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Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Godfrey
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solche Bedingungen für eine Ex-Frau unerträglich sind!«
    »In Sorgerechtsstreitsachen, Jane, versucht das Gericht eine Entscheidung zum Besten der Kinder zu fällen, nicht zum Besten der Eltern.«
    »Es wäre unerträglich für die Kinder!«
    »Das sagen Sie, und ich nehme es zur Kenntnis. Trotzdem finde ich, Sie sollten sich das durch den Kopf gehen lassen und mir eine durchdachtere Antwort geben. Wie wär’s, wenn ich Sie nächste Woche anrufe? Nehmen Sie sich das Wochenende, um darüber nachzudenken. Werden Sie das tun, Jane?«
    Jane wußte, daß er recht hatte. Sie brauchten eine bessere Antwort, eine kreativere Antwort, als einen Aufschrei der Empörung und des Kummers. Es gelang ihr, ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen, und sie willigte in seinen Vorschlag ein. Doch als sie auflegte, sich einen Kaffee holte, trank und wieder zu ihrer Liste zurückkehrte, merkte sie, daß der Schwung, mit dem sie an die Aufdeckung der Motive von Ivor, Red und Catherine gegangen war, verschwunden war. An seine Stelle trat eine matte, stille Trauer. Was spielte es denn wirklich für eine Rolle, ob Ivor und Co. vorhatten, Prospero den Laufpaß zu geben und zu einer anderen Firma überzulaufen? Sie verließen das Schiff zu spät, um Crystal noch ernsthaft zu schaden. Crystal war fertig; einige letzte Korrekturen, die Aufbereitung der Dokumentation und Verpackung, und alles wäre bereit für die Auslieferung. Die drei würden wie Opportunisten aussehen, wenn sie in diesem Stadium zu einem Konkurrenten gingen.
    Aber konnte das dahinterstecken? Daß sie angenommen hatten, wenn Jane Georgia ersetzte, könnten sie die Auslieferung lange genug hinauszögern, um der Konkurrenz eine Chance zu geben? Und jetzt gerieten sie in Panik?
    Sie stand auf und ging zu Ivors Büro. »Ich möchte gern verstehen«, sagte Jane und schaute Ivor ohne zu lächeln an, »weshalb Ihr euch, da ihr über genügend Anteile an Prospero verfügt und viel zu verlieren habt, falls Crystal den Auslieferungstermin nicht einhält, solche Mühe gebt, ihn zu verschieben?«
    Ivors Büro war wie aus dem Ei gepellt. Er hatte drei Computer: zwei PCs, je mit einem anderen Betriebssystem, und eine Sun-Workstation. Alle drei waren über ein lokales Netzwerk mit Prosperos Minicomputer verbunden. Seine Bücherregale waren vollgestopft mit technischen Zeitschriften, die sorgfältig nach Erscheinungsdatum sortiert waren, und Aktendeckeln mit Computer- und Software-Dokumentationen. Auf seinem Schreibtisch befand sich lediglich ein Stapel Ausdrucke, die mit Notizen in roter Tinte bekritzelt waren. Ivor nahm seine Brille ab und rieb sich müde die Augen. Dann fuhr er mit den Fingern durch seinen kurzen, struppigen dunklen Bart. Er trommelte auf die glänzende Platte seines Schreibtischs. »Zunächst mal möchte ich mich entschuldigen, daß ich heute morgen diesen Guerilla-Angriff auf dich angeführt habe. Es war dumm, und es tut mir leid.«
    »Es geht nicht so sehr darum, was ihr getan habt, sondern um das Warum.«
    »Nimm dir einen Stuhl, Jane. Unterhalten wir uns.«
    Ivors Schreibtisch stand an die Wand gerückt in der Ecke seines Büros. Er war L-förmig , ein Arm war ein richtiger Schreibtisch mit Schubladen, der andere ein niedrigerer Tisch, auf dem die drei Computer standen. Ein einzelner Stuhl für Besucher stand am Ende des Schreibtischteils des L. Als Jane sich setzte, drehte Ivor seinen Stuhl herum, so daß er sie ansah. Seine Knie waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt, sein Gesicht war jetzt in Augenhöhe und sehr nah. Sie konnte die vergrößerten Poren auf seinen Wangen sehen und seine merkwürdig schönen Augen. Sie waren sehr groß, mit langen dunklen Wimpern, das Weiß war leicht gelblich, die Iris fast schwarz. Er blickte sie konzentriert an, und weil sein Blick so direkt war, hatte er etwas Verführerisches, dem Jane sich nur mit Mühe entziehen konnte. Es war, dachte sie, als ob er bewußt versuchte, Macht über sie auszuüben. Sie hatte ihn beobachtet, wie er Red und Catherine dominierte, die beide starke Persönlichkeiten waren. Selbst Malcolm kostete es ab und zu Mühe, sich gegen Ivor zu behaupten, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab. Ivors Macht lag zum Teil in seiner außergewöhnlichen Intelligenz und in seinem Eigensinn begründet, und Jane merkte, daß sie Angst vor ihm hatte. Sie verspürte den sehr starken Impuls, mit ihrem Stuhl abzurücken, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, doch sie verkniff es sich.
    »Zunächst mal«, fuhr

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