Eine mörderische Karriere
in ihren Wagen und steckte den Schlüssel ins Zündschloß . Er beugte sich über das Auto und legte die Hand auf ihr Haar. »Ich bin nicht durcheinander.«
»Na großartig«, sagte sie lächelnd, während sie den Zündschlüssel drehte. »Aber ich. Wir reden morgen, wenn ich nicht mehr so angesäuselt bin.«
»Gut, Jane, wenn es das ist, was du willst.«
Er trat vom Auto zurück, steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute sie mit einem verwirrten, harten, leicht zynischen Ausdruck an. »Bis morgen«, rief sie über den Motorenlärm. Sie wendete und fuhr los, wobei der Kies hinter sie auf das vorbildlich gemähte Gras, den Gehweg und den gefegten Plattenweg spritzte. Im Rückspiegel sah sie, wie er dastand und sie beobachtete. Was für ein gottverdammter Idiot bin ich doch, dachte sie. Den ganzen Weg zu Pats Haus machte ihr Körper ihr Vorwürfe, die Lust, die ihr Gastgeber und der Abend geweckt hatten, das Essen und der Alkohol — alles zusammen kreiste durch ihren Körper und machte, daß sie sich ganz krank fühlte.
Jane wachte plötzlich auf. Ihr Herz hämmerte. Ihr war, als müßte sie ertrinken. Starke, rhythmische Wellen der Angst und Übelkeit überspülten sie. Ihre Haut war feucht. Mühsam setzte sie sich im Bett auf und versuchte sich zu orientieren. Sie war schnell und traumlos in Pats Gästezimmer eingeschlafen. Das Fenster stand weit offen, und draußen konnte Jane den Nachthimmel sehen, der mit schwachen, milchig durchscheinenden Wolkenfetzen bedeckt war. Sie stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus.
Ihr Zimmer lag an der Seite des Hauses. Eine geschwungene Rasenfläche führte zu einem breiten Baumgürtel hinunter, der jetzt, in der bewölkten Nacht, nur verschwommen zu sehen war. Obwohl es eine warme Nacht war, fröstelte Jane. Sie ging zu ihrem Bett zurück, stieg hinein, kuschelte sich in die Mitte und schichtete die Decken über sich auf. Doch kurz darauf kamen die Wellen der Angst wieder, stärker als zuvor, und der Schweiß brach ihr aus. Sie schlug die Decken zurück, stand auf und zog schnell, obwohl sie sich sehr schwach fühlte, ein Shirt und Jeans an, ging leise auf nackten Füßen den Flur hinunter, schob die Türen zur Terrasse auf und trat nach draußen.
Die Wolken glitten vor den Mond und verbargen ihn. Der Wind schüttelte die Wipfel der Bäume. Man konnte in der Dunkelheit gerade noch die Umrisse der Gebäude, die Seite des Hauses, die Garage, die Dächer von Malcolms Scheune in der Ferne ausmachen.
Jane setzte sich in einen Liegestuhl und zog die Füße unter sich. Wann werde ich endlich dazulernen? dachte sie. Wann werde ich aufhören, diese furchtbaren Fehler zu machen? Warum tue ich so was? Weil ich einfach kein guter Mensch bin, deshalb. Und ich scheine mich auch überhaupt nicht zu verbessern. Mit einundzwanzig habe ich zugelassen, daß mein Mann mir meine Kinder wegnimmt. Ich habe nicht mal versucht, sie zurückzubekommen. Ich ließ ihn ihr Leben formen und vergab für immer die Chance, ihre Mutter zu sein, als sie klein waren. Jetzt sind sie gegen mich, und was kann ich dagegen ausrichten? Ich kann sie nicht zu meinem Besitz machen, nicht zwingen, mich zu lieben. Ich kann es nicht ungeschehen machen. Ich dachte, weil mein Mann Geld und Macht hatte, könnte er ihnen Sicherheit geben. Ich muß gedacht haben, daß das auch Liebe bedeutet. Und dann, heute abend, was habe ich getan? Ich wollte Malcolm, und er muß es gemerkt haben. Warum lerne ich nie dazu? Was stimmt nicht mit mir — ich fühle mich von mächtigen Männern angezogen, wo ich doch hätte lernen müssen, daß sie mir nur Unglück bringen. Heute Abend hätte ich beinahe Tom betrogen und dazu mein Berufsleben ruiniert, und ich weiß nicht mal wieso.
Ob ich meine Kinder aufgegeben habe, damit ich frei bin, um mir viel Geld und Macht zu verschaffen, weil ich mir beides so sehr wünsche? Dieser Gedanke machte sie so traurig, daß sie die Arme um ihre Knie schlang und auf dem Liegestuhl vor- und zurückschaukelte, um nicht loszuheulen.
Ich werde an etwas anderes denken, überlegte sie. Es ist zu furchtbar. Doch dann sagte sie sich, nein, das wirst du nicht, Jane, du wirst schön genau darüber nachdenken. Mit Sicherheit habe ich auf die Kinder verzichtet, weil ich das Beste für sie wollte und weil ich dachte, ich könnte es ihnen nicht geben. Aber ich war durcheinander. Ich habe Geld, Sicherheit und Liebe durcheinandergebracht. Jetzt, wo es so aussieht, als ob sie gegen mich sind, erkenne ich, wie
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