Eine mörderische Karriere
ja nicht unhöflich sein, aber solltest du heute nicht zu Malcolm rüberfahren ? Hast du mir nicht gesagt, daß du kommst, um mit ihm zu reiten?«
»Oje.« Jane schaute auf ihre Uhr. »Wir haben zehn Uhr ausgemacht, und das ist es jetzt. Noch eine Sache, bevor ich verschwinde. Du sagtest doch, ich sollte keine Nachforschungen zu Georgias Tod anstellen, aber als ich dich nach dem Grund fragte, weigertest du dich, mir eine Antwort zu geben. Jetzt mußt du es. Du siehst ja selbst, daß ich nicht aufgeben werde. Ich glaube, du bist es mir schuldig, mir zu sagen, was hinter dieser Warnung steckte.«
Pat hatte zurückgelehnt gesessen, das Gesicht in die Sonne gestreckt, mit geschlossenen Augen, während sie sprach. Jetzt drehte sie sich herum, schwang die Beine seitlich vom Liegestuhl hinunter und setzte sich langsam auf. Sie sah Jane an und beugte sich beim Sprechen zu ihr. »Ich weiß, es klingt komisch, Jane, aber die Wahrheit ist, ich weiß es nicht. Ich habe nur das Gefühl... einerseits bist du so knallhart, so ehrgeizig und ein echter Profi. Es hat den Anschein, du würdest alles tun, um zu bekommen, was du haben willst. Und auf der anderen Seite, im Privatleben, wirkst du auf mich so zerbrechlich. So wie du von Georgia sprichst, kommt es einem so vor, als ob du nur dastehst und darauf wartest, daß einer dir die Torte ins Gesicht schmeißt.«
»Prima. Und was ist die Torte? Worüber machst du dir Sorgen?«
Pat zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht genau.«
Jane glaubte ihr nicht. Ihre Miene, ihre Gesten, ihre Stimme, alles sagte ihr, daß Pat log. Aber es war auch klar, daß nichts, was Jane sagte, Pat umstimmen würde. Pat glaubte, daß sie ihre Freundin beschützte, und sie würde so weitermachen, ganz gleich, was Jane dazu meinte.
Sie stand seufzend auf und berührte Pat sanft an der Schulter. »Ich fahre, sobald ich angezogen bin. Heute abend komme ich wieder, dann können wir weiterreden. Denk darüber nach. Ich hoffe, du verstehst meinen Standpunkt. Unwissenheit ist nicht selig. Es könnte mir helfen zu wissen, auf was ich mich einlasse.«
Pat lehnte sich zurück, hielt den Kopf wieder in die Sonne und schloß die Augen. »Da habe ich erhebliche Zweifel«, erwiderte sie.
Jane fand Malcolm auf der Koppel, wo er zwei gesattelte und aufgezäumte Pferde inspizierte. Seine Begrüßung war herzlich, er wirkte ganz entspannt. Doch der Blick, mit dem er ihr windzerzaustes Haar, die verwaschene Jeans und abgewetzten Reitstiefel registrierte, war zu wohlgefällig für einen Freund. Sie erwiderte sein Lächeln, ohne ihm in die Augen zu sehen, und sträubte sich gegen die starke Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. Denn ihr wurde bewußt, daß die Wünsche, die am Abend zuvor in ihr erwacht waren, sich nicht abgeschwächt hatten, sondern, wenn überhaupt, noch intensiver geworden waren.
Malcolm, in alten Jeans, einem verwaschenen Madras-Hemd , herrlich polierten Reitstiefeln und mit seiner Bräune, wirkte fit und voller beherrschter gesunder Energie, was Jane gegen ihren Willen erregend fand. Er reichte ihr einen Reiterhut , den sie sich aufsetzte. Es war ein willkommener Schutz gegen die Sonne, die inzwischen knallheiß brannte.
In der Luft hing der Geruch von gemähtem Gras, Staub und Pferden. Von der Ahorngruppe am Ende der Koppel kam das Gekrächze von Krähen, erschrocken, rauh , spöttisch.
Die Pferde trotteten nebeneinander den Feldweg entlang. Malcolm erklärte Jane, er werde eine Runde über den Besitz mit ihr machen und dann hinaus zum Steilhang. »Bist du für einen ganzen Tag gerüstet? Ich weiß, daß du nicht regelmäßig reitest. Später wirst du total steif sein.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Jane gutgelaunt. »Das ist es mir wert.« Sobald sie im Sattel saß, war sie vollkommen glücklich. Das Pferd reagierte auf jeden Druck ihrer Knie und Schenkel. Sie spürte die Kraft in ihm, als es zu langsamem Galopp ansetzte. Die weißen Zäune zogen verschwommen vorbei, die Luft strich weich und warm um ihre Wangen, der Rhythmus des Pferdes war fast so befriedigend und sinnlich wie Sex.
Malcolm war ein Stück vorausgaloppiert. Sein Pferd, ein großer Fuchs mit weißen Fesseln, hatte einen längeren, schnelleren Schritt. Jane ließ ihn vorbeiziehen. Wenn er um die Wette reiten wollte, dann konnte er das ohne sie machen. Sie genoß die Sonne, die Hitze, selbst der Staub auf ihren Lippen fühlte sich gut an. Es gab keinen Grund zu hetzen, sie ließ ihr Pferd einfach laufen, sein natürlicher
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