Eine mörderische Karriere
falsch ich lag. Meine egoistischen Instinkte, sie zu behalten, waren richtig. Aber woher weiß man, wann man seinen Gefühlen trauen soll?
Heute abend schienen mich alle meine Instinkte in Malcolms Bett zu treiben. Ich werde nie wissen, warum ich gegangen bin. Mein Gott, wie ich ihn begehrt habe, immer noch begehre. Und dieses Begehren widert mich an. Denn ich will Tom lieben und ihm gegenüber loyal sein und bei ihm bleiben. Ach, es ist unmöglich! Es ist alles solch ein Chaos.
Sie fing an zu zittern. Sie stand auf, ging hinein, in die Küche, goß sich ein großes Glas Wasser ein, kippte es hinunter, goß sich noch eines ein und nahm es mit nach draußen. Auf den Bodenfliesen sah sie in dem trüben, gefilterten Mondlicht ihre feuchten Fußabdrücke, der vordere Teil sah jeweils wie eine kleine Tierfährte aus.
Ich muß mich zusammenreißen, dachte Jane. Immer eins nach dem anderen. Ich kann vor dieser Schlechtigkeit in mir nicht davonlaufen, ich muß damit leben und den Schaden, den ich anrichte, zu begrenzen versuchen. Ich muß versuchen, die Kinder zurückzubekommen, damit sie wissen, daß ihre Mutter sie wirklich liebt. Wie weh es auch tut, daß ich nicht die Mutter sein kann, die ich so gern sein möchte. Und zu Malcolm muß ich nein sagen, und zwar so, daß er weiß, daß ich es auch so meine. Ich muß herausfinden, wer Georgia getötet hat und aus welchem Grund, denn sonst hat alles keinen Sinn...
Pat fand Jane im Tiefschlaf auf dem Liegestuhl, als sie gegen zehn Uhr am folgenden Morgen im Badeanzug und mit einer Tasse Kaffee in der Hand nach draußen auf die Terrasse kam.
»Jane! Ich dachte, du bist noch im Bett. Wann bist du gestern Nacht überhaupt gekommen? Ich habe bis elf Uhr gewartet, dann habe ich dich aufgegeben.«
Jane drehte sich stöhnend auf dem Liegestuhl um, schwang die Beine hinunter und setzte sich auf. Ihr Körper war steif, und sie hatte einen Abdruck des Plastikpolsters auf der Wange. Sie rieb sich die Augen. »Mensch, ist mir schlecht. Igitt. Laß mich einen Moment verschnaufen, Pat.«
Es war schon drückend heiß. Jane kratzte an einigen Mückenstichen an ihren Händen und Handgelenken und trank das lauwarme Wasser aus, das noch in ihrem Glas war. »Wenn ich mich noch eine Spur mieser fühlen würde, wäre ich tot«, grummelte sie. Aber eigentlich stimmte das nicht. Die nächtlichen Gedanken waren erst einmal abgehakt. Sie fühlte sich leer, schwach und in friedlicher Stimmung. »Warte eine Sekunde auf mich, Pat, ich bin gleich wieder da und sage dir dann richtig guten Morgen.« Sie ging rein, duschte schnell, zog ihren Badeanzug an, stellte fest, daß Pat Kaffee gekocht hatte, bediente sich und ging dann wieder auf die Terrasse.
»O Mann, das war zuviel Alkohol gestern abend bei Malcolm«, sagte sie.
»War das alles?« fragte Pat lächelnd.
»Ich weiß, was du denkst, Pat, und die Antwort ist nein. Es hat mich gereizt, aber ich habe nicht mit ihm geschlafen.«
»Du kannst es mir ruhig sagen, Jane, es macht mir jetzt nichts mehr aus, mit wem Malcolm schläft.«
»Wirklich«, fuhr Jane sie an. »Ich würde Tom nie verletzen, und damit basta.«
»Okay, okay, kein Grund, gleich so selbstgerecht zu werden. Malcolm kann unwiderstehlich sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Selbst Georgia konnte sich nicht immer gegen ihn zur Wehr setzen, wenn er etwas wollte.«
»Hör zu«, ging Jane plötzlich auf Pat los, ihr Gesicht lief knallrot an. »Mir stehen diese Andeutungen wegen Georgia bis hier. Von dir, von allen. Ich will wissen, was du mir verschweigst. Ich werde so oder so herausfinden, was mir alle verschweigen. Okay?«
»Hey, Jane, reg dich ab — «
»Nein, ich werde mich nicht abregen. Machen wir uns an die Arbeit. Fangen wir mit deiner Party an. Ich will genau wissen, was Georgia an jenem Abend alles gemacht hat. An all diesen Geschichten über die Party stimmt etwas nicht. Die Leute haben mir irgendwas verschwiegen, da sind ein paar Ungereimtheiten.«
»Wovon redest du? Es war ein ganz normales feuchtfröhliches Zusammenkommen mit Alkohol für Yuppies.«
»Fangen wir mal ganz vorn an, und denk mal ganz logisch, ja? Wann sind Simon und Georgia gekommen?«
»Um Himmels willen, Jane. Das ist Wochen her. In meinem Leben hat es zu viele Parties gegeben, als daß ich mich an solche Einzelheiten erinnern könnte.«
»Also, kamen sie zusammen?«
Pat lehnte sich in ihrem Liegestuhl zurück, schloß die Augen und hielt das Gesicht in die Sonne. Auf ihrer Stirn
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