , riß mich aber zusammen.
    Habe ein Sondertreffen sämtlicher Programmierer einberufen und ihnen die Sache vorgetragen. Catherine, Terry und Larry sind alle hochgegangen wie ein Schwung Knallfrösche. Ivor und Red haben es mit ihrer Superhacker-Nummer versucht und Prügel bezogen. Die Arbeiter des Entwicklungsteams (Terry und Larry) haben Krach geschlagen, weil sie wußten, daß sie im Recht sind. Catherine als Seniordesignerin stellte sich auf die Seite von Terry und Larry. Mir gelang es, mehr mit Kummer zu reagieren als mit Wut, als sie sich einigten, die Änderung vorzunehmen und in der sagenumwobenen Version 2 zu bringen. Das heißt natürlich, daß sie mit der Fehlerkorrektur, an der sie eigentlich arbeiten sollten, im Rückstand sind, und mit dem Integrieren und Testen. Am Schluß des Treffens lagen die Nerven bloß, und Blut war geflossen. Habe sie alle zu Pizza und Bier eingeladen und sie mit witzigen Geschichten über einige meiner bekannteren Schnitzer zum Lachen gebracht, aber der Druck nacht allen zu schaffen. Tun diese Typen das, damit wir das Produkt niemals ausliefern können? Wollen sie das? So werden sie sich nie dem Test stellen müssen, ob sie ihren eigenen Erwartungen und denen ihrer Kollegen gerecht wurden. Wie würde dieser Job aussehen, wenn jemals ein Mensch den Seelenzustand eines Technikfreaks verstanden hätte, dessen Produkt erscheinen soll?

    12. Mai

    Das Marketing kam heute zu einer Revisionssitzung und setzte uns ganz nebenbei davon in Kenntnis, daß sie Merkmale des Release 2 als Teil des Release verkauft haben. Sie mußten es tun — Forderung der Kunden. Ich habe ihnen gesagt, daß das nicht in Frage kommt. Sie sagten, wir könnten dann das Verkaufssoll vergessen, von dem das Überleben der Firma abhängt. Ich sagte, dann vergeßt ihr die Auslieferungstermine, auf die sich die Firma zwecks Fortbestand verläßt . Ich schlug vor, daß wir die Sitzung beenden und beide »Seiten« sich bis morgen fünf mögliche Lösungen für das Problem überlegen. Nach der Sitzung sagte Catherine, Marketing zerstöre die Seele und mache Lügner und Betrüger aus allen, die sich in diesem Geschäft betätigten. Red meinte, wer seinen Lebensunterhalt bestreite, indem er für die Firma lüge, sollte sich lieber von ihm fernhalten, oder er könne nicht mehr für sich garantieren. Ivor sagte, er persönlich verstünde, daß die Art ihres Broterwerbs sie zu Schleimern mache, die anderen sollten doch auch mehr Verständnis zeigen. Also mußte ich mit ihnen Lektion 23 zu dem Thema durchnehmen, daß wir den Leuten vom Verkauf unsere Jobs verdanken. Ihre Augen wurden glasig, und alles nahm seinen in der Softwarebranche üblichen Verlauf Auf jeden Fall habe ich ihnen gesagt, daß sie sich trotzdem morgen um zehn Uhr mit fünf Lösungen für die Probleme des Marketings einzufinden haben.

    19. Mai
    Ich komme zu dem unangenehmen und zwangsläufigen Schluß, daß ich Ivor nicht trauen kann. Warum hat er eingewilligt, im Team zu bleiben, wenn er keinen Respekt vor mir hat?
    Heute...
    Das Telefon summte. Es war die Gruppensekretärin. »Mr. Morton möchte, daß Sie sofort in sein Büro kommen .«
    Jane schaute auf ihre Uhr. »Sofort? Haben Sie ihm nicht gesagt, daß ich in fünf Minuten meine erste Teamsitzung habe?«
    »Doch, das habe ich, und er meinte, ich solle es abblasen und Sie in sein Büro schicken. Umgehend, sagte er.«
    »Na schön«, entgegnete Jane verblüfft und alarmiert. »Könnten Sie mir den Weg zeigen?«
    Die Sekretärin führte Jane durch Korridore, eine breite Treppe hoch und in ein kleines Eckbüro. Obwohl Malcolm eigentlich nicht bei Prospero arbeitete, hatte er hier ein eigenes Büro und war in der Übernahmephase ein oder zwei Tage pro Woche gekommen. Er telefonierte gerade. Malcolm winkte Jane zu einem Stuhl vor dem Schreibtisch, und sie nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich umzuschauen. Es war ein kahles Büro mit einem großen Kiefernfurnierschreibtisch, Telefon, Computer und einem Aktenstapel auf einer anscheinend leeren Anrichte. Malcolms Aktenmappe lag offen auf dem Schreibtisch, daneben war ein Stapel Ausdrucke ausgebreitet.
    »Ja, ja, das haben wir alles unter Kontrolle«, sagte Malcolm

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