Eine mörderische Karriere
Bleistift in das Glas zurück und schob den Block an die Seite des Schreibtischs. »Nein, das glaube ich nicht. Sicher, wenn Ivor von etwas überzeugt ist, ist er sehr entschlossen, und Red zieht immer mit. Ich finde es am besten, man läßt sie sich alles von der Seele schaffen. Ich will nur meine Arbeit tun. Ich habe nicht viel Zeit für solche Sachen.«
»Für welche Sachen?«
»Du weißt schon, persönliche Konflikte, Machtkämpfe im Büro,«
»Wie kannst du das sagen, Catherine? Was du tust, zählt. Du kannst dich nicht ausklinken. Du hast Ivor unterstützt. Du hättest auch Georgia unterstützen können, aber das hast du nicht getan.«
»Georgia brauchte meine Unterstützung nicht.«
»Warum sagst du das?«
»Georgia war ein erstaunlicher Mensch«, sagte Catherine langsam. »Durch ihren akademischen Hintergrund verstand sie meine Arbeit besser als jeder andere. Wir hatten oft lange Gespräche über Linguistik oder Philosophie, und wir haben einige Male wirklich gut am Benutzer-Interface zusammengearbeitet. Die Sache mit Georgia war die, wenn sie erst mal eine Entscheidung getroffen hatte, dann war sie so... so sicher. Sie brauchte niemanden.«
»Du hörst dich an, als hättest du sie bewundert.«
»Oh, das tat ich auch. Ich weiß, du warst eine Freundin von ihr, Jane. Du hattest großes Glück. Sie war ein wundervoller Mensch und hat einen großen Beitrag zu dem geleistet, was das Besondere an Crystal ist. Sie war mehr als ein bloßer Projektmanager. Deshalb waren ihre Meinungsverschiedenheiten mit Ivor schwer zu verstehen. Wie konnte sie sich am Schluß gegen das Projekt stellen, wollen, daß es erscheint, obwohl es nicht perfekt war?«
»Ich habe ihre Projekttagebücher gelesen«, sagte Jane. »Sie hat sich nicht gegen das Projekt gestellt. Überhaupt nicht. Sie hielt es für gut genug. Keine Software ist jemals perfekt.«
Catherine lächelte, ein kleines, trauriges Lächeln. »Das war eine ihrer Redensarten. Ich weiß noch, wie sie direkt dort saß und es zu mir sagte, als ich über dieses Thema mit ihr stritt. Und wir einigten uns darauf, verschiedener Meinung zu sein. Jetzt ist es wohl dasselbe. Es war so klar für mich — ich meine, daß wir noch warten sollten — deshalb dachte ich wohl, Georgia wäre total unlogisch. Und damit hatte ich Probleme. Wir distanzierten uns, wir arbeiteten nicht mehr so eng zusammen. Ich spürte den Verlust damals, aber irgendwie war das nichts im Vergleich dazu, wie ich sie jetzt vermisse...« Sie machte eine Pause, und Jane ließ es zu, daß sich das Schweigen in die Länge zog. »Jane«, fuhr Catherine fort, »weiß jemand, hat man irgendeine Ahnung, wer... Ich meine, es muß doch ein Fremder, ein Psychopath gewesen sein. Man hat doch niemanden in Verdacht, der ihr nahestand, oder?«
»Ich bin nicht sicher«, erwiderte Jane. »Im Augenblick ist wohl jeder verdächtig. Ich weiß, daß die Polizei noch ermittelt, aber soweit ich informiert bin, kommen sie nicht weiter.«
»Jedenfalls«, sagte Catherine, »habe ich sehr ungern Ivors Partei gegen sie ergriffen. Es gefiel mir ganz und gar nicht. Ich wünschte, all das wäre nie passiert. Hoffentlich finden sie den, der ihr das angetan hat, und hoffentlich wird er streng bestraft. Ich vermisse sie sehr, wirklich sehr.«
Als Sie die Kieszufahrt hinauffuhr, empfand Jane ein unerwartetes Gefühl freudiger Erwartung. Malcolms riesiges Haus war hell erleuchtet, das Licht strömte aus den großen Flügelfenstern an der Vorderseite nach draußen in die heraufdämmernde Sommernacht.
Das Haus sah verlockend aus. Jane, die ihre Gefühle als Sehnsucht nach Ruhe und Frieden erkannte, rief sich in Erinnerung, daß die gepflegten Fassaden der Häuser der Reichen Illusion waren. Sie wußte es, sie hatte mit ihrem Mann in einem solchen Haus gelebt; er lebte immer noch in solch einem Haus. Und Tom ebenfalls — in seinem Haus mit den Unmengen getrockneter Blumen, den Möbeln aus gebeiztem Kiefernholz, den Kupfertöpfen und plumpen, mit Daunenfedern gefüllten Sitzmöbeln. Was für ein gemütliches, einladendes Leben es zu verheißen schien. Sie dachte an Tom. Er war jetzt seit fast zwei Wochen weg, und sie vermißte ihn. Gleichzeitig war nicht zu leugnen, daß es erholsam war, nicht ständig in der Furcht vor diesen plötzlichen und unerklärlichen Eifersuchtsanfällen leben zu müssen.
Sie parkte den Wagen, schaltete die Scheinwerfer aus und blieb einen Augenblick sitzen, in der Hoffnung, daß die ihr unerklärliche Erregung
Weitere Kostenlose Bücher